Barbaras Auswärtsspiel

10.1.2011


Anmerkung der Kolumnistin: An dieser Stelle möchte ich mich bei all den Lesern bedanken, die ins Gästebuch gefunden haben, bei manchen war ich wirklich überrascht. Grüßen möchte ich vor allem die schüchterne Leserin, die ich zufällig beim Einkaufen in Vaals getroffen habe und die sich immer noch nicht getraut hat. Ich weiß ja, dass du liest. Alle anderen, von denen ich das nicht weiß, bitte ich noch mal, traut Euch: Es tut gar nicht weh und ich freu mich drüber…

Happy New Year…and home again

Der Urlaub ist vorbei, er tat gut. Im tief verschneiten Deutschland besuchten wir Freunde und Verwandte in Aachen, Stommeln, Würzburg und Berlin. Es war ein wirklich intensiver Urlaub und trotz der Fahrerei auf glatten Straßen, war er entspannend, erholsam und vor allem nahm er mein Heimweh.

Die Erfahrung in Aachen Urlaub zu machen, nur Dinge zu tun, die Spaß machen (Na gut, nicht ganz, ich bin letzte geworden beim Doppelkopfspielen und auch beim Siedeln mit Schumanns, bisschen ärgern gehört auch dazu) und Menschen zu treffen, die man mag, ist eine ganz Besondere. Durch den tief verschneiten Winterwald bei strahlendem Sonnenschein wirkte Aachen wie im Skiurlaub. Ausgedehnte Hundespaziergänge mit all den Menschen die ich so sehr vermisst habe. Weihnachten und die Tage dazwischen gehörten der Verwandtschaft und Silvester feierten wir in Berlin. Wer glaubt man müsse das am Brandenburger Tor tun, liegt falsch, denn die Schneebar in Oli und Monis Garten, liebevoll Tittibar genannt, gestaltet von zwei berühmten Künstlerinnen aus Aachen und Vaals, war wirklich ein Geheimtipp.


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Nach zwei vollen Wochen freute ich mich tatsächlich wieder auf zu Hause und genau das habe ich gehofft. Habe ich nicht vor Weihnachten das allerschlimmste Heimweh gehabt? Ist nicht Heimweh der Wunsch nach Hause zu kommen? Ich habe Urlaub zu Hause in Deutschland gemacht, aber ich bin nun hier in Kalifornien zu Hause und das weiß ich jetzt.

Ich habe zum Abschied von einer lieben Freundin ein Bild bekommen, auf dem steht: zu Hause ist nicht wo das Herz ist, zu Hause ist wo der Hund ist. Da ich meine Hunde immer mitnehme, müsste ich überall zu Hause sein, aber so ganz stimmt das nicht.

Zu Hause ist, wo ich mich auskenne, wo mein Bett steht, wo ich meinen Alltag erlebe. Und tatsächlich traf ich am Samstag beim Einkaufen im Supermarkt Martha mit ihren Kindern. Wir schwätzten und ich freute mich. Zu Hause ist man da, wo man beim Einkaufen Bekannte trifft.

Daniela, die Bedienung in der Reinigung, begrüßte mich mit Namen, obwohl ich schon lange nicht mehr da war und sie rief sogar an, um mir zu sagen, dass der Anzug fertig war. Sie kennt mich. Zu Hause ist man, wo Verkäufer einen beim Namen nennen.

Und dann rief Anke an, ob wir uns nächste Woche treffen wollen. Na klar, zu Hause ist man da, wo das Telefon klingelt, weil sich jemand mit dir verabreden will.

Ich bin jetzt hier zu Hause und tatsächlich froh wieder hier zu sein. Kalifornien zeigt sich im Moment auch von seiner schönsten Seite. Es riecht wie im Frühling, die Hügel werden grün, weil das Gras wächst. Nachts gehen die Temperaturen runter bis auf 2°C, sogar auch mal darunter, aber wenn die Sonne scheint, schafft sie es die Luft auf 15°C zu heizen. Die Vögel zwitschern und ich bin bereit die Arme aufzumachen und die schönen Dinge zu sehen, ohne zu meckern…

Gestern holten wir Jonathan bei einem Freund ab, der in San Franzisko wohnt. Wir fuhren über Halfmoonbay, ließen die Hunde mal kurz am Strand für etwa 10 Minuten frei, sammelten dann Jonathan in San Franzisko ein und nutzen die Gelegenheit für ein bisschen Sightseeing.


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Was für ein Riesenglück. Mal eben ans Meer und dann in die Stadt.


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My blues is over and now I will open my mind for the beautiful things in California.



17.1.2011


Secondary Inspection

Wenn wir in Deutschland waren und wieder zurück nach Amerika kommen, bekomme ich jedes Mal nette e-mails oder werde via skype von Freunden und Verwandten gefragt: Wie war der Flug, seid ihr wieder gut zu Hause angekommen und wie haben die Hunde es verkraftet?

Natürlich sind das Standard-Fragen, man möchte einfach wissen, ob wir wieder gut zurückgekommen sind.

Wenn man aber mit potentiellen Terroristen, Verbrechern und Schmugglern reist, sollte die Frage eher lauten, wie seid ihr durch den Zoll gekommen, wie waren die Einreiseformalitäten und wie lange hat die Secondary Inspection gedauert, denn das sind die wirklich spannenden Punkte, wenn wir alle fünf fliegen.

Sowohl die Sicherheitskontrollen auf dem Frankfurter Flughafen, wie auch die Einreise in die USA verzögern sich immer, wenn wir die Jungs dabei haben. Auch das wird zur Routine und wenn man weiß, dass es jedes Mal so ist, regt man sich nicht mehr drüber auf.

Ich dachte, es sei normal, wenn man mit Jugendlichen reist, dass man in die Secondary Inspection muss oder bei der Sicherheitskontrolle extra warten muss, weil die Söhne noch auf Herz und Nieren und ihre Handys im Spezialscanner irgendwo anders im Flughafengebäude nach Sprengstoff untersucht werden, aber es ist nicht normal. Andere kommen mit ihren Söhnen einfach so durch.

Mhm, meine Kinder scheinen eine Grundkriminalität auszustrahlen, bzw. wegen falscher Vor- und Nachnahme in irgendwelche Terroristenraster zu passen. Samuel ist ein jüdischer Name und Ikier könnte türkisch, arabisch oder was auch immer sein. Verdächtig!

Schon in Frankfurt wurde die Familie bei der Sicherheitskontrolle auseinander gerissen, weil Moritz und Samuel mit einem Sicherheitsbeamten in einen Extraraum mussten, da Samuels altes Handy wie eine schlecht gebastelte Bombe aussah. Die Akkuklappe war mit Tesafilm festgeklebt. Aber nach einer kurzen Überprüfung, konnten sie gehen und fanden uns wieder.

In San Franzisko stehen wir dann zu fünft in der langen Schlange um die Einreiseformalitäten zu erledigen und fragen uns jedes Mal: Secondary Inspection or not?


Wenn wir dann dran sind, werden ein paar Fragen gestellt, wo, wann, wohin, bei wem etc…von allen außer Jonathan werden Fingerabdrücke genommen und Fotos gemacht, die Visa überprüft und die Ausreisekärtchen in den Pass getackert und gestempelt, wenn alles in Ordnung ist. Wenn alles in Ordnung ist! Bei Samuel sagt der Computer jedes Mal: NO! Das heißt Secondary Inspection. Da wir eine Familie sind und nur eine Zollerklärung haben, müssen wir immer alle mit.

Der Raum ist wie eine kleine Wartehalle, zum Glück war er noch nie richtig voll, wenn wir kamen. Samuel muss seinen Pass abgeben und warten bis er aufgerufen wird. Vom Warten und der Behandlung ist das DMV (Department of Motorvehicle) schlimmer als die Secondary Inspection, dennoch hat man immer das Gefühl, dass amerikanische Behörden eher gemütlich arbeiten.

Irgendwann wird Samuel dann aufgerufen, verschwindet mit einem Beamten in einem Nebenraum, wird gefragt ob er schon mal in einem Militärcamp war, in einem arabischen Staat oder ähnliches. Beim letzten Mal entschuldigte sich der Beamte sogar bei ihm, dass er nun schon das dritte mal da sei, aber es wäre eben eine Computerentscheidung.

Inzwischen habe ich ein wenig im Internet gesurft und einiges über die Secondary Inspection gelesen. Ich glaube, dass wir in San Francisco noch richtig Glück haben und wir nicht über die Mexikanische Landesgrenze einreisen müssen.

Bevor man nicht die Erlaubnis hat, in die USA einzureisen, also für uns Visareisende ist das der Zeitpunkt, wo wir das weiße Ausreisekärtchen gestempelt in den Pass getackert kriegen, gilt für uns nicht die amerikanische Verfassung. Der Raum der Secondary Inspection ist somit verfassungsfrei.

Cem Özdemir ist 2009 als Vorsitzender von Bündnis 90/ Die Grünen versehentlich vor einem Staatsbesuch in die Secondary Inspection gekommen, wurde eine Stunde dort kommentarlos festgehalten und durfte dann einfach gehen. Er beschrieb das Warten in der kleinen Halle: „Es wirkte wie ein rechtsfreier Raum.“

http://www.tagesspiegel.de/politik/international/spezialbehandlung-fuer-oezdemir-in-den-usa/v_default,1832186.html

Damit hat er gar nicht so Unrecht. Ich bin nur froh, dass ich das alles vorher nicht wusste und es bei uns immer ganz zügig ging. Es hat nie länger als eine dreiviertel Stunde gedauert.

Nachdem auch Samuel seinen Stempel hat, renne ich so schnell es geht zu meinen Hunden, die anderen holen die Koffer und dann müssen wir noch durch den Zoll. Auch da muss der potentielle Schmuggler Samuel seinen Koffer öffnen, wir dürfen einfach durch. Die Papiere der Hunde will nie jemand sehen.

If you really want to know how the travel has been, better don’t ask only: “How was the flight?” Ask also: “How was the Immigration-Procedure?”


19.1.2011


Pest Control

Während in Deutschland der Skandal um das Dioxin in der Nahrungskette durch die Medien geht, Avaaz, die -Unterschriftensammelorganisation gegen alles und jeden-, aufruft, eine Petition gegen ein tödliches Gift, das für das Bienensterben verantwortlich sein soll, zu unterschreiben und dem Rhein eine Schwefelsäurenvergiftung droht, mach ich mir mal wieder über die hier übliche Schädlingsbekämpfung Gedanken.

Einmal im Monat bekomme ich einen Anruf von Sowiesosowieso Pest Control, einer Firma, die beauftragt ist, die Ratten und Mäusefallen auf unserem Grundstück mit frischen Giftködern zu füllen. Die Fallen sind so konstruiert, dass die Hunde nicht drankommen und ich kann nur hoffen, dass meine Hunde keine vergifteten Ratten fressen. Bis jetzt brachten sie mir alle tot gebissenen. Ratten, Mäuse und Wühlmäuse gibt es hier viele, genauso wie Squirrels und Streifenhörnchen. Dass gegen die Mäuse und Ratten etwas unternommen werden muss, glaube ich gern, denn auch mit dem Gift sind es noch genug.

Als meine Hunde im Herbst ständig Flöhe mit rein brachten, griff auch ich zur chemischen Keule und erklärte den kleinen Hüpfern den Krieg. Bei ca150 qm dickflorigem Teppichboden hatte ich keine Lust mit ihnen zu diskutieren. Allerdings haben die Hunde gelitten. Sie rochen wochenlang nach Gift und Lissy hatte wirklich schlimme Haut danach. Als ich dem Verkäufer des Giftes schilderte, dass die Hunde sich auf unserem Gelände, wahrscheinlich bei den vielen Mäuselöchern im Rasen, die Flöhe holen, empfahl er Yard-Spray. Ein hochwirksames Gift für das Gelände. Ich las mir durch, wogegen es hilft. Flöhe, Zecken, Spinnen, Ameisen, Termiten und anderes Getier wird keinen Ärger mehr machen, stand darauf. Ooops, das klingt sehr wirksam, aber kam für mich nicht in Frage, denn, Marienkäfer, Bienen, Wespen, Tausendfüßler, Kellerasseln und und und würden das auch nicht überleben. Und damit hätte ich wohl auch kaum noch so viele Vögel in der Gegend, die wollen ja auch irgendwas essen.

Also behandelte ich nur den Teppich und die Hunde und kämmte jedes Mal, wenn sie ins Haus kamen mit dem Flohkamm die frischen Hüpfer raus.

Seit dem cool down haben wir keine Flohplage mehr, stattdessen eine Zeckenplage, aber daran habe ich mich inzwischen auch gewöhnt. Den Flohkamm habe ich gar nicht weggepackt, der kämmt auch krabbelnde Zecken aus dem Fell und die Hunde genießen das tägliche grooming auf der Suche nach angebissenen Plagegeistern.

Wir leben hier in den Subtropen. Der strenge Winter fehlt. Die Temperaturen werden nie so kalt, dass die Populationen wirklich kämpfen müssten. Aber das Fehlen von Frost ermöglicht auch Tierarten eine Existenz, vor denen wir uns in Deutschland gar nicht fürchten müssen.

Termiten!

Wer kennt sie nicht aus lustigen Schweinchen Dick Zeichentrickfilmen, wo sie in Sekunden ganze Möbel, Treppen, sogar Häuser wegfressen. Ich habe keine Ahnung, wie gefährlich sie wirklich sind, aber die Menschen haben Respekt vor ihnen und das wahrscheinlich mit Recht.

Unser Nachbarhaus, das im Oktober von Jane und Lee verlassen wurde, ist verkauft. Ich glaube der neue Besitzer heißt Mark. Eingezogen ist er noch nicht, aber gestern tat sich etwas vor seinem Haus, als ich mich auf den Weg mit den Hunden in den Park machte. Handwerker, dachte ich…

Ich war zwei Stunden weg und als ich wieder kam, war die Garage wie ein Weihnachtsgeschenk verpackt. In rot-grün gestreiftes Geschenkpapier. Auf dem Hausdach des Wohnhauses turnten Arbeiter und bereiteten die Verpackung des großen Hauses vor. Um 17.00 Uhr war alles fertig. Garage, Haus, Terrasse, alles schön dicht verpackt. Natürlich ist es kein Geschenkpapier. Es ist eine Methode ein Haus gegen Termiten und andere Schädlinge zu behandeln. Es wird schön dicht in dicke Folie gepackt und dann begast. Wie lange das jetzt so bleibt, weiß ich nicht, aber es sieht schon witzig aus.


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Ob diese Methode biologisch und nahrungskettentechnisch unbedenklich oder aber eher katastrophal ist, konnte ich auch nach halbherziger Internetrecherche nicht herausfinden. Ich landete teilweise wieder auf Webseiten, die ich nicht mehr schließen konnte und da ich erst kürzlich einen verseuchten Computer hatte, den ich mit Pestiziden Trojanerfrei kriegen musste, ließ ich die weitere Suche lieber bleiben.

Soviel habe ich aber gelernt. Es gibt Erdbewohnende Termiten und Holzbewohnende. Die Holztermiten sind die Schlimmen und da muss dringend was gemacht werden.

Der Feind bestimmt die Waffen, und so benutzen wir in Deutschland kleine, grüne Plastikfallen mit vergifteter Erdnussbutter um gezielt Ameisenvölker zu vernichten und hier packt man die Häuser ganz ein und gast sie aus.

Höher, schneller, weiter….und wesentlich effektiver!

Allerdings bringt der Erfolg auch erhebliche Kollateralschäden mit sich, denn nicht nur Termiten werden Opfer dieser Attacke.

Ich zweifle weiterhin, ob das der richtige Weg gegen die Schädlinge ist. Die Familie die drüben einzieht, hat zwei kleine Kinder, ob das für die so unbedenklich ist, weiß ich nicht. Das Gift geht doch in jede Ritze…

I hope that the natives and the pest controllers know what they do, and I hope also that the birds in the neighbourhood further fly as happy as before.


26.1.2011


Time is money

…Zeit ist Geld. Das gilt im Großen und Ganzen in Europa wie auch in Amerika. Ich mag den Spruch nicht, da ich ihn nur negativ benutze, wenn unter Zeitdruck geschlampt wird.


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Bild: google sei Dank!

Dabei funktioniert so unsere Wirtschaft. Wenn Arbeitskräfte für geleistete Arbeitszeit bezahlt werden, Dienstleister für die Zeit die sie brauchen ihre Dienstleistung zu erledigen und der Wert einer Ware sich nach Aufwand von Entwicklung und Herstellung orientiert, somit der Zeit die es braucht, sie zu machen, dann ist das doch das Prinzip „time is money“. Auf den ersten Blick ist das gar nicht so schlecht. Es hört sich nach einem gerechten System an, den Wert von Arbeit und Ware zu bestimmen.

Aber es gibt Missbrauch. Wo Menschen für Akkordarbeit mit Hungerlöhnen bezahlt werden oder möglichst viel Schrott in möglichst kurzer Zeit hergestellt wird, nur weil irgendjemand ganz viel Geld verdienen will, möchte man das time is money Prinzip doch lieber verteufeln.


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Bild: google sei Dank!

Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die eine bestimmte Anzahl von Stunden bezahlt werden, egal was in dieser Zeit gearbeitet wird. So kommt es zu Trödeleien auf Behörden oder anderer uneffektiver Arbeit. Und es gibt solche, die für eine gewisse Arbeit entlohnt werden, unabhängig von der Zeit, die dafür nötig ist.

Die Müllabfuhr, die in Aachen im Vaalser Quartier den Müll abholte, habe ich immer mit großem Respekt und viel Freude beobachtet. Sie machten ihre Arbeit nicht wie andere Müllabfuhren, sondern sie bewegten sich im Laufschritt, rannten mit den Mülltonnen und joggten neben dem fahrenden Müllauto her. Junge, engagierte Müllmänner durchtrainiert und mit Spaß bei der Arbeit. Tüchtig! Bezahlt werden sie genauso wie ihre Kollegen, aber sie haben wesentlich früher Feierabend.

Da ist Zeit nicht direkt Geld, sondern bestimmt die Menge der Freizeit, und was gibt es Wertvolleres? Freizeit kann man sich nicht kaufen, man kann sie sich nur erarbeiten, also verdienen. Und wenn man durch schnellere Arbeit mehr Freizeit hat, dann ist hier Zeit zwar nicht Geld, aber hat doch einen hohen Wert.

Dieses Prinzip entdecke ich hier bei den Paketdiensten in Perfektion. Fedex, UPS, und on track (on time delivery for less, steht auf den Autos), fahren im Eiltempo mit ihren eckigen Autos die Serpentinen rauf, springen aus dem Wagen, laden so schnell es geht ihre Päckchen ab und verschwinden wieder. Nie will einer eine Unterschrift von mir, nicht mal als wir den großen Fernseher geliefert bekamen. Der UPS Mann winkt immer freundlich aus dem Auto, aber hält so gut wie gar nicht an. Sie machen den Eindruck, als wären sie in einem Wettstreit. Nur Letterman, mein Postbote, ist anders. Er nimmt sich auch mal Zeit für ein Schwätzchen.

Letzte Woche beobachtete ich allerdings eine, wie ich finde, unglaubliche Aktion. Ich erwartete ein Päckchen von Amazon, zwei Siedler von Katan Spiele für Freunde in Deutschland, die eine englische Version wollen. Also ein Päckchen von stattlicher Größe. Ich saß gerade am Computer, als der Lieferwagen von -on track- vorfuhr, ich stand auf und als ich am Küchenfenster vorbei ging, flog das Päckchen im hohen Bogen über unser Gatter und landete im Hof auf dem Asphalt. Es beschrieb eine schöne 2-Meterkurve und ich hatte ernsthafte Bedenken, dass die Spiele das unbeschadet überstanden haben. Ich wollte dem Lieferanten noch meine Meinung dazu sagen, aber als ich draußen ankam, drückte er schon aufs Gas und fuhr den Berg wieder runter. Soso, -on time delivery for less- steht auf den Autos. Billig für den Kunden, pünktlich, aber die Ausführung…bedenklich!

Dass hier in den USA die Zeitungen in Einfahrten geworfen werden, kann ich verstehen. Es spart unheimlich viel Zeit und einer Zeitung tut das nicht weh. Gegen Regen und Dreck, sind sie durch Plastikfolie geschützt. Dass meine Pakete abgegeben werden, wenn ich nicht zu Hause bin, finde ich auch angenehm. Ich muss nicht bei Nachbarn klingeln oder nach Campbell zur Hauptpost fahren, sondern habe mein Päckchen im Vorgarten. Bei schlechtem Wetter bringt der UPS Mann die Sachen sogar vor die Tür, wo sie geschützt sind, Fed-Exmann und Letterman schreiben Zettel für den Briefkasten und ich muss doch zur Hauptpost. Aber dass meine Pakete wie Zeitungen durch die Luft fliegen, kann ich nicht gut heißen.

Na gut, es war alles in Ordnung, keine Ecke war kaputt, er hat so geworfen, dass es glücklich gelandet ist, es gibt nichts, worüber ich mich aufregen sollte. Hätte das Paket ein Glaszeichen gehabt, hätte er es bestimmt auch nicht geworfen und wenn ich sehen würde, wie die Pakete unterwegs behandelt werden, würde ich wahrscheinlich nicht mal auf die Idee kommen, darüber eine Kolumne zu schreiben.

Aber ich war da. Er hätte ja auch eine Minute warten können, bis ich ihm das Paket abnehme. Aber die Zeit hatte er nicht.

Ich frage mich nun, ob die Lieferanten der Paketdienste deshalb so zügig arbeiten, weil sie wie die Müllabfuhr früher Feierabend haben wollen, oder ob es sich nicht doch um eine Art Akkordarbeit handelt. Vielleicht werden sie paketeweise bezahlt. Oder sind wir doch nur wieder beim Thema: Höher, schneller, weiter…?

Das jedenfalls trifft für mein Päckchen ganz bestimmt zu.

In Germany I never got a package, which has flown two meters high and wide in only one second.


30.1.2011


Ich bin dann mal weg…

Horse sculpture

Vor ein paar Tagen saß ich mal wieder vor dem Fernseher, um mich im Verstehen der Sprache zu üben und mich mit der Kultur der Einheimischen zu beschäftigen.

Beim Durchzappen landete ich bei einer Sendung die -Aachen- hieß. Es war eine Sendung über den CHIO 2009, wie Steffen Peters, ein Amerikaner, mit dem Pferd Ravel das Dressurreiten gewonnen hat. Aachen und das CHIO wurden kurz vorgestellt und dann kam es zur Zusammenfassung der Wettkämpfe. Es hat mich nicht wirklich interessiert, auch wenn es das CHIO-Jahr war, indem wir mit den Hunden den großen Auftritt beim Sörser Sonntag, dem Tag der offenen Tür des CHIO, hatten. (Davon fiel übrigens kein Wort in der Reportage!!!)

Ich habe mich trotzdem gefreut etwas über Aachen im amerikanischen Fernsehen zu sehen. Es war wie eine Postkarte aus Aachen, ein kurzer Gruß über den Bildschirm.

Genauso gegrüßt fühle ich mich von dem bunten Kunststoffpferd, dass ich jede Woche sehe, wenn ich auf dem Weg nach Half Moon Bay zum Strand bin.


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auf dem Weg ans Meer aus dem fahrenden Auto fotografiert



Es sieht aus wie die Pferde, die vor 5 Jahren durch eine Kunstaktion plötzlich in ganz Aachen standen. Vor vielen Geschäften tauchten fantasievoll gestaltete Pferde auf und ich dachte damals, dass das eine tolle Aachener Aktion sei, die irgendwas mit dem CHIO zu tun habe. Die meisten Pferde verschwanden irgendwann wieder, aber nicht alle, einige stehen heute noch herum.


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Aachen, google sei dank


Das Half Moon Bay Pferd kommt wohl nicht aus Aachen. Es hat erstens eine viel kräftigere Vorderhand und kürzere Beine als die Aachener Pferde und zweitens habe ich heute gelesen, dass es wohl weltweit solche Aktionen gab. Viele Städte haben solche so genannten Paraden veranstaltet, mit Tieren, die für die jeweilige Stadt symbolträchtig sind. Na klar, Aachen wählte das Pferd, Berlin den Bär und Hameln die Ratte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Tierparaden

Aus welcher Stadt nun das Half Moon Pferd stammt, weiß ich nicht, vielleicht aus der saratoga style Aktion, New York. Es ist mir aber auch egal. Mich grüßt es immer aus Aachen, wenn ich an ihm vorbei fahre und ich grüße freundlich zurück.


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horses saratoga style, google sei dank


Die Aktion in San Franzisko hieß -Hearts in San Francisco-, da stammt es jedenfalls nicht her, aber dafür dieses Herz (google sei dank):


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Aachen, take this heart as special greeting from me. One year ago I decided to go to California. It was the right decision but sometimes I miss you.

2.2.2011


Ich bin dann mal weg…
…nur eine kurze Anmerkung

Mountain Power Trashing with Kid-Carting

Leser, die die alten Kolumnen gelesen haben, können sich doch bestimmt noch an diesen prima Sport erinnern. Mit den Mülltonnen den Berg runter und wieder rauf. Samuel, Moritz und Jonathan haben den Sport aufgegeben und fahren die Tonnen mit dem Auto rauf und runter.

Seit fast zwei Wochen habe ich nun neue Nachbarn. Marc und Kristin, mit drei Kindern, sieben, fünf und zwei Jahre alt.

Ich war gerade draußen vor dem Haus, als ich ein mir gut bekanntes Geräusch hörte. Mülltonnen, die den Berg rauf gezogen werden. Doch es war kein durchgehendes Geräusch, sondern schubweise mit großen Pausen. Irgendwann sah ich Kristin. Sie schob den Doppeljoggingkinderwagen in dem Keena, die kleine Tochter, alleine saß, den Berg rauf, stellte die Bremse fest, joggte wieder 50m runter und zog zwei Tonnen im Laufschritt gleichzeitig den Berg rauf. Ich ging ihr entgegen und wir sprachen ein bisschen. Sie brauchte etwas, um Luft zu bekommen, tropfte die Straße mit ihrem Schweiß voll und meinte glücklich, so ein workout wäre zwar ganz schön anstrengend, täte aber gut.

Höher, schneller, weiter…wo deutsche Jugendliche schon nach einer Woche aufgeben, weil es ihnen zu anstrengend ist, setzen amerikanische, sportlich-dynamische junge Frauen noch einen drauf und schieben nebenbei noch einen Doppelkinderwagen samt Inhalt den Berg rauf. Hut ab!!!

Things those seem impossible, are done by young women with a smile on their face and a child in a buggy. The power of women is sometimes unbelievable!


5.2.2011


Ich bin dann mal weg…

Peanutbutter

Erdnussbutter! Eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel in den USA überhaupt und somit Klischee.

Ich selber habe mir zur Aufgabe gemacht, nach Klischees zu suchen, sie zu finden und von ihnen nahezu wertfrei zu berichten. Ich bin auch bereit, mit ihnen aufzuräumen, sollten sich bestehende Klischees als ungerechtfertigt erweisen, aber das war bisher noch nicht der Fall.

Ich selber lese immer wieder gerne Andreas blog. Sie kommt wie ich aus Aachen, ist 17 Jahre alt und für ein Jahr als Austauschschülerin in Seattle. Wir leben also an der gleichen Küste, sie im Norden, ich im Süden. Sie hat das große Glück in einer richtig amerikanischen Familie zu leben und an eine große Highschool zu gehen. Viele Klischees, die ich im Kopf habe, aber aus Mangel an Gelegenheit nicht bestätigen kann, finde ich in ihrem blog:
http://andi-abroad.blogspot.com/

Mit solchen Details wie Erdnussbutter gibt sie sich nicht ab, dafür erzählt sie von Thanksgiving, Weihnachten und Schulball, wie es typischer nicht sein könnte und zum Geburtstag gab es in der Schule Cupcakes (@Andrea: mich würde wirklich brennend interessieren, ob du die magst. Über eine kurze Geschmackszusammenfassung im Gästebuch, würde ich mich wahnsinnig freuen). Wen das amerikanische Leben interessiert, sollte unbedingt mal bei ihr reinschauen.

Aber zurück zur Erdnussbutter: Wenn man Fernsehen guckt oder einkaufen geht, dann fällt einem gleich auf, wie immens wichtig dieses Grundnahrungsmittel ist. In den Serien, die ich, wie schon öfters erwähnt, schaue, um etwas über Land, Leute und deren Sprache zu lernen, den Werbepausen zwischendrin und im Supermarkt begegnet sie einem überall. Mächtiger als in Deutschland Nutella oder Leberwurst. Ich glaube, dass Erdnussbutter ein extrem patriotisches Produkt ist, ohne dass es dem Amerikaner selber bewusst ist. Es gehört zu den USA wie Curry zu Indien und wie der Amerikaner wohl sagen würde, Bratwurst und Sauerkraut zu Deutschland.

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Heute war ein großer und wichtiger Tag für mich. Ich habe endlich den Hintern hoch bekommen, all meinen Mut zusammengefasst und bin unter Eingeborene zum Hundetraining gegangen. Ceallagh und ich ganz alleine unter amerikanischen Hundeliebhabern. Das Training selber war normales Anfängerhundeschulniveau, nicht das, was ich suche, aber die Trainerin, Gloria, war nett, beantwortete mir viele Fragen über den amerikanischen Hundesport und gab mir eine Adresse, an die ich mich wenden kann. Ich durfte aber trotzdem mitmachen und fühlte mich zunehmend wohler und freier.

Gloria war zwar der Meinung, dass sie mir nichts beibringen könne, aber dennoch habe ich etwas bei ihr gelernt. Sie zeigte ihren Schülern, wie man unaufmerksame Hunde mit einem mit Erdnussbutter gefüllten Hundespielzeug oder einer Tube mit Erdnussbutter aufmerksam bekommt und sie dann zur Belohnung dran lecken lässt. Wie man unaufmerksame Hunde mit Futter motiviert, wusste ich schon, aber dass man in Amerika Erdnussbutter nimmt, war mir neu. Wo der Deutsche Hundetrainer Leberwurst empfiehlt, nimmt der Amerikaner Erdnussbutter. Ich musste wirklich lachen. Nicht nur, dass der Hund hier mit dem Klischeebrotaufstrich Nummer 1 belohnt wird, nein auch weil mir klar wurde, dass ich bei schweren Fällen von Unaufmerksamkeit Leberwurst empfehlen würde, was mit Sicherheit ein typisch deutscher Brotaufstrich ist. Auf der Suche nach fremden Klischees findet man auch die eigenen…


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links: aufmerksamer Hund, rechts: Hund der zu tief ins Erdnussbutterglas schaut


Fatty, nutty, salty and sweet. Peanutbutter!

Dogs love it. I wondered about the ingredients but Liverwurst is also fatty and salty. We reward our dogs with the best we have. In America it is Peanutbutter in Germany Liverwurst.


10.2.2011


Ich bin dann mal weg…

Mission Peak

Jeder Rheinländer weiß was ich meine, wenn ich von der Schäl Sick spreche. Wer es nicht weiß, kann es bei wikipedia nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%A4l_Sick

Dort erfährt man auch, dass so nicht nur die andere Rheinseite in Köln heißt, sondern es auch anderswo adäquate Ausdrücke gibt. Wir leben hier sozusagen linksrheinisch, das ist natürlich Quatsch, es muss links buchtisch bzw. links talisch, also left bayed and left valleyed heißen.

Auf unserer Seite sind die Hügel das ganze Jahr grün. Es gibt Eichenwälder, Eukalyptuswälder und auch Redwoods, die ganz großen Bäume. Hinter der mehrschichtigen Hügelkette liegt der Pazifik.


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All unsere bisherigen Ausflüge haben wir auf dieser Seite gemacht, bis auf eine kleine Ausnahme: Oakland ist auf der Schäl Sick, da waren wir mal um uns ein Auto anzuschauen. (Used cars part 2)

Es ist so schön hier, dass ich glaube, ich könnte die gesamte linke Bay- und Valleyseite in den drei Jahren abwandern, ohne dass mir langweilig würde und ich irgendwas vermissen müsste, der einzige Haken an der Sache ist, dass viele der Wandergebiete Naturschutzgebiet sind und somit Hunde komplett verboten sind. Ohne meine Hunde gehe ich aber nicht wandern.

Deshalb zog es uns am Wochenende mal auf die andere Seite, auf den Mission Peak. Dort sind Hunde erlaubt und dürfen sogar frei laufen. (Natürlich gibt es Regeln; keine Person darf mehr als 3 Hunde dabei haben, es sei denn, sie hat eine spezielle Erlaubnis. Und bei Beißereien muss man sich seine Impfbescheinigungen zeigen und Telefonnummern austauschen.)

Mission Peak, ein Berg auf der Schäl Sick, dort sind die Berge die meiste Zeit des Jahres kahl und braun, aber nun, im Frühling, werden auch sie grün und das Gras wächst. Im Wanderführer steht, dass man diese Wanderung nur im Frühjahr machen sollte, da es im Sommer zu heiß wird. Für unsere Sommergäste ist das also eine Mission Impossible.

Der Mission Peak ist 2500 Fuß hoch, das sind etwa 800m, das klingt nicht viel, aber da man ja quasi bei Null losgeht, wir den steilen Aufstieg wählten, und auch die Temperaturen am Sonntag schon fast sommerlich waren, war es eine schöne und auch anstrengende Wanderung. Uns wurde klar, warum man im Sommer besser nicht dort aufsteigt.


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links vor dem Hügel hinten im Bild liegt San Franzisko, man kann es erahnen


Es war fast wie in Österreich, es roch nach Kuhdung und man wanderte über eingezäunte Weiden mit Toren und Viehrosten, wie man es aus den Alpen kennt. Nur dass man das Valley, die Bay und San Franzisko beim Aufstieg im Rücken hatte, erinnerte einen daran, dass man gar nicht in Österreich ist. Auf dem Grat und dem Gipfel konnte man in der Ferne die Rockys mit Schneehaube erahnen und statt den großen Murmeltiere tummelten sich ground squirrels, kleine Erdhörnchen, zu tausenden auf den Wiesen, die aber vom Verhalten genau wie ihre größeren Verwandten in Österreich sind. Sie pfeifen bei Gefahr. Auf dem Gipfel war es trotz Superbowl-Sonntag rappelvoll und es blies ein so heftiger Wind, der aus dem Landesinneren kam, dass wir nicht lange oben blieben. Trotzdem war es, wie fast jeder Gipfel, beeindruckend schön.


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(Völlig unnötige Gedanken der Kolumnistin: Schäl Sick sagt der Kölner, das heißt so was wie falsche Seite. Das würde -wrong side- heißen. Es ist aber die -rechte Seite- und somit heißt es -right side-, was wiederum -richtige Seite- heißt. Völlig egal, ich weiß nicht, ob die Eingeborenen dafür Begriffe haben. Ich werd mal fragen, wenn ich Gelegenheit habe…)

Ich vergleiche San Franzisko mit Köln, dann wäre Oakland wohl Mühlheim (vielleicht ist auch Milpitas Mühlheim und Oakland eher Düsseldorf, das sollte noch diskutiert werden), die Berge dahinter sind das Bergische Land, die Hügel hier die Eifel und Los Gatos wäre dann Aachen. Wenn ich das so sehe, bin ich doch zu Hause…


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Yeah, I feel good. I changed a little bit the map…I’m at home.


22.2.2011


Ich bin dann mal weg…

Anmerkung der Kolumnistin: Lange habe ich keine Kolumne mehr geschrieben, ich war beschäftigt. Ich habe etwas anderes geschrieben, hatte meinen ersten Besuch aus Aachen und kümmere mich um meine Integration in der hiesigen Hundesportwelt. Wenn ihr seltener zu lesen habt, dann geht es mir offenbar gut…

Zur letzten Kolumne: Ich habe auf der Landkarte noch etwas Wichtiges vergessen. Wenn man von Aachen nach Köln fährt, kommt man an Junkersdorf vorbei. Das ist sowohl in Deutschland so, wie auch hier in Kalifornien. Ich vergaß das zu erwähnen und einzuzeichnen. Auf meiner Karte liegt es da, wo Los Altos Hills steht. Britta kommt aus Junkersdorf, sie ist wie ich ein Expatweibchen, wir treffen uns fast jeden Donnerstag am Rursee und singen beide im Schulchor.

Und dann ist auch noch Winter, es hat geschneit. Es lag tatsächlich Schnee in der Eifel
und auf der Schäl Sick liegt immer noch Schnee.


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Schnee in der Eifel

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Schnee auf der Autobahn, die Jungs waren Skifahren und hatten genug Schnee

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schlechtes Wetter und Schnee auf der Schäl Sick


Es sieht so schön aus. Für das Wochenende sind neue Schneefälle angekündigt und der Wettermann im Fernsehen, sein Name ist Spencer, sieht so glücklich aus, wie noch nie zuvor in dem halben Jahr, indem ich ihn nun kenne. Er grinst von Ohr zu Ohr wenn er das Wort -snow- sagt und versichert seinen Zuschauern, sie sollen sich keine Sorgen machen, man nenne das Winter und es sei ein völlig normales, wenn auch seltenes Ereignis und Schuld an allem hat la Nina.

Sie zeigen Bilder von Menschen die mit Schneematsch Schneeballschlachten machen, kreative Schneemänner bauen und eine Frau zog in T-Shirt und Flip-Flops ihrem Wagen zitternd Schneeketten auf, weil es ohne nicht mehr weiterging. Das alles war letzte Woche. Der Schnee auf der Schäl Sick ist noch nicht völlig geschmolzen und am Wochenende soll die Schneefallgrenze bis auf 1000 Fuß sinken. Wir sind auf 800 Fuß, kein Schnee für uns, aber mit Sicherheit wieder in der Eifel.


Towing in style

Samuel war im Kino. Wie gut, dass er einen Führerschein hat. So kann er sich mit Freunden treffen, wann er will und vor allem kann er nach Hause kommen, wann er will. Ich kann ins Bett gehen, wenn ich müde bin und muss nicht auf ihn warten, um ihn irgendwo abzuholen.

Denkste!

Ich lag gerade in meinem gemütlichen, warmen Bett, knipste das Licht aus und dachte noch, gut dass die Kinder schon so groß sind, als das Telefon klingelte. Es war Samuel: „Mama, ich hab da ein Problem.“

Der Mini fuhr nicht mehr. Offenbar ein Problem mit der Kupplung, denn der Motor läuft, man legt den ersten Gang ein, aber er fährt einfach nicht. (Und immer haben wir Autoprobleme, wenn Nobbi gerade mal wieder in anderen Kontinenten unterwegs ist)

Ich zog mich an und bat Moritz mitzukommen. Wir fuhren durch die kalte Nacht. In Deutschland hätten wir nun ein Abschleppseil im Auto gehabt und den Wagen einfach abgeschleppt. Aber wir sind ja nicht in Deutschland. Hier haben wir nicht mal ein Warndreieck, übrigens gibt es auch keine Parkscheiben, aber seit mein Auto Batterieprobleme im Dezember hatte, haben wir wenigstens Starthilfekabel, nur mit denen kann man ja nicht abschleppen.
Das Auto stand auf einer mehrspurigen Straße und weit und breit keine Gelegenheit es zu parken, also konnten wir es auch nirgendwo hinschieben. So entschieden wir uns dafür, über die Versicherung einen Abschleppdienst zu beauftragen.

Nicht mal 20 Minuten später war er da. In Deutschland sind Abschleppwagen meistens gelb oder rot, manchmal weiß oder auch blau, es sind halt Autos, die zum Arbeiten gedacht sind. Nicht schön, nur praktisch. Aber wir sind ja nicht in Deutschland.


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Die Amerikaner haben eine ganz andere Beziehung zu ihren Fahrzeugen. Der Abschleppwagen war beleuchtet, wie die Häuser hier in der Weihnachtszeit, lackiert mit Glitzer und Flammen und auf Hochglanz poliert. Auf dem Weg zur Werkstatt fragte Samuel ihn, ob es sein Wagen wäre. Voller Stolz erzählte er, dass er ihm gehöre und er für eine Firma arbeitet, aber eben mit seinem eigenen Wagen. Jeder Cowboy braucht sein eigenes Pferd.

Viele Lastwagen, die man sieht, sind ausgesprochen gut gepflegt, poliert und lackiert, mit Extralampen und Extrahupen versehen. Hier fahren zum Teil wirklich imposante Vehikel. Unser schnuckeliger Mini ist weder imposant noch fährt er im Moment. Wie wir ihn wieder dazu kriegen und vor allem, ob wir eine gute Werkstatt finden, ist eine andere Geschichte, die ich erzähle, wenn sie zu Ende ist, im Moment stecken wir mitten drin.

Samuel said to the guy who has towed our Mini: “Nice flames”
The eyes began to shine, he is really proud about his car. And he made a good job. But the workshop that shall fix it is too expensive and now I try to find a new one…


26.2.2011


Ich bin dann mal weg…

Not working cars, two of three

Die vierteilige Autotrilogie, in der ich erzähle, wie wir zu unserem Fuhrpark kamen, ist meine Lieblingsgeschichte von all den Kolumnen, die ich bis jetzt geschrieben habe.

Ich hoffe, dass es kein Vierteiler wird, wieder drei fahrende Autos zu haben, das Motorrad muss gar nicht fahren, es ist mir sogar lieber, wenn es nur in der Garage steht. Dann kann auch nichts passieren.

Nachdem der Mini nun nachts zu einer Werkstatt in unserer Nähe geschleppt wurde, machte ich mich am nächsten Tag mit Megan, so heißt unser altes Mercedes Cabrio, die Jungs haben es liebevoll so genannt, auf den Weg, das Auto dort in Auftrag zu geben. Man sagte mir, sie müssten erst einmal schauen, was kaputt wäre und würden mir dann einen Preis nennen, dieses würde 150$ kosten, was sie mit der eventuellen Reparatur verrechnen würden. Na gut, was blieb mir anderes übrig…Nobbi ist in Europa und es muss was passieren.

Doch ich bin vorsichtig, denn ich habe schon öfters gehört, dass deutsche Frauen in Werkstätten gerne übers Ohr gehauen werden

Schon mittags riefen sie mich an, es solle 2100$ kosten, denn die Kupplung sei total kaputt und beim Mini müsste dazu der Motor ausgebaut werden und das kostet 13 Stunden Arbeitszeit. Ich sagte, ich müsse erstmal mit meinem Mann sprechen. Nobbi telefonierte dann irgendwann selber mit der Werkstatt und der Preis ging tatsächlich um 300 Dollar runter.

Inzwischen sprach ich mit James T. Kirk dem Älteren, meinem Poolguy Tim. Ich erzählte ihm, dass der Mini kaputt ist und ich gehört hätte, dass man in Werkstätten als deutsche Frau, gern mal übers Ohr gehauen wird. Er lachte und sagte, das liegt nicht daran, dass ich Deutsche bin sondern überhaupt ne Frau. Und Männer die keine Ahnung haben, werden genauso betrogen. Er hätte Automechaniker gelernt und sie versuchen es immer wieder, auch bei ihm. Er nannte mir 3 andere Werkstätten, die gut seien, falls ich noch mal mit einem Auto Probleme hätte. Da ich noch keinen Auftrag erteilt hatte, riefen ich direkt an, um zu fragen, was es woanders kostet. Zwei der Werkstätten haben offenbar schon Pleite gemacht, die dritte sagte, sie würde es für 1400 machen, plus ca. 10% Steuern, sind wir bei aufgerundet 1600$ müssen aber den Mini noch da hin bekommen und die 150$ Nachschaugebühr bezahlen. Das macht kaum einen Unterschied, also rief ich wieder bei der Werkstatt an, bei der der Mini stand, um zu sagen, dass sie ihn für 1800$ reparieren sollen.

Jaaaaa, da gäbe es leider ein Problem. Sie hätten einen Fehler gemacht und meinem Mann den falschen Preis genannt, denn ganz aus Versehen hätten sie ja das teuerste Ersatzteil vergessen mitzurechnen. Das kostet ja noch 900$ und die kämen jetzt noch dazu.

Ich mag ja naiv erscheinen, wenn ich verzweifelt, mit erheblichen Sprachproblemen und keiner Ahnung von Autos in einer amerikanischen Werkstatt stehe, aber verarschen (dieser Kraftausdruck muss sein, das kann man nicht mit zarten Worten beschreiben) lasse ich mich nicht!!!

Ich sagte, ich hätte jetzt keine Lust mehr am Telefon zu reden, sie sollen den Mini in Ruhe lassen, ich käme morgen noch mal vorbei.

Am nächsten Morgen machte ich mich wieder mit Megan auf den Weg, da die Jungs ja mit dem Großen Auto zur Schule müssen, Megan ist ein Zweisitzer. Ich wollte die Schlüssel vom Mini abholen und zu der anderen Werkstatt fahren, um persönlich mit denen zu sprechen. Doch man ließ mich warten und während ich im Büro saß klingelte mein Handy, es war Samuel: „Mama, wir haben ein Problem!“

Der Große Wagen hatte einen Platten und der große Sohn wollte wissen, was er tun soll. Ich sagte: „Reifen wechseln und nach der Schule zu wheelworks, dem Reifenhändler, fahren.“

Manchmal steht man irgendwo und möchte nur noch schreien, man bleibt aber ruhig und tatsächlich wächst man dann…

Und dann kam er, der Chef persönlich. Entschuldigte sich für die Nachlässigkeit seiner Mitarbeiter und fragte ob ich Zeit hätte. Er hatte einen sorgfältigen Ausdruck, was die Reparatur meines Wagens eigentlich kosten würde und ein -absolut kulantes- Angebot. Von 2700$ auf nur 2150$. Er geht von 13 Stunden auf 11 Stunden Arbeitszeit und verkauft mir das teure flywheel für die Hälfte. Ich sagte Dankeschön, ich nehme das Angebot mit nach Hause, denke in Ruhe darüber nach, denn ich möchte mich nicht verarschen lassen. Ich suche nach besseren Angeboten. Die 150$ Nachschaugebühr erließ er mir, um mir zu zeigen, was er doch für ehrliche Absichten hätte. Pffft!!!

Ich fuhr mit Megan zur Schule, schaute mir den platten Reifen selber an, holte Jonathan ab und die Großen wechselten nach ihrem Unterricht das Rad, fuhren zum Reifenhändler und bekamen auch sofort Hilfe. Noch am gleichen Abend konnten wir den Odyssey wieder abholen und die Fahrten zu dritt in die Schule waren gesichert. Gott sei Dank!

In der Werkstatt in San Jose erzählte ich meine Geschichte und dass die Konkurrenz mich wohl verarschen wollte, nannte aber keine Preise. Er rechnete mir etwas vor, zeigte mir am Rechner, dass man 11 Stunden Arbeitszeit braucht (11, nicht 13!!!) und es stellte sich heraus, dass man vorher gar nicht sagen kann, ob das flywheel kaputt ist oder nicht, dazu müsste man den Mini erstmal aus einander legen. Gut, damit hatte er mein Vertrauen, machte mir ein Angebot im schlimmsten Fall (also mit kaputtem flywheel) von 1730$, na gut mit Steuern 1800$ maximal und er ließ meinen Wagen abschleppen.


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…diesmal ein ganz normaler Abschleppwagen


Er erklärte mir, was er mit dem Mini vor hat, ich verstand kein Wort und er sagte: „Trust me!“ Und lachte…

Ich sagte: “I trust my poolguy and so I have to trust you!!!”

Ob ich nun alles richtig entschieden habe, weiß ich nicht, aber ich habe ein deutlich besseres Gefühl…

In a few days the Mini will be ready and then I will see if my belly has made the right decision.


27.2.2011


Ich bin dann mal weg…

Snow

Auch wenn wir inzwischen doch fast alle erwachsen sind, oder sage ich besser doch alle fast erwachsen sind, kennen wir dieses Erstschnee-Gefühl im Jahr. Man steht morgens auf, schaut aus dem Fenster, sieht den Schnee und freut sich. Es hat geschneit, hurra. Man möchte am liebsten losrennen und den Schlitten holen, um erstmal rodeln zu gehen.

Ich bin gar nie gerne Rodeln gegangen, es war ja immer nass und kalt, aber dieses schöne Gefühl, jungfräulichen weißen Schnee zu sehen, ist immer wieder schön. Schnee für Erwachsene heißt so oft, Verkehrschaos, Verspätung öffentlicher Verkehrsmittel, Staus oder sogar Blechschäden, ganz egal, da bleibe ich Kind, ich freu mich über Schnee. Jedes mal und egal wie viel.

Als ich mich auf Kalifornien vorbereitete, las ich einiges, auch über das Klima. Ich erinnere mich, dass ich irgendwo gelesen habe, dass es so gut wie nie Frost gäbe und das letzte mal 1876 in San Franzisko geschneit hätte. Auch wenn ich mich immer wieder naiv über Schnee freue, kann ich auch wunderbar ohne ihn leben.

Nun scheinen wir in einem Jahr nach Kalifornien gekommen zu sein, in dem das Wetter nicht unbedingt typisch ist. Sowohl hier in Kalifornien, wie auch im Rest von Amerika, der ganzen nördlichen Halbkugel und vielleicht auch in der ganzen Welt. Man hört so vieles…zu warm, zu kalt, zu trocken, zu nass, zu viel Schnee, zu stürmisch…die Welt geht unter!

Vielleicht, vielleicht ist unser Klima krank, vielleicht sind wir auch selber schuld…möglicherweise sind es auch ganz normale Erscheinungen…ich weiß es nicht.

Ich weiß nur, dass der Wetterbericht in den Nachrichten diese Woche zu meiner Lieblingsfernsehsendung gehörte. Es war spannender als Rainers dreiteiliger Kultureckenkrimi, man konnte die Vorhersage der Schnee- und Frostberichte verfolgen, mit kalifornischen Wetterfröschen, die Schnee zwar kennen, aber so gut wie nie vorhersagen dürfen. Gibt es Schnee? Wenn ja wo, in welchen Höhen und wie viel? Topthema Nummer eins. Die Revolution in Libyen, wird zwischendurch und nur am Rande erwähnt.

Und dann wachte ich gestern Morgen auf, streckte mich vor meinem großen Schlafzimmerfenster und da sah ich ihn. Schnee, rundherum ums Schwimmbad. Ich schrie, Schnee, Schnee, es hat geschneit und weckte meine Kinder.


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die braunen Holzplanken sind weiß, geschlossenen Schneedecke auf Holz


Na, ich habe wohl etwas überreagiert für die Schneemenge, denn es waren nur einige Millimeter und er blieb auch nur auf Holz liegen und an sehr schattigen Stellen, aber mir ist die Besonderheit in diesen Breiten durchaus bewusst. Die Kinder sagten, ich solle Fotos machen, denn sie waren noch nicht bereit auf zu stehen.


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Scheunendach nebenan


Ich machte ein paar Fotos von dem bisschen Schnee, fror dabei wie ein Schneider und als ich abends Nachrichten guckte, musste ich doch feststellen, dass anderswo mehr Schnee lag.

Man zeigte verunglückte Autos, die auf Glatteis geschlittert sind, zeigte, dass man Sand auf das Eis tut und der einfach festfriert und weiter glatt bleibt, gab Tipps, dass man aufpassen muss und zeigte glückliche Mexikaner, die sich mit Schneematsch bewarfen.

Es schneite sogar in San Franzisko, allerdings blieb er dort nicht liegen. Als ich heute noch mal auf der amerikanischen Wikipediaseite San Francisco nachlas, wurde der jüngste Schneefall schon erwähnt und der letzte war nicht 1876, sonder 1976. Wie gut, dass Internetseiten so dynamisch sind.

Ich machte mir in einer der ersten Kolumnen Sorgen, dass man hier in Kalifornien keine Wettergespräche führen könne. Diese Sorge war restlos unberechtigt. Man kann tatsächlich Nachrichten damit füllen und im Sommer noch fragen, hast du die Schneeflocken im Februar gesehen?


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Ringelblumen (Calendula) mit Schneehaube


In the next days it won’t be snowing because the sun is shining. But the nights will be chilly and I hope that the lemon blossoms and the calendula plants will survive.


5.3.2011


Ich bin dann mal weg…

Gas price

Der Mini fährt wieder. Er hat nun eine neue Kupplung, einteilig, statt vorher zweiteilig und Aldo, der Chef der Werkstatt, nahm mich zu Seite wie ein Chirurg, um mir zu sagen, was für eine schwierige Operation das war. Er zeigte Samuel und mir die rausoperierten Teile.


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so soll es aussehen/ gute Seite so sah es aus/ schlechte Seite


Es hat länger gedauert, als ich gehofft hatte und trotzdem habe ich das Gefühl, eine gute Werkstatt gefunden zu haben. Das Team sprach liebevoll von unserem Mini, als sei er etwas ganz Besonderes und sie ermahnten uns, besser auf ihn zu achten, an der Ampel den Gang raus zunehmen, damit die Kupplung nicht schleift und hier und da auch mal nach Öl und den anderen Flüssigkeiten zu schauen. In 500 Meilen soll er zur Nachuntersuchung.

Während Samuel mit Aldo den Wagen test fuhr, schimpfte ein Mechaniker über die Krise in Libyen und die ins Utopische steigenden Benzinpreise. Das wäre schlecht fürs Geschäft. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, denn auch wenn er Recht hat und die Preise steigen, glaube ich, dass hier trotzdem nicht merklich weniger Auto gefahren wird.

Als ich im August das erste mal hier tankte, zahlte ich noch 3,09$ für die Gallone Benzin (umgerechnet 2,21€ für die Gallone macht 0,58€ pro Liter). Im August leckte das Loch an der Ostküste noch heftig und die Benzinpreise stiegen kontinuierlich. Nun erreichte der Benzinpreis die 4 Dollarmarke, das erste Mal überhaupt in der Geschichte der Vereinigten Staaten, wenn der Mechaniker Recht hat. Ich fragte, wie es in den Irakkriegen war, aber er konnte sich nicht daran erinnern jemals 4 Dollar für die Gallone bezahlt zu haben. (das sind 0,75€ pro Liter, für Europäer kein Grund zu jammern)

Ich versuchte ihn zu trösten, dass wir in Deutschland aktuell etwa1,50€ pro Liter, also umgerechnet 7,93$ pro Gallone bezahlen und die Menschen weiterhin Auto fahren. Sie schimpfen zwar und jammern (das taten sie schon, als der Benzinpreis die 1,00DM Grenze erreichte), aber fahren tun sie trotzdem. Er brauche sich daher ums Geschäft keine Sorgen zu machen, höchstens um seinen persönlichen Geldbeutel. Und die Hoffnung, dass die Menschen bei steigenden Benzinpreisen ihre Fahrgewohnheiten auf Dauer ändern, habe ich schon lange verloren. (Die Grüne in mir glaubt zwar immer noch, dass es nur über den Benzinpreis geht, aber der Mensch gewöhnt sich tatsächlich an hohe Preise schneller, als an Unbequemlichkeit.)

Perhaps is the crisis in Libya a chance to rethink the driving-habits, but I think really: it will change nothing, except that a filling is more expensive than before. And there is no difference between USA and Germany!


5.3.2011


Ich bin dann mal weg…

Hobbyplumbing

In einer der allerersten Kolumnen aus Deutschland beschreibe ich in „Stille Örtchen“ (runterscrollen, 4. Kolumne)
meine ersten Erfahrungen mit amerikanischen Toiletten. An die niedrige Sitzhöhe und den hohen Wasserspiegel habe ich mich inzwischen gewöhnt, auch wenn ich nachts im Dunkeln schon mal tief falle, wenn ich mal verschlafen aufs Klo muss. Auch das Saubermachen geht eigentlich ganz gut, aber, und das habe ich bei der Recherche damals im Internet auch gelesen, neigen die Toiletten doch dazu zu verstopfen. Ich habe gelesen, dass man bei größeren Geschäften mal zwischen spülen sollte. (In einer der Zeichentrick-Serien, die ich immer mit Jonathan aus kulturellen Gründen schaue, war genau das zu sehen: Einer saß auf dem Klo und spülte drei Mal bis er fertig war. Ich liebe diese Details, wenn sich die Serienmacher über das lustig machen, was auch mir im täglichen Leben auffällt.)


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Hoteltoilette


Die Gästetoilette war schon Anfang Dezember verstopft, da sie aber nicht wirklich gebraucht wird und der Raum sowieso mit Teppich ausgelegt ist und somit die Toilette ohnehin nicht benutzt werden sollte, beschloss ich einfach, das Klo zu schließen. Die Kindertoilette war dann am Tag vor unserer Abreise nach Deutschland so verstopft, dass sie noch dazu überlief und das Wasser im Flur aus der Decke tropfte. Ich verständigte unseren Hausverwalter, der Anfang Januar einen Klempner vorbeischickte, der sich darum kümmerte. Er sah aus wie Super Mario persönlich und reparierte auch die tropfende Wasserhähne und schlecht abfließende Waschbecken.

Er schaute sich mein Toilettenpapier an und sagte, ich solle mich nicht wundern, wenn die Toiletten verstopfen, das wäre ja zweilagiges Toilettenpapier (in Zahlen: 2-lagig!!!). Wenn ich einlagiges nehmen würde, passiert das nicht so schnell. Ich erzählte ihm, dass wir in Deutschland normalerweise dreilagiges nehmen und manche sogar vierlagiges benutzen. Jaa, davon hat er gehört, wir hätten aber auch ganz andere Toiletten.

Recht hat er!

Nun, Edward, der Hausverwalter, ist da geduldig und ich solle, wann immer es ein Problem gibt, anrufen, er schickt jemanden vorbei. Aber das ist mühsam. Ich maile Edward, Edward ruft den Handwerker an. Der Handwerker spricht mir aufs Band, aber meistens so schnell, dass ich die Nummer nicht verstehe, dann melde ich mich wieder bei Edward und der gibt mir die Nummer. Dann rufe ich den Handwerker an und der kommt dann zwischen neun und vier, bleibt bis um sechs und muss am nächsten Tag wieder kommen, weil er nicht fertig geworden ist.

Ich habe dann zwar einen abwechslungsreichen Tag gehabt, aber eigentlich besseres zu tun.

Nun ist die Toilette im Erdgeschoss verstopft gewesen, obwohl ich die Toilettenpapiersorte gewechselt habe und das genommen habe, was andere Expatweibchen, die auch alle diese Probleme kennen, mir empfohlen haben und auch die Toilette ein besseres Modell ist, als die im Kinderbadezimmer, aber offenbar nicht gut genug. Ich war es leid: Edward mailen, warten, Handwerker anrufen, warten, etc. etc…Neee, diesmal nicht!

Stattdessen bin ich heute Morgen im Baumarkt gewesen und habe vor den Entstopfungsgerätschaften gestanden. Von 9 bis 59 Dollar war die Auswahl gar nicht schlecht und ich dachte für 9 Dollar mach ich nichts falsch. Sollte es nicht reichen, wäre der Verlust nicht groß. Es war eine Sache von einer Minute, dann lief es wieder und ich muss zugeben, es hat sogar richtig Spaß gemacht. Als es wieder gluckerte, hatte ich ein Erfolgserlebnis und nun bin ich Hobbyklempner…


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die Entstopfungs-Peitsche für nicht mal 10 Dollar im Baumarkt erhältlich


Ich hoffe, dass ich damit nun nicht gegen unseren Mietvertrag verstoße, denn uns sind jegliche Handwerkerarbeiten untersagt. Auf der anderen Seite denke ich, dass bei amerikanischen Toiletten solch ein Gerät nicht in den Handwerkerbereich fällt, sondern eher in den Bereich der Nutzung und Pflege und somit sollte es vielleicht in einer spezielle Halterung ins Bad integriert werden, wie auch die Klobürste oder in manchen Bädern sogar dekorativ Prömpel zu finden sind.

Three blocked toilets in only six months; in Germany I’ve never seen a blocked toilet, bathtubs and washbowls, yes, but never a toilet. The enemy determines the weapons and the hardware the tools.


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