Barbaras Auswärtsspiel

16.4.2011

Ich bin dann mal weg…

Sonderausgabe zur 100. Kolumne und 1. Jahrestag
(Glückwünsche werden gerne im Gästebuch entgegengenommen)

Anniversary

Jahrestag und Jubiläum!!! Heute vor einem Jahr erschien die erste Kolumne und diese Kolumne, die ich gerade schreibe, ist die Hundertste. Es gibt einungzwanzig „Noch bin ich nicht weg...“-Kolumnen und das hier ist die neunundsiebzigste „Ich bin dann mal weg…“ macht zusammen hundert.

Wenn das kein Grund zum feiern ist. Hundert Kolumnen in einem Jahr, das macht etwa alle 3,65 Tage eine Kolumne:

Schreibwahn!

Wenn ich als Kind einen Bleistift oder neue Hefte für die Schule brauchte, dann musste ich immer zum Schreibwahn-Laden gehen, Frau Franzke hieß die Dame, der der Laden gehörte. Schreibwahn! Ich litt schon als Kind darunter. Am liebsten schrieb ich Briefe, die Rechtschreibung kümmerte mich wenig, auch der Inhalt nicht, Hauptsache war, dass ich schönes Briefpapier hatte und jemanden, dem ich das schicken konnte.

Ich hatte Brieffreunde in England, Frankreich, Finnland und irgendwo in Bayern, außerdem Großeltern, die sich immer über Post ihrer Enkelin freuten. Wenn das Briefpapier oder die Tinte alle war, bekam ich im Schreibwahn-Laden Ersatz. Außerdem konnte man einzelne Süßigkeiten für 5 und 10 Pfennig das Stück im Schreibwahn-Laden von Frau Franzke kaufen, ein Laster kommt selten allein.

Wenn ich heute am Rechner sitze, Kolumnen tippe statt mit Tinte Briefe zu schreiben, trinke ich fast immer Kaffee und esse irgendetwas Süßes dabei.

Schreibwahn…

Irgendwann antworteten die Brieffreunde nicht mehr, irgendwann ließ ich es bleiben, den Brieffreunden zu schreiben. Irgendwann lernte ich Nobbi kennen. Er war damals Soldat und in Bremerhaven stationiert. Ich ging noch zur Schule und hatte wenig zu tun. Ich schrieb ihm.

Schreibwahn…

Es entwickelte sich unsere junge Liebe, eine Wochenendbeziehung und eine einseitige Brieffreundschaft. Ich schrieb ihm jeden Tag einen Brief, gab mir bei jedem Briefumschlag besonders viel Mühe und erwartete eigentlich keine Antwort.

Schreibwahn!

Und manchmal, sehr selten, bekam auch ich Post.

Mal bekam ich eine beschriftete Schallplatte einer belgischen Punkband, mal ein Briefpuzzle aus Streichholzschachteln, und dann fingen wir an Briefbackgammon zu spielen, es dauerte fast ein Jahr, bis die Partie beendet war, ich weiß nicht mehr wer gewann…

Schreibwahn…

Zwischendurch schrieb ich Gedichte ab, ich war nicht poetisch genug, um selber welche zu schreiben, aber ich schrieb so gerne, also schrieb ich sie einfach ab. Ich schrieb um zu schreiben, nicht um gelesen zu werden…

Schreibwahn!

Als ich mit Nobbi zusammenzog, hörte ich auf zu schreiben. Mag sein, dass ich nun mehr redete, wahrscheinlich ähnlich unserer schriftlichen Kommunikation. Ich schrieb, er las - ich redete, er hörte zu. Vielleicht hatte ich auch einfach anderes zu tun. Lange Zeit jedenfalls schrieb ich nur noch das Nötigste. Ab und zu mal einen Brief, mal eine kleine unsinnige Geschichte über dies und das und dann Vorwort, Nachwort und Rezensionen zu dem einzigen Buch, dass ich selber herausgab. Es hatte eine Auflage von 9, ich druckte es, nähte es, leimte es und kartonierte es selber und es wurde nie berühmt.

Und dann fragte Basti mich vor etwas mehr als einem Jahr, ob ich mir vorstellen könnte, für seine Tippseite etwas über meine Zeit in Amerika zu schreiben. Ich musste überhaupt nicht überlegen, na klar!!! Er ahnte nichts von meinem Schreibwahn…

Ich erinnere mich an Bilder in meinem Kopf von dem Gartenzwerg aus dem Film „Die fabelhaften Welt der Amelie“, der aus einem Vorgarten entführt wird und danach auf Postkarten aus der ganzen Welt erscheint. An Butter aus der Spraydose (frag mich nicht warum, wahrscheinlich erwähnte Basti, dass es so was gibt, tut es übrigens auch, steht aber drauf,
I can’t believe: it’s not butter, also ist es Margarine) oder Amerika aus der Sicht der Hunde (das wäre kitschig und will doch keiner lesen). Basti machte ein paar Vorschläge und ich probierte einfach mal aus. Der erste Versuch waren die komischen Vögel aus Südtirol und dann brach der Vulkan aus und legte den Flugverkehr lahm. Es waren die ersten Gehversuche für eine kleine Gruppe von Freunden zu schreiben.

Und ganz schnell merkte ich, mit Schreibwahn ist es wie mit dem Rauchen. Du machst jahrelang Pause, aber einmal wieder angefangen, kannst du nicht mehr aufhören.

Der Unterschied zu damals ist, dass ich nun ein paar Leser habe und dass der Inhalt plötzlich Bedeutung hat. Die Kolumne entwickelte sich zu einem festen Bestandteil der Verarbeitung meines neuen Lebens. Sie half mir, den Umzug ohne Nobbi zu bewältigen, sie half mir Abschied zu nehmen, sie half mir auch, hier anzukommen und half in der schwersten Zeit, als meine Mutter starb und niemand da war, um mich in den Arm zu nehmen. Würde ich nicht schreiben, wäre ich schon geplatzt.

Die Kolumne lebt, weil ihr sie lest.

100 Kolumnen, selten einseitig, meistens zwei bis drei Seiten…Wenn ich in zweieinhalb Jahren fertig bin und weiter mache wie bisher, dann wäre das ein Wälzer wie „Der Herr der Ringe“, wahrscheinlich mit ebensolchen Längen, aber dafür mit mehr Bildern.

Unglaublich, dass ihr das alles lest. Ich weiß, den einen oder anderen Leser haben wir auf dem Weg bis hier verloren, denen wurde es einfach zu viel. Andere haben wir dafür gefunden. Und es lesen sogar Menschen, die ich nicht einmal kenne. Ich möchte euch alle begrüßen, ich freue mich, dass ihr an meinem Leben teilhabt und stoße mit euch an: Ein Jahr Kolumne! 100 Kolumnen! Lasst uns feiern!!!

Schreibwahn…und ihr lest…

Danke!

One year, hundred columns and a lot of readers! Thank you!!!


21.4.2011

Ich bin dann mal weg…

Easter eggs

Halloween, Thanksgiving, Weihnachten, Valentines Day und St.Patricks Day, das sind alles symbolträchtige Tage, die ich zwar nicht alle hier gefeiert habe, aber sehr wohl ihre kommerzielle Vorbereitung in den Geschäften und kreative Auslegung in den Vorgärten miterleben durfte; Gruselkram, Truthahn, Tannenbaum mit Zuckerstangen, Herzen und grüne Kleeblätter sind die dazugehörigen Symbole.

Nun ist Ostern. Bunte Eier gibt es hier auch, es ist üblich Plastikeier mit Süßigkeiten zu füllen. Es gibt aber auch Schokoladeneier, Jellyeier und Zuckereier. In Parks wird der easter egg hunt veranstaltet, ein öffentliches Eiersuchen. Kinder rennen mit Körbchen über den Rasen und sammeln Eier ein. Es ist eine etwas sportlichere Eiersuche.


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Beide Bilder: google sei Dank!


Auf die Idee, mich mit den hier üblichen Osterriten zu beschäftigen, bin ich diesmal aber nicht von alleine gekommen, sondern ich wurde durch die Nachrichten darauf aufmerksam. Wie schon öfters erwähnt, schaffen es nur außergewöhnliche Ereignisse jenseits der Bay Area in die Nachrichten. Dazu gehörte, dass das Flugzeug der First Lady Michelle Obama zu nah hinter einem anderen Flugzeug flog, was eindeutig ein grober Fluglotsenfehler ist, aber es trotz aller Gefahr sicher in Washington landen konnte.

Und dann kam die story: Dan, der anchorman der Nachrichten, konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und auch Spencer, der Wettermann, und der Sportsmann, dessen Namen ich noch nicht kenne, hatten offensichtlich ihren Spaß an der Geschichte:

USA die Mutter der Political Correctness!

Dass man in Amerika viel Wert auf politische Korrektheit legt, wusste ich schon bevor ich herkam, dass das gerne übertrieben wird, auch. Wenn ein Mensch fett ist, dann ist er nicht fat sondern horizontally challenged, also horizontal herausgefordert, ist einer kleinwüchsig, ist er vertically challenged. Diese Beispiele waren mir neu und ich muss aufpassen, dass ich mir nicht an die Stirn fasse und sage, dass das intellectually challenged ist. (und auch wenn ich hier nur einen Scherz machen wollte und damit sagen wollte dass ich das schwachsinnig finde, ich habe es nachgeschaut, es ist tatsächlich der pc-Ausdruck für geistig minderbemittelt)
Zurück zu unseren Ostereiern. Nun ist Amerika ein Land in dem viele verschieden Kulturkreise wohnen, so dachten sich kluge Menschen in Seattle, dass man nicht das christliche Osterei (das Ei selber ist übrigens heidnisch, aber das tut nichts zur Sache) easter egg nennen sollte, sondern besser spring sphere, was wohl Frühlingskugel heißt. Das Wort easter wurde von allen öffentlichen Osterveranstaltungen gestrichen und durch spring ersetzt.

Es gibt immer Menschen die irgendetwas auf die Spitze treiben. Das weiße Haus jedenfalls nennt seinen jährlichen Ostereierlauf weiter easter egg roll und kümmert sich nicht um die politisch korrekte Ausdrucksweise in Seattle.

Sometimes political correctness is important, but the most creations are silly.

Happy Easter and a lot of easter eggs…or should I wish you:
Happy Spring and a lot of spring spheres


29.4.2011

Ich bin dann mal weg…

Driving Lessons

Nobbi, Samuel und ich sind stolze Besitzer der California Driving License. Wir haben eine theoretische und eine praktische Prüfung gemacht und so den checkkartengroßen Führerschein erhalten, der uns als ID dient und auf dem gleichzeitig vermerkt ist, ob wir Organspender (Donor) sind oder nicht. Samuels Führerschein ist hochkant gedruckt, damit jeder Polizist, Verkäufer und Clubbesitzer auf Anhieb sieht, dass er noch nicht 21 ist und für ihn anderen Regeln gelten, was den Konsum von Alkohol angeht.


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Das Autofahren haben wir alle in Deutschland gelernt, auf Schaltwagen, bei kompetenten Fahrlehrern und vor allem auf den engen deutschen Straßen, mit den kleinen Parklücken.

Moritz muss hier seinen Führerschein machen. Die theoretische Prüfung hat er schon im Februar bestanden.

Führerscheinneulinge müssen 6 Fahrstunden bei einer professionellen driving school nehmen und 50 bei den Eltern oder anderen Personen über 25 Jahren. Mit den Eltern fährt man schon nach der ersten offiziellen Fahrstunde. Es gibt ein Begleitheftchen, das man lesen kann und geht davon aus, dass wir Autofahren können, wir haben ja den kalifornischen Führerschein. Ich glaube auch, dass wir Auto fahren können, aber nicht weil wir den kalifornischen Führerschein haben, sondern den Deutschen.

Nach Moritz allererster Fahrstunde, bin ich mit ihm einmal um unseren Wendehammer gefahren und habe beschlossen, dass das zunächst nichts für meine Nerven ist. Da unser Wagen nur eine Feststellfußbremse (emergencybrake) auf der linken Seite hat, habe ich außer meiner Stimme keine Möglichkeiten in Notsituationen Einfluss zu nehmen.

Wenn man auf einem Schaltwagen lernt, dann fährt man am Anfang ruckelig, langsam und unsicher, bis man den Wagen etwas kontrollieren kann. Das ist gut so. Ein Automatikwagen fährt von ganz alleine, er fährt tatsächlich auch schon mal schneller, als einem lieb ist und vor allem schneller, als der neue Fahrer lenken oder bremsen kann und dem Beifahrer lieb ist.

Ich neige dazu als Beifahrer spitze Schreie auszustoßen, wenn ein Abgrund oder ein Hindernis mit erhöhter Geschwindigkeit in meine Nähe kommt. Nobbi kann ein Lied davon singen, meine Toleranz gegenüber Geschwindigkeit, Nähe zu Abgrund und Hindernissen ist als Beifahrer recht gering. Wenn ich selber fahre, ist das etwas anderes, ich weiß ja was ich kann.

Daher einigten wir uns, dass die ersten Stunden Nobbi übernimmt und ich erst mit Moritz fahre, wenn er es schon etwas besser kann.

Moritz macht seine Sache ganz gut. Am Anfang meinte er, er müsse sich an alle Geschwindigkeitsbegrenzungen halten, wo 30 Meilen (ca., 50km/h) steht, muss man 30 fahren, egal wie scharf die Kurve ist, egal ob man was sehen kann, egal ob man in der Lage ist das Auto zu kontrollieren. Langsam fahren muss er üben und er muss lernen, immer nur so schnell zu fahren, wie man Wagen und Situation im Griff hat. Nobbi bat ihn darum, er setzte es um.

Bei meiner ersten Fahrt mit ihm, besprachen wir noch mal die Regeln, meine Regeln. Vor allem keine Diskussionen! Ich möchte keine Angst haben! Und er fuhr gut die Serpentinen runter, langsam, mit Gefühl! Doch dann kam die Shannon Road. Eine kurvige Straße, ohne Platz zur Seite, sehr schmale Landstraße, europäisch, … italienisch! Diesmal bremste er vor den Kurven, um sie zu kontrollieren und ich dachte noch, er fährt wirklich gut, bis uns ein Auto auf unserer Spur entgegenkam, weil es einen Radfahrer überholte und das in einer Kurve. Ich rief zwar –brems!-, aber Moritz lenkte lieber in den Busch. Er konnte tatsächlich so schnell nicht reagieren.

Er blieb ruhig und sagte dass die Sonne schuld war, er hat das Auto zu spät gesehen.

Es wäre schon für einen erfahrenen Fahrer eine blöde Situation gewesen. Unsereiner wäre in die Eisen gestiegen, hätte furchtbar auf den Idioten geflucht, der meinte in einer Kurve ein Fahrrad überholen zu müssen und hätte die Situation wahrscheinlich direkt wieder vergessen.

Es ist zum Glück nichts passiert, bis auf ein paar Kratzer am Auto. Ich übte an diesem Tag mit Moritz weiter langsam fahren, Abbiegen und rückwärts Einparken, allerdings fanden wir keine vernünftigen Parklücken. In Amerika ist alles größer, auch die Parklücken. (wie gut, dass wir drei Autos haben, wir können uns selber Parklücken machen)

Fifty driving lessons in six month. I believe that we are able to teach him and he will become a good driver, but only if we all survive the first twenty five lessons.


3.5.2011

Ich bin dann mal weg…

Anmerkung der Kolumnistin: Wir versuchen ein weiteres Mal das Doppelkopfturnier nach Kalifornien zu holen. In Deutschland werde ich wohl keine Kolumnen schreiben, aber über das Gästebuch von Erfolg oder Misserfolg berichten. Mitte Mai bin ich zurück…

The bad guy is gone
(…das erzählt man den Kindern; dieser Satz stammt aus dem blog einer Aachenerin in New York)

…nur ein paar Gedanken…

Die Nachricht von bin Ladens Tod erreichte uns Sonntagabend vor dem Fernseher. Der Präsident sprach zu seinem Volk und die Bilder von jubelnden Menschen aus New York und Washington gingen um die ganze Welt.

Wenn wir Europäer solche Bilder sehen, wundern wir uns. Das geht nicht nur mir so.

Am Tag darauf hatte ich e-mail Kontakt kreuz und quer und chattete mit einigen Menschen, die eigentlich alle einer Meinung waren: Gut, dass das Kapitel zu Ende ist, aber kein Grund ausgelassen zu feiern.

Ich kenne solche Bilder aus Deutschland nur wenn die Nationalelf bei der Fußball WM ins Finale zieht.

Es ist befremdlich und ich selber bin eher nachdenklich und habe tatsächlich ein wenig Angst nun zu fliegen. Ich habe immer Angst zu fliegen, aber ich hatte noch nie vor Terrorismus Angst, das ist jetzt anders und übermorgen geht es los. Nobbi und ich fliegen zum Doppelkopfturnier nach Aachen und ich bleibe noch ein paar Tage und mache Urlaub.

Man sah die Bilder im Fernsehen vom feiernden Volk, breaking news in Doppelbildansicht, wie beim Tsunami, rechts das brennende Anwesen in Pakistan und links das jubelnde Volk vorm weißen Haus. Das war so und das sieht man in Europa. Das bleibt im Kopf und genau so hat sich über Jahrzehnte mein Amerikabild gebildet.

Es gibt jedoch tatsächlich viele Menschen die anders denken. In Interviews hörte ich Stimmen, wie: kein Grund zum Feiern, Erleichterung, ja! Besorgnis, was nun kommt, auch! Sätze wie: das war nur ein Kapitel im Buch des Terrorismus, dessen sind wir uns bewusst!

Ich möchte Euch einfach nur mitteilen, dass es viele Menschen hier gibt, die nicht vorm weißen Haus oder an Ground Zero gefeiert haben, die sich nachdenklich zurückhalten, stumm eine Amerikafahne auf einen Gedenkstein für die Opfer vom 11. September legen und ihre leisen Stimmen im Fernsehen es wahrscheinlich nicht in bis in die deutsche Tagesschau oder den Spiegel online schaffen.

The bad guy is gone; you see and hear people celebrate that, but there are also folk that whisper: It is just relief!


17.5.2011

Ich bin dann mal weg…

Vacation in the old life

Ich bin wieder zu Hause, zu Hause in Kalifornien. Es regnet und mir ist kalt. Wir haben gerade mal 14°C und das nachmittags um drei. In Aachen war und ist es wärmer. Spencer, der Wettermann, schüttelt auch nur noch den Kopf: Verrückte Welt.

Es war ein klasse Urlaub, mit sehr hohem Erholungswert und einem Rundherumpaket für Herz, Seele, Körper und Selbstbewusstsein.10 Tage Urlaub im alten Leben, ob Doppelkopfturnier oder Dokorunde, Training mit dem musikalischen Rudel auf dem Hundeplatz oder Ausbildertreffen im Vereinsheim, Kaffeetrinken oder leckere Essen (Petras Flammkuchen war so lecker, wie immer) mit guten Gesprächen, das größte Spaghetti Eis meines Lebens in Laurensberg und Gartenparty in Vaals, wo ich fast alle Nachbarn traf.

Die Leichtigkeit des Urlaubs habe ich sowohl meinen verschiedenen Gastgebern, wie auch dem privaten Autoverleih zu verdanken. Ich konnte mich in meiner Stadt frei bewegen, kommen und gehen wann ich wollte. 5-Sterne Urlaub eben!

Es ist so schön zu sehen, dass sich im Großen und Ganzen gar nichts ändert. Doppelkopf verlernt man nicht, ich habe gekämpft und fast gewonnen, bin aber wie schon so oft nur zweite geworden. Das Training mit dem musikalischen Rudel war auch fast wie immer, nur das ich diesmal diejenige war, die nie wusste, was, wann, wie und wohin. Nach ein paar Tagen legte sich das choreographische Fragezeichen und ich freute mich auf den Auftritt. Wir tanzten auf unserem Vereinsnachmittag zu „We go together“ aus dem Musical Grease. Faraa war meine Partnerin, die ihre Sache großartig machte, solange ich mir sicher war. Gegen Ende des Tanzes kam in der Gruppe leichtes Chaos auf, aber wir hatten alle unseren Spaß. Hauptsache TOGETHER!

(Rechter Mausklick, für die Musik und zurück zur Kolumne)

You Tube: We Go Together aus Grease


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Faraa und ich: together!

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Manuel, Kira, Kathrin, Timmy, Nicole, Banja, Kristina, Mogli, Ursula, Amara, Annelie, Enji, Rita, Hunter, Ingrid und Paul. Alle together! Und weiter rechts tanzten:

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Norbert, Bandari, Faraa und ich: auch together!


Bilder alle: Lea sei Dank, sie hat ein gutes Auge und eine gute Kamera:

Luno Lunero

Alle Bilder von dem Nachmittag gibt’s hier zu gucken:

Menschen Hunde Sensationen


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Let’s get loud, mit Banja, Kristina, Mogli, Ingrid, Paul, Norbert und Chasse, auch together! (Annelie, Enji, Rita, Hunter, Ursula und Amara, sind nur nicht auf dem Bild, waren aber auch together!)


Mein persönliches Highlight war der zweite Tanz: Jennifer Lopez’„Let’s get loud“, den ich spontan und ungeübt mit Banja tanzte, wie schon vor zwei Jahren auf dem CHIO. Die Freude fühle ich immer noch. Danke Annelie, dass ich mit deinen Hunden tanzen durfte, sie sind etwas ganz Besonderes und danke, dass du mich überredet hast, mitzumachen. Es war mein schönstes Urlaubserlebnis.

Nicht alles ist so geblieben wie es war. Ich besuchte unser altes Haus mit seinen neuen Mietern, erstaunlich, dass ich das recht emotionsfrei hinbekam. Mir wurde klar, dass ich wirklich losgelassen habe und was mir wichtig ist im Leben. Es sind die Menschen, die ich liebe, meine Freunde, mein Verein, auch die Nachbarschaft, ich hatte das große Glück noch einen neuen Nachbarn kennen zu lernen, der kurz auf unserer Abschiedsparty letzten Sommer auftauchte, aber sowohl ich wie auch er waren damals nicht mehr ganz nüchtern. Wir holten das nüchterne Kennen lernen nach und es bedeutet mir tatsächlich mehr als der Besuch in unserm alten Haus.

Die 10 Tage, die hinter mir liegen, bruzzeln immer noch in meinem Bauch. Selten habe ich einen Urlaub so mitgenommen. Trotz Jetlag bin ich Energie geladen und fröhlich, bereit, Amerika in die Arme zu schließen.

Als ich mich entschied zu diesem Abenteuer ja zu sagen, war ich der Meinung, dass das Glück in mir sei und ich es nur mitnehmen muss. Zwischendurch dachte ich, dass das so gar nicht geklappt hat, dass ich entweder das Glück verloren hätte oder zumindest verlegt hätte. Jetzt weiß, dass es in mir ist, wo es hingehört. Ich muss es nur rauslassen und annehmen.

California: Back again and happy to be here. Aachen: There are my roots and they will be there forever.

No matter where I am. I have friends and we go together!!!


25.5.2011

Ich bin dann mal weg…

Recipe for the Poolguy

Ich habe ihn schon öfter erwähnt, meinen Poolguy, nun wird es endlich mal Zeit, ihm eine ganze Kolumne zu widmen.

Er heißt Tim, wie auch schon öfter erwähnt, sieht ein bisschen aus wie James T. Kirk, der Ältere und statt ein großes Raumschiff zu kommandieren, fährt er einen blauen Pick Up mit jeder Menge Chemie in Kübeln hinten drauf, die wahrscheinlich ausreichen würden, das ganze Wasser der Enterprise für Reisen Lichtjahre entfernt bakterienfrei zu bekommen.

Tim ist Texaner und kam 1979 hier in die Gegend. Er ist immer noch Texaner, auch wenn ich nicht ganz genau weiß, was einen Texaner zum Texaner macht, aber er ist so, wie ich mir einen Texaner vorstelle (es gibt auch regionale Klischees, denen ich auf der Spur bin). Sie unterscheiden sich schon rein äußerlich von den Kaliforniern, aber das kann ja auch Zufall sein. Ich habe leider kein Bild von Tim, aber er sieht ungefähr so aus:


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links William Shatner, alias James T. Kirk, der Ältere, (google sei Dank)



Kalifornier erscheinen einem freundlich, aufgeschlossen, neugierig und hilfsbereit. Sie nehmen sich immer Zeit für ein Schwätzchen und während man sich mit ihnen unterhält, hat man das Gefühl, die Sonne scheint. Im Großen und Ganzen ist das bei Tim dem Texaner nicht anders, er ist freundlich und hilfsbereit, das sind wahrscheinlich die überregional-amerikanischen Eigenschaften, nur muffelt er immer ein bisschen rum, er nuschelt irgendwas vor sich hin, was ich meistens nicht verstehe, meckert über die Regierung und im Gespräch hat man dann das Gefühl, es zieht eine Wolke vor die Sonne, die aber gegen Ende wieder verschwindet.

Von Tim weiß ich, dass es nicht richtig war, dass Clinton das Volk in Sachen Monika L. belog und einfach Präsident bleiben durfte, dass Bush fatale Folgen für Amerika hatte, dass Obama auch nicht das Ei des Kolumbus für dieses Land ist, dass Aldo die richtige Werkstatt für unseren Mini ist, dass man nur Präsident werden kann, wenn man reich ist (ich machte den vermessenen Vorschlag, warum er nicht Präsident würde, er hat nämlich für alles eine Lösung), dass Coca Cola irgendwann das Rezept geändert hat und statt Rohzucker nun Cornsirup verwendet, was den Grund hat, dass nun Mexikanische Cola teuer in die USA importiert wird, da die noch mit Rohrzucker süßen. Tim trinkt übrigens nur noch Pepsi, aus Trotz. Außerdem schenkte er mir sein altes Poolnetz, weil ich ihm erzählte, dass ich eineinhalb Stunden mit dem Küchensieb Blätter aus dem Pool gefischt habe, als mal der Skimmer nicht funktionierte. Er erklärte mir, warum die Haus- und Mietpreise hier so hoch sind und bot mir an, falls der Propertymanager sich träge verhält, wenn es um Poolreparaturen geht, den Vermieter in Wisconsin anzurufen, den er schließlich noch persönlich kennt. So grummelte er in seiner tiefen Stimme: „You deserve a fixed pool, you pay enough for this house! I will talk to the owner …!”

Als ich Tim vor 10 Monaten das erste Mal traf, fragte ich ihn, ob er einen Kaffee wollte, er verneinte, er hätte noch einen Kater vom Wochenende und wollte lieber nur seine Arbeit tun. Tim kommt Dienstags!!! Der Kater war von Samstagnacht. Texaner!!!

Ich habe eine Theorie. Wenn Tim gefeiert hat, dann kommt er früh, so zwischen zwei und drei, denn dann mag er nicht schwätzen. Hat er nicht gefeiert, dann kommt er später und nimmt sich viel Zeit zum erzählen.

Letzte Woche hatte er Zeit und fragte mich nach dem Rezept von Beef Stroganov, ich sei schließlich Deutsche und das hört sich so Deutsch an. Er erzählte mir, dass er sehr gerne kocht und gar nichts von Fast Food hält, allerdings auch mal mit Butter und Sour Creme, was ja eher mächtig ist. Ich fand das lustig, sagte dass sich Beef Stroganov eher Russisch anhört und versprach das im Internet zu suchen, er hat gar keinen Computer.

Ich googlete ein Rezept, kochte es am Samstag nach, Nobbi war begeistert und ist der Meinung, ich sollte öfters mit Tim über Rezepte sprechen. Diesen Dienstag gab ich Tim das von mir übersetzte Rezept mit einem Glas scharfem Löwensenf aus Deutschland. Tim hat sich total gefreut, er schraubte es auf, nahm einen großen Finger voll, ich sagte noch: „Be careful, it’s hot!!!“ Er antwortet: „I love hot“ und schleckte den Finger ab, dann schüttelte er sich kurz, brummte genussvoll, „ahh, horseraddish!!!“ (Meerrettich) und versicherte mir, heute Abend gäbe es Cornet Beef mit viel Senf und am Wochenende Beef Stroganov! Entweder machte ihm die Schärfe wirklich nichts aus, oder er hat es gut verborgen! Texaner!!!

Während wir uns unterhielten, setzte sich eine Krähe auf den Telefonmast hinterm Haus und krächzte lauthals, dass wir uns unterbrachen. Daraufhin wechselte Tim das Thema und erzählte von Sonntagmorgen. Ich versuche den Originalton zu treffen, aber sowohl das Englisch, wie auch die Tonlage bekomme ich nicht ganz hin. Stellt es euch vor: Tiefe, rauhe Stimme: „You know, (so fängt er immer an) Sunday Morning, very early, there sits a crow on my telephone mast and makes loud noise, like this one there. It’s too early, it’s too loud, it’s Sunday!!! I take my pump gun, pump, target her and shoot. The crow flew up and landed again on the same place. Same procedure again, I shoot, she did 4 flaps with the wings and then she fell down like a stone.”

Er war so stolz und ich beeindruckt. „You are really an American.”-“Yes, I am!”

Ist es nicht genau das, was ich suche? Geschichten, die so sind, wie wir uns das vorstellen. Der Kalifornier hätte nicht geschossen, aber der Texaner! Da ist ein Vogel, der ihn stört, morgens um 6 a.m., da holt er doch die Pumpgun und sorgt für Ruhe!!! Ohne Schuldgefühl, Reue oder auch nur einem Gedanke, dass das nicht richtig sein könnte.

Tim was proud of himself, that he shot the crow. He thought, I was impressed of his act, but I only was happy to find another example for typical Americans. I’m sad that the crow lost her life for that.


30.5.2011

Ich bin dann mal weg…

Please protect the fawns


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Seit einigen Wochen hängt dieses Plakat an unserer Straße zum Haus.
John hat es aufgehängt. Er kümmert sich sowieso liebevoll um die Beschilderung unserer Privatstraße. Ob es um Warnschilder geht, die die Tiere benennen, die unsere Wege kreuzen oder um die Warnung, dass hier die Nachbarschaft aufpasst, oder aber auch um die Spiegel, mit denen man in den scharfen Kurven um die Ecke gucken kann.


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John kümmert sich. Er fährt mit seinem kleinen Traktor einmal am Tag die Straße rauf und wieder runter und wenn ihm irgendetwas auffällt, dann handelt er, ganz langsam zwar, er ist ja schon alt, sehr krank und Amerikaner, aber er handelt. Er ersetzte den Spiegel, der dem Sturm zum Opfer fiel, und tauschte das ausgeblichene Verkehrsschild aus, auf dem steht, dass hier Kinder spielen, als Kristin und Marc mit ihren drei Kindern im Januar einzogen. Er rief die Polizei an, weil er mich mal im Dunkeln nicht erkannte, er dachte ich sei ein -suspect-, etwas Verdächtiges, aber ich konnte es klären, während er die Polizei noch am Telefon hatte, sie mussten nicht kommen.


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Traktor, Wachteln, Falke, Eule, Kojoten, alles gute Bekannte auf unseren Wegen


Als ich das Verkehrschild mit dem Turkey drauf kaufte, war er total begeistert, dass ich seine Leidenschaft der Verkehrsschilder teile und er rüstete sofort nach und besorgte das Quail-Schild (Wachteln).


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Wir lieben die Tiere hier am Berg, John füttert sie an verschiedenen Stellen und hat einen kleinen Wasserlauf angelegt, damit sie im Sommer Wasser haben. Ich füttere sie zwar nicht so wie John, aber ich habe einen Komposthaufen und ein Schwimmbad. Das Schwimmbad dient den Tieren, die über den Zaun können, als Tränke und der Komposthaufen stellt Obst und Gemüse zur Verfügung. John gab mir den Tipp, ihn jenseits des Zaunes anzulegen, damit auch die großen Tiere was davon haben, die nicht über den Zaun können. Neben Obst und Gemüse, bietet mein Komposthaufen einem Kaffeejunkie Kaffeefilter. Jeden Morgen liegen die ausgekippten Kaffeebeutel irgendwo im Garten. Einer der Besucher nimmt sich den Beutel, läuft vom Haufen weg, kippt ihn aus und lässt ihn dort liegen. (Coffee to go!) John vermutet Racoon oder Skunk, also Waschbär oder Stinktier. Ich glaube eher an ein Squirrel, aggressives Großeichhörnchen, die machen immer so einen aufgekratzten Eindruck.

Protect the fawns, heißt: beschützt die Rehkitze. Das ist eine Warnung, die vor allem an uns Autofahrer gerichtet ist. Wir sollen noch mal extra vorsichtig fahren, da die Rehe Junge haben. Samuel hatte das große Glück, eine Rehmutter auf der Straße zu treffen mit Zwillingen, die gerade mal wenige Stunden alt waren. Sie konnten so eben laufen und er sagt, dass die Mutter etwas verzweifelt war, da er sie an einer Stelle traf, an der der Berg zu steil für die Neugeborenen war. So blieb er im Auto sitzen, machte mit seinem Telefon diese Bilder und fuhr dann ganz langsam an ihnen vorbei. Inzwischen sind die Rehkitze schon deutlich gewachsen, die Zwillinge habe ich allerdings nicht mehr gesehen, vielleicht ist nur eins durchgekommen. John sagt, dass sie viele Feinde haben, Kojoten, Waschbären, Luchse, der Puma kommt ja erst im Hochsommer. Den ganz jungen Kitzen kann auch eine Eule gefährlich werden, dafür sind sie aber jetzt schon zu groß.


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Rehbilder: Samuel sei Dank


Nicht nur die Rehe haben Nachwuchs, auch Familie Truthahn hat erfolgreich gebrütet.


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…große Küken auf dem Pumpenhäuschen vom pool…

Ich sah zwei Hennen mit relativ großen Küken bei uns am Pool, die Kleinen konnten schon ein bisschen fliegen, sie flatterten vom Pumpenhäuschen und später wieder auf den Zaun.

In den letzten Tagen saß immer eine andere Truthenne mit ihren ganz frisch geschlüpften Küken auf meinem morgendlichen Hundespazierweg im Gras. Ihr Verhalten ist das Gleiche wie bei Fasanen, wenn sie Junge haben. Der Großvogel sitzt abseits der Küken und wartet bis der Feind in Schnauzenweite ist. Dann fliegt der Großvogel mit mächtig viel Getöse los, simuliert je nach dem einen verletzten Flügel oder ein Hinkebein, um die Jäger von der Brut wegzulocken. Da ich weiß, dass die Truthenne da ist, habe ich immer beide Hunde an der Leine. Das lässt die Dame verzweifeln und fordert sie zu schauspielerischen Höchstleistungen auf, da sie uns von ihren Küken weglocken möchte. Sie hinkt, humpelt, schreit und zappelt, damit wir sie für schwer verletzt und somit leichte Beute halten und hinter ihr herlaufen, ich aber halte Lissy und Ceallagh ganz kurz und bleibe wo ich bin. Dabei schaue ich auch noch auf den Weg, auf dem die winzigen Küken sich verstecken, damit ich auf keines drauf trete. Die Küken sind nicht viel größer als frisch geschlüpfte Hühnerküken und wirklich gut getarnt.


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Fast alle Bilder sind mit meinem Telefon gemacht, habe ich schon mal erwähnt, dass ich mein Telefon liebe? Es ist so smart! Als die Henne losflatterte war ich jedoch nicht mehr in der Lage auch nur ein Bild zu machen…


Ob mit Bild oder ohne…es sind großartige Momente. Trotzdem vermeide ich seit ein paar Tagen diesen Weg, um der Mutter Ruhe zu gönnen. Sie soll ihre Kräfte sparen, um vor Kojoten oder Waschbären weglaufen zu können, die ihr wirklich gefährlich werden könnten.

John hopes that some of the fawns come through the summer. I am sure that a lot of young animals will give their life for the predators; they are hungry too. Only the strongest, smartest and lucky ones will survive. John said: Barbara, please feed our animals and protect them! I answered: Yes, John, I appreciate to watch them every day, I will feed them with my compost and protect them before my dogs and I will drive very carefully, I promise!


3.6.2011

Ich bin dann mal weg…

Bedding,
oder wie man sich bettet so liegt man…


Alle Menschen müssen schlafen, das ist in allen Kulturen gleich. Wie man sich jedoch zur Ruhe bettet, ist in den einzelnen Kulturen recht unterschiedlich.

Schon wenn man in Europa verreist, fällt einem auf, dass man sich in Frankreich ganz anders zudeckt, als in England oder in Österreich. In Frankreich kämpfte ich immer mit großen schweren Wolldecken, die in ein Bettlaken eingeschlagen wurden und jeden Morgen durcheinander waren. Die rauen Decken kratzten, wenn das Leinenlaken weggestrampelt war. In England, das war wohl Mitte der 80er, waren die Decken aus 100% Polyesterstepp und bezauberten durch ihre Farben, Bonbonrosa, Orange und Lila. Ich glaube, das war das Schlimmste, was ich an Zudecke bis jetzt erlebt habe, allerdings war das in einem Jugendhotel und ich bin mir nicht ganz sicher, ob man sich in ganz England so zudeckte. In Österreich lag ich unter berghohen Daunendecken, die nicht nur sehr warm, sondern auch furchtbar schwer waren und die Daunen den Drang hatten, alle zur gleichen Zeit an der gleichen Stelle zu sein, sie waren wohl noch aus einer Zeit, in der das Steppbett noch nicht erfunden war. Frau Holle war übrigens Österreicherin.

Irgendwann beschloss ich jedenfalls, nicht mehr ohne eigene Decke in Urlaub zu fahren. Ganz egal wohin.

Möchte man nun in Europa Bettwäsche kaufen, merkt man schon als Grenzgänger die kleinen Unterschiede. Kauft man bei Ikea in Heerlen (NL) Bettwäsche, dann passen die Kissenbezüge nicht auf das deutsche Normkissen, welches 80x80 cm groß ist, da das niederländische Normkissen 50x60 cm misst. Der Rest passt.


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Alle drei Bilder: google sei Dank!

deutsch, man erkennt es am Kissen niederländisch
(Ikea Deutschland,14,99€) (Ikea Niederlande, 12,95€)



In Amerika ist das Beziehen der Betten eine kleine Wissenschaft, in die ich mich erst einlesen musste. Dafür benutzte ich den hiesigen Ikea-Katalog. Nun weiß ich Bescheid. Es gibt drei Standardmaße, Twin, Queensize und Kingsize. Twin ist eigentlich Single und zieht ein schmales einschläfriges 1-Meter Bett an, Queen ein breites Bett von etwa 1,40m bis 1,60m Breite und King ein richtiges 2 Meterbett. Die Standardmatratzen sind aber nur 190cm lang.

Die Decken sind länger und breiter als bei uns, damit sie hübsch, wie eine Tagesdecke, über den Rand der Matratze fallen. Ein Queensizekissen hat die Maße von 51x65 cm, fast niederländisch, eine Twindecke ist 165x215cm groß und somit deutlich breiter als unser Standardmaß von 150x200cm.

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amerikanisch
Ikea Amerika (14,99$, sind10,24€, twin-size/ Mitte)


Das nur vorweg…

Nun steht bei uns die große Besucherwelle an und eigentlich habe ich auch genug Bettdecken, aber die Bezüge sind alle etwa gleich alt und lösen sich so langsam in einzelne Fasern auf. Als ich in Deutschland war, habe ich das Problem verdrängt, da ich besseres zu tun hatte, als Bettwäsche zu kaufen.

Also war ich bei IKEA. Hier bei Ikea, in Palo Alto, das liegt auf halbem Weg nach San Franzisko. Ich liebe Ikea, es ist so beständig und überall in der Welt gleich. Ich gehöre zu den wenigen Frauen, die es schaffen in 10 Minuten durch den Ikea zu rennen. Ich kaufe nur das, was ich mir vorgenommen habe, weiß wo ich es finde, laufe an alten Bekannten vorbei; Billy, Expedit und Smörebröd, zielstrebig zur Bettwäsche, packe zwei Decken und vier Bezüge ein, kurzer Abstecher zur Badezimmerabteilung, wo es nur noch das Ausstellungsstück vom Seifenhalter, den ich haben will, gibt, und ab zur Kasse.

Hat man hier in Amerika Heimweh, muss man nur zu IKEA gehen, ein Stück Europa in Amerika. Sogar die Frau an der Kasse war unfreundlich und sprechfaul, entweder hat sie früher mal beim DMV (Department of Motorvehicle) gearbeitet oder ihre Ausbildung bei Aldi in Berlin gemacht, sie war jedenfalls völlig untypisch für kalifornische Kassierer, moserte rum statt zu grüßen, nahm mir den Seifenhalter ab, und motzte, dass ich das Ausstellungsstück nicht kaufen könne!!!

Die Decken sind bereits gewaschen, bezogen und Test geschlafen. Toll so große Decken! Die Jungs sind begeistert.

Und da die Bettwäsche hier bei Ikea auch noch unschlagbar günstig ist, ist es sogar billiger, hier Bettwäsche mit Decken zu kaufen, als für die europäischen Decken, die ich schon habe, in Deutschland Bettwäsche…

I look forward to all the visitors who we expect, the house will be full and I hope that everyone will sleep well and dream sweet.


4.6.2011

Ich bin dann mal weg…

Sonderausgabe unnützes Wissen:

Es regnet in Strömen, dieses Wetter ist eindeutig nicht normal für diese Jahreszeit. Am Lake Tahoe schneit es und Spencer, der Wettermann, sagt, so hätte es eigentlich im Januar sein müssen. Im Juni kommt das sonst nicht vor. Es regnet so schlimm, dass ich mich tatsächlich davor drücke, mit den Hunden raus zu gehen und stattdessen lieber im Schlafanzug (wer mich besser kennt, wundert sich nun, aber Amerika ist das Land der Schlafanzüge und hat mich überzeugt, ich trage endlich Schlafanzug!!!) vor dem Rechner sitze, das Internet auslese und auf besseres Wetter warte. Es ist Samstagmorgen…

Ich war noch mal auf der Ikea Webseite und habe Kopfkissen und Bettbezuggrößen studiert. In Finnland, Schweden, Dänemark, Belgien, Spanien, der Türkei, der Schweiz, Japan und Österreich sind die Standardmaße der Bettwäsche, wie auch in den Niederlanden, beim Kissen 50x60cm bei einer Deckengröße von 150x200cm. In England, Italien und Singapur ist die Kissengröße 50x80cm, bei gleicher Deckengröße.

Deutschland ist mit seinem Kissenstandardmaß von 80x80cm und der Standarddeckengröße von 135 bzw. 140 x 200cm (150cm ist in Deutschland schon Übergröße) tatsächlich einzigartig. Ebenso einzigartig sind die Franzosen, sie haben eine Kissengröße von 65x65cm bei einer 150cm breiten Decke.

Meine Quelle ist einzig die Ikea Webseite, auf der man sich durch die ganze Welt klicken kann. Ich möchte bei dieser wissenschaftlichen Arbeit nicht den Vorwurf hören, ich hätte irgendwo abgeschrieben und das nicht angegeben. (Wer weiß, vielleicht mach ich ja doch mal politische Karriere)

Fazit: die Einheit Europas ist nicht einfach, ob Währung oder Bettwäsche…

Theorie: Deutschland und Frankreich haben in der Geschichte große Denker mit großen Köpfen hervorgebracht, die natürlich größere Kissen brauchten. Eventuell brauchen auch ausgesprochene Dickköpfe größere Kissen. Deutschland jedenfalls führt in der Kissengröße der Welt. Die etwas schmaleren Decken in Deutschland haben höchstwahrscheinlich ihren Ursprung in der Deutschen Steifheit. Wer steif im Bett liegt, braucht keine breite Decke!

Wie dem auch sei, bei einer Internationalen Kissenschlacht würde ein großes Kissen Stärke und Schlagkraft vermitteln, wobei die etwas schmaleren längeren Kissen durchaus leichter, wendiger und somit schneller wären.

Fest steht, dass Leben im Ausland tatsächlich den Horizont erweitert und sich bei mir so etwas wie internationales Interesse entwickelt. Ob mir das irgendwann mal etwas nützen wird, weiß ich nicht. Heute habe ich auf jeden Fall trotz üblem Regen am Samstagmorgen meinen Spaß gehabt.


8.6.2011

Ich bin dann mal weg…

Crash

…keine Sorge, es ist nichts passiert, nur ein paar Kratzer an der Stoßstange, nicht mal ein Schleudertrauma und auch der Wassernapf der Hunde ist nicht ausgekippt. Aber laut war es, ich habe mich furchtbar erschrocken, am ganzen Leib gezittert und unter stark verminderter Denkfähigkeit wegen zu hoher Adrenalinkonzentration im Blut gelitten.

Und nun mal schön der Reihe nach…

Vorweg: Moritz hatte nichts damit zu tun, ich war alleine mit den Hunden unterwegs zum Santa Clara Dog Club.

Jeden Dienstag fahre ich zum Training mit den Hunden nach San Jose in die Markthallen zum Hundeclub, dafür muss ich ein Stück durch die Rushhour über die Autobahn. Als ich von der Autobahn runter fuhr, musste ich an einer roten Ampel rechts abbiegen, was ja erlaubt ist. Ich fuhr langsam an den stehenden Autos rechts vorbei und stoppte, um den fließenden Verkehr von links vorbeizulassen, irgendwann verebbte der Verkehr und ich fuhr ganz langsam weiter, doch da kam noch ein Auto angebrettert, zwar nicht auf der Spur, auf die ich abbiegen wollte, aber er fuhr von ganz links auf die Mitte und ich war mir nicht sicher, ob er danach nicht auch noch auf meine Spur will. Die Amerikaner blinken bedauerlicherweise nur sehr sparsam. Ich stoppte also noch mal:
Rummms!!!

Ich wusste im ersten Moment gar nicht was los ist. Die Hunde saßen noch auf ihren Sitzen und im Rückspiegel sah ich ein weißes Auto, was allerdings gar nicht so nah war, als wäre es aufgefahren. Aber es war mir klar, irgendwas ist passiert und besser fahre ich jetzt nicht weiter und steige mal aus.

Aber erst Warnblinklicht an und an den Rand der Straße fahren, um den Verkehr nicht zu blockieren. Ich fand den Knopf nicht, mit dem man das Warnlicht anmacht. (Bei der praktischen Führerscheinprüfung im November wusste ich es noch.)


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Ich zitterte und war ein wenig verzweifelt und zwischendurch kam immer wieder der Gedanke: Habe ich was falsch gemacht? Ich fand den Knopf irgendwann, dann stieg ich aus und erst als ich ausstieg, kam ein älterer Mann aus dem weißen Auto, ähnlich zitternd wie ich und blubberte direkt los: -Oh, I am so sorry, is everything ok? Are you hurt? I thought you are going to drive, I did not see that you stopped again and so on…

Wir schauten uns mein Auto an, aber da war nichts außer einem ganz leichten Abdruck seines Nummernschildes auf meiner Stoßstange.

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Er erzählte mir irgendwas von einem harten, üblen Tag und ich stammelte irgendwelche Dinge auf Englisch, an die ich mich nicht wirklich erinnere. Er gab mir seine Karte und wollte dann fahren, es wäre ja nichts passiert. Da hielt ich inne. Nein, ich sagte ich wolle auf jeden Fall seine ID sehen und sein Nummernschild notieren, denn es könnte ja sein, dass doch etwas ist. Zeugen habe ich keine notiert, da habe ich nicht dran gedacht. Überhaupt war ich eigentlich gar nicht in der Lage vernünftig zu denken. Was tut man in Amerika in einem solchen Fall? Ich wusste es nicht, da aber offensichtlich alles OK war, beschloss ich, dass das so reicht.

Als ich wieder losfahren wollte, fand ich den Knopf des Warnblinkers wieder nicht, ich zitterte immer noch, suchte das Armaturenbrett systematisch ab. Er ist zwischen Radio und Klimaanlage in der Mitte der Konsole und wäre somit auch für den Beifahrer gut erreichbar.

Ich war so aufgeregt! Jedem der mich an dem Abend fragte -How are you?-, erzählte ich die Geschichte. Man versicherte mir, dass man selber genauso gehandelt hätte und ich erhielt so fantastische Tipps wie:

Calm down and breathe! Your dog works better, if you are not so exited.


13.6.2011

Ich bin dann mal weg…

…diesmal bleibe ich, und ihr geht…
Für Dagmar, die ich im Park traf mit ihrer Golden Retriever Hündin Funny, wir hatten beide gerade unsere Mutter verloren, für Eva, die mit ihrem Border Collie Sammy dazu kam, für Dominique, die für Samuel viel mehr als nur eine gute Freundin ist und für Leonie, Andi, Kiara und Karim…


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Eva, Dagmar und Dominique


Farewell

…Abschied. Vor genau einem Jahr befand ich mich in Aachen in der intensiven Phase des Ausmistens, Packens und vor allem Abschiednehmens. Es war eine anstrengende, aber auch sehr schöne Zeit. Damals wurde mir klar, wie reich ich eigentlich bin, reich an Freunden und Bekannten von denen ich mich verabschieden musste. (Der Schmerz muss sein, damit das Glück einen nicht zerreißt!)

Die zu nehmenden Abschiede waren durchaus sehr unterschiedlich, wie die Personen von denen sie genommen wurden. Es gab Abschiede, die einfach nur traurig waren, solche, die eine positive Kraft hatten, welche, die die Freude aufs Wiedersehen spüren ließen, die Neugier auf das was kommt und die Spannung, die in der Veränderung liegt, andere, die sehr verzweifelt waren und nicht zuletzt auch den einen, von dem ich ahnte, dass er endgültig sein wird und der unendlich weh tat. Es blieb nicht der einzig Endgültige.

Ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht, aber irgendwie war ich so naiv zu glauben, wenn ich erstmal drüben bin, mich von allen verabschiedet habe, dann war es das. Ich dachte, dann freut man sich auf Deutschland, wenn man mal verreist, und sagt tschüss, wenn man wieder geht, es ist ja kein Abschied mehr im engeren Sinne, man war ja schon weg! Also Augen zu und durch, danach wird’s nur noch besser.

Pustekuchen!!!

Was die Besuche in Deutschland angeht, stimmt es sogar, aber ich habe die Rechnung ohne Amerika gemacht.

Wahrscheinlich war ich zunächst nicht bereit, hier wirklich zu siedeln. Vielleicht war ich nicht bereit, mich emotional auf das Leben hier einzulassen, ich habe jedenfalls nicht darüber nachgedacht, dass ich auch hier ein Stück von meinem Herzen lassen werde. Das Heimweh konnte sich aber erst legen, nachdem die Bereitschaft zum Siedeln und zum Annehmen da war.

Bei der Sozialisierung halfen mir vor allem die ersten Kontakte, deutsche Kontakte, mit denen ich in meiner Sprache reden konnte, die mein Fremdeln verstanden und vor allem alle das Gleiche auch schon erlebt hatten.

Ende September traf ich Dagmar und Eva im Park an der Schule mit ihren Hunden, Funny und Sammy. Sie erzählten mir, dass sich einmal in der Woche einige Deutsche Frauen in Half Moon Bay mit den Hunden am Strand treffen, spazieren gehen, schwätzen und danach Kaffee trinken beim Deutschen Bäcker. Ich war neugierig und mir fiel die Decke auf den Kopf…

Expatweibchen! So nannte ich sie, nannte ich uns! Mein erster Gedanke war: „Definitiv nicht meine Welt…!“

Ach was…!


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Gisela, Daniela, Dagmar, Britta, Barbara, Eva und Brigitte Foto: Petra


Inzwischen bin ich tatsächlich Teil dieser Welt und es hat sich gar nichts geändert, nur meine Einstellung.

Die Treffen in Half Moon Bay sind mir inzwischen fast so wichtig, wie mir meine Doppelkopfrunde in Aachen war, die Mädels sind mir so lieb, wie meine Jungs, mit denen ich jeden Dienstag Abend Karten gespielt habe.

Und nun muss ich schon wieder Abschied nehmen. Dagmar und Eva gehen zurück nach Deutschland. Die Einladung zur Abschiedsparty hat mich noch mal ganz schön emotional beschäftigt. Sie riss alte Wunden auf, aber nicht nur das. Natürlich werde ich Eva und Dagmar vermissen, unsere Gruppe in Half Moon Bay wird sich verändern. Dagmar meinte, das gehört hier dazu. Natürlich! In einer Gesellschaft von Zeitbleibenden, wird ständig Abschied gefeiert. Manche sagen, man gewöhnt sich dran, ich glaube, ich kann mich nicht daran gewöhnen, ich will mich gar nicht daran gewöhnen. Ich möchte traurig sein, wenn ich Menschen Lebewohl sagen muss, die ich mag.

Mir sagte mal jemand, der schon viele Jahre hier ist und an der deutschen Schule arbeitet, dass sie gar keine engen Kontakte mehr zu Zeitbleibenden möchte, da es immer so weh tut, wenn die Menschen, die man mag, wieder gehen.

Ich möchte mich aber auf Beziehungen einlassen, möchte Menschen kennen lernen, und traurig sein, wenn ich ade sagen muss, aber zwischendurch will ich spüren, dass ich lebe und lieben kann, dass ich Freundschaften schließen kann, ohne Bedingungen, mit allem was dazu gehört.

Dagmar und Eva, ihr geht zurück, ihr ward länger hier, als ich jemals bleiben möchte, geht aber trotzdem zurück, das macht ganz viel Mut. Ich wünsche Euch, dass ihr euch wieder gut in Deutschland einlebt, donnerstags vielleicht am Starenberger See spazieren geht und an die Mädels in Half Moon Bay denkt. Wenn ich donnerstags in mein Puddingteilchen beiße, werde ich immer fest an Euch denken. Ich bin froh, Euch kennen gelernt zu haben. Mein nächster Cappuccino wird nichts kosten, weil mein Rabattkärtchen voll ist und wenn ich euch nicht kennen gelernt hätte, dann hätte ich das überhaupt nie erfahren: „Buy nine, get one free!!!“ Danke!

Should auld acquaintance be forgot
And never brought to mind?
Should auld acquaintance be forgot
And days of auld lang syne?

For auld lang syne, my dear
For auld lang syne
We’ll take a cup of kindness yet
For auld lang syne
(aus Auld Lang Syne, dem Abschiedslied überhaupt)

Don't live in the past but remember;
Don't be afraid of the future but think about it;
Live the moment...
(Barbara, Juni 2011)

Good bye!

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all together



19.6.2011

Ich bin dann mal weg…

Anmerkung zur letzten Kolumne: Zur letzten Kolumne habe ich unheimlich viele Leserbriefe per e-mail bekommen. Ich danke euch! Inzwischen ist die passende Musik zur Kolumne noch ergänzt worden, wenn schon denn schon, scrollt noch mal runter und hört noch mal rein, nur weil’s so schön ist…

You Tube: Auld lang Syne - Robert Burns, Dougie Mc Lean



German-American-Friendship

In einer alten Kolumne
, Peanutbutter, habe ich Andrea schon einmal erwähnt. Sie ist 17 Jahre alt, kommt aus Aachen und verbringt ein Jahr in Seattle in einer amerikanischen Familie. Ich lese regelmäßig ihren blog:

http://andi-abroad.blogspot.com/

Ihr Jahr neigt sich dem Ende zu, einen Monat ist sie noch hier in den USA und auch dann heißt es für sie –farewell-!

Ihre Eltern, Stephan und Helga, wollen gemeinsam mit ihr heim fliegen, aber vorher noch ein bisschen was von der schönen Westküste sehen. Geplant war, dass Helga und Stefan in San Franzisko landen, ich sie dort abhole und sie erst einmal ein paar Tage mit uns verbringen, bevor sie sich ein Wohnmobil mieten und sich auf den Weg nach Norden machen. Das Tolle an Plänen ist, dass sie gemacht werden, um geändert zu werden.

Andreas Gasteltern, Tedd und Caroline, haben eine Grandma südlich von Sakramento in Walnut Grove hier in Kalifornien. Sie lebt auf einer Farm an einem Fluss, sehr idyllisch. Sie luden Helga und Stephan dorthin ein und uns gleich mit. Helga und Stephan fuhren also direkt am Freitag vom Flughafen nach Walnut Grove und wir stießen Samstagmittag dazu. Tedd, Caroline und Andrea kamen aus Seattle eingeflogen, zur großen Überraschung ihrer Eltern, die nichts davon wussten, dass sie ihre Tochter schon dieses Wochenende sehen.

Grandma heißt Becky, eigentlich ist ihr Name Dorothy, aber sie wird Becky genannt und sie sitzt im Schaukelstuhl ihrer Großmutter auf der Veranda. Ich freu mich jedes Mal, wenn die Bilder, die ich aus unzähligen Hollywood-Filmen und Büchern wie Huckleberry Fynn im Kopf habe, zum leben erwachen. In diesem Fall auf wirklich nette Art. Becky ist so, wie ich mir eine Grandma vorstelle. Sie sagt immer, was sie denkt, weiß genau, wie was zu sein hat, liebt Hunde und ganz besonders Golden Retriever. Ich genoss es sehr, mich mit Becky über dies und das, aber vor allem über Hunde zu unterhalten.

Zu unserer großen Freude hingen an Beckies Gästehaus sowohl die amerikanische wie auch die deutsche Flagge. Das gehört hier einfach dazu. Inzwischen ist mir der Fahnenkult, der mir vorher sehr fremd war, durchaus ans Herz gewachsen. Aber wenn man schon eine deutsche Fahne aufhängt, dann auch richtig! Tedd und Caroline waren sich nicht ganz sicher und so war gold rechts und schwarz links.

Die deutschen Männer fragten nach Leiter und Werkzeug und nahmen die deutsche Wende selber in die Hand.


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Der Nachmittag war sehr harmonisch. Eigentlich wollten wir mit Tedds Boot Kniewasserski fahren, da das Boot aber Motorprobleme hatte, schipperten wir nur zum Steg, an dem man das Boot aus dem Wasser ziehen kann, machten einen Spaziergang zur Farm zurück und die Männer fuhren zur Bootswerkstatt, wir Frauen genossen den Tag auf der Veranda. (In Andreas blog findet man Bilder von Kniewasserski, denn sie war zu Ostern schon mal dort, da funktionierte das Boot noch)


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Caroline und Andrea zauberten ein leckeres Mexikanisches Essen für uns alle, mit frisch gebackenen Chocolatechips Cookies und Vanilleeis zum Nachtisch und wir saßen am Abend noch lange zusammen.

Es war ein wirklich schöner Tag; für mich sehr wichtig in vielerlei Hinsicht. Natürlich war ich zunächst sehr froh, hier am westlichen Rand der Welt Bekannte aus Aachen zu treffen. Mehr als das, war es aber eine Feuerprobe. Denn bisher scheute ich mich sehr, Englisch zu sprechen, wenn Deutsche anwesend waren. Aber das klappte hervorragend. Die Gespräche mit Becky, Caroline und Tedd, waren locker, ehrlich und ich hatte das Gefühl, als würde ich die drei schon ewig kennen. Wir Deutschen gaben uns zumindest Mühe, auch untereinander Englisch zu sprechen, wenn Becky, Caroline oder Tedd zuhörten.

Manchmal habe ich in den letzten Monaten daran gezweifelt, inzwischen bin ich jedoch fest davon überzeugt, dass es möglich ist, echte Freundschaft mit Eingeborenen zu schließen.

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von links nach rechts:
Stephan, Becky, Helga, Andrea,
Tedd, Caroline, Barbara, Nobbi
Bild: Selbstauslöser sei Dank


Schaut nur in diese fröhlichen Gesichter, acht ehrlich lachende und fröhliche Menschen.

Von Caroline lernte ich eine amerikanische Weisheit:

There are only two good days if you have a boat; the day you buy it and the day you sell it. (Between these days there is always trouble with the boat)


21.6.2011

Ich bin dann mal weg…

Speed-sightseeing due shorttrip

Viel Zeit hatten wir nicht. Die Zeit mit Helga und Stephan verging wie im Flug, aber genossen habe ich es.

Da unser Besuch nur kurz bleiben konnte, da er nach einem straffen Zeitplan die Westküste nach Norden fahren muss, um rechtzeitig in Seattle zu sein und mit ihrer Tochter Andrea und unsern neuen Bekannten Caroline und Tadd (so schreibt man ihn, sorry!) noch gemeinsam Urlaub in Kanada zu machen, blieb uns nur ein kurzer Trip nach San Franzisko. Das konnten wir mit Rückgabe des Mietwagens am Flughafen und Abholung des Wohnwagens auf der Schäl Sick, die übrigens wunderschön ist, wie Sauerland und Bergisches ja auch, ganz prima verbinden.

Wir fuhren nach dem Frühstück mit zwei Autos erstmal zum Flughafen, dann mit einem Auto nach San Franzisko weiter, wo wir etwa eineinhalb Stunden Zeit hatten, um dann weiter über die Bay Bridge nach Dublin (Eastbay, nicht Irland) zu fahren, wo das Wohnmobil abgeholt werden musste. (Oh ich war sooo aufgeregt, weil das die Zwei-Etagen Brücke ist, wo die obere Fahrbahn im 89er Beben auf die untere fiel. Ich bin noch nie über sie gefahren und schon gar nicht selber, es war dichter Verkehr und ich musste mich konzentrieren und konnte leider nicht gucken, ich muss unbedingt noch mal irgendwann als Beifahrer rüber.)

Eineinhalb Stunden ist zwar nicht viel, für eine so schöne Stadt wie San Franzisko. Da es aber heißes Sommerwetter war, reichte es. Man ist auch nicht so Reiz überflutet. Helga und Stephan waren sowieso vor fünf Jahren schon einmal da, sie kannten die Stadt schon.

Den Vorteil den es hat, mit Freunden, die gerne fotografieren, Unternehmungen zu machen, sind die tollen Fotos die man danach hat. Wer in noch weniger Zeit San Franzisko sehen will, der muss nur hier schauen. Eine Reise können tolle Bilder jedoch auch nicht ersetzen.

Was ein Panorama!


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San Franzisko


Bilder alle: Stephan sei Dank!

Habe ich irgendwann im letzten Jahr eigentlich damit gehadert, hier zu leben? Hatte ich Heimweh oder habe solche Sätze gesagt wie: Warum bin ich eigentlich hier?

Wenn ich mir Stephans Bilder anschaue, dann kann ich mich selber nur noch darüber wundern. Es ist wirklich ausgesprochen schön hier.


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Golden Gate Bridge


30°C, Sommer! Stephan und Helga haben ihn mitgebracht. Die Brücke ist nicht im Nebel, wie sonst so oft, aber es ist diesig.


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Alkatraz

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Seelöwen, Pier 39

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Badesalz, auch Pier 39


Zu Hause in Los Gatos haben wir keine Kosten und Mühen gescheut, unseren Gästen das berühmte Kalifornische Licht zum Sonnenuntergang zu präsentieren und endlich hat es mal jemand digital erfasst.


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Blick von unserer Terrasse über Silicon Valley




Und so sieht es morgens aus, wenn wir einen heißen Tag erwarten.


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Blick vom Frühstückstisch

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Blick auf den Frühstückstisch (Selbstauslöser sei Dank!)

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Blick von der Gästezimmerterrasse


Helga und Stephan sind nun abgereist, sie waren nicht einmal zwei Tage da. Der nächste Besuch kommt in 10 Tagen und bleibt fast einen Monat.

I am so happy to share all the beautiful things around us with my friends.

I am also happy that they share all their digital pictures with me.

Helga and Stephan, I wish you a great trip to Canada. Thanks for the chocolate, the Aachen-Licht and the Printen and for the nice time we spent together.

Jetzt ist Sommer

und hier geht’s wieder nach oben