Barbaras Auswärtsspiel

15.2.2012


Ich bin dann mal weg…

Through the Paradise to Greece

Ich mache gerade Ferien. Wo? Na hier! Irgendjemand muss doch da bleiben und auf das Valley aufpassen.

Ferien, nicht von der Schule, ich gehe ja nicht mehr in die Schule und auch nicht von der Arbeit, denn ich arbeite ja nicht. Einfach vom alltäglichen allerlei. Die Kinder sind Skifahren, alle drei bzw. vier, wir haben für ein paar Monate einen Gast, und Nobbi macht mal wieder eine Asien-Europa Rundreise.

Ich bin ganz alleine, naja fast, denn die Hunde sind bei mir und wir lassen es uns so richtig gut gehen!

Die Deutsche Schule hat Skiferien, das heißt, dass nicht nur meine drei Kinder Skifahren sind, sondern fast die gesamte deutsche Feiergemeinde. Sie machen alle in Squaw Valley am Lake Tahoe in der Sierra Nevada Ferien. Und die, die nicht Skifahren sind, sind in Death Valley und erholen sich dort und in Las Vegas von den Strapazen der letzten Wochen.

Die Skifahrer haben lange gezittert, ob’s überhaupt etwas wird mit dem Ski fahren, denn es hat ja den ganzen Winter nicht geschneit. Vor ein paar Wochen dann fiel der erste Schnee und diese Woche gibt sich das Wetter offenbar alle Mühe, es den deutschen Urlaubern drüben in den Bergen so angenehm wie möglich zu machen. Etwas Neuschnee am Montag, übrigens hat es da auch hier auf Mount Hamilton Schnee gegeben, Dienstag traumhafte Sonne, heute Nacht nochmal Neuschnee und dann wieder Sonne. Jeder, der mal Skifahren war, weiß wie schön das sein kann. Ich verfolge die Urlauber über Facebook und tausche SMS mit meinen Kindern und bin tatsächlich kein Stück neidisch.

Ich wollte nicht mit, weil in der Lodge in der sie alle wohnen keine Hunde erlaubt sind. Ferien ohne meine Hunde sind aber keine Ferien. Stattdessen mache ich genau das, was mir am meisten Spaß macht. Die Zusammenfassung von Montag und Dienstag möchte ich euch ersparen, das interessiert nur meine Hundefreunde. Aber den Diavortrag „Durch das Paradies bis Griechenland“ möchte ich euch nicht vorenthalten.

Wie jede Woche trafen wir uns in Half Moon Bay. Die Besetzung heute war ausgesprochen klein, da ja wie gesagt alle in Squaw bzw. Death Valley sind. Ich traf mich mit Petra und Gisela, denen ich hinterherjoggte, da ich von unerwartetem Verkehrschaos etwas aufgehalten wurde. Es sah so aus, als hätte mal wieder ein überladener Pick Up seine gesamte Ladung verloren. Darüber muss ich irgendwann noch einmal eine eigene Kolumne schreiben.

Das Wetter war traumhaft, der Strand außerordentlich gut begehbar und quasi leer. Als ich ihn betrat, sah ich nur Petra und Gisela in der Ferne. Wir trafen später noch ein Ehepaar und ein Pärchen mit drei Hunden. Mehr nicht.

Unsere Reise begann in Half Moon Bay, Poplar Beach, nach etwa 10 Minuten hatten wir zur rechten traumhaftes Schneevergnügen auch ohne in die Sierra Nevada gefahren zu sein.


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Ceallagh raste durch den Schnee, suchte ihren Ball oder versuchte fliegende Schneewehen zu fangen.


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Sie musste sich jedes Mal wahnsinnig beeilen, da bei soviel Schnee die Lawinengefahr recht hoch ist und auflandige Lawinen haben besonders viel Kraft.

Während Ceallagh im Westen mit Schnee spielte lag der Grand Canyon in all seiner beeindruckenden Schönheit im Osten neben uns. Ich fahre fast jede Woche nach Half Moon Bay, es ist jedes Mal anders, immer schön, aber so wie heute habe ich es noch nie gesehen.


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Auch aus der Wüste apportierte Ceallagh einen Ball. Erstaunlich, dass die Dinger überall sind.


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Wir durchquerten die Schlucht, zur linken die schroffen Felsen zur rechten die Weite Schneeebene bis wir an unserer Ecke waren. Von unserer Ecke kann man auf das Ritz Carlton Hotel schauen und nur bei Ebbe kann man etwas weiter gehen. Öfters schon haben wir dabei nasse Füße bekommen. Den Blick, den wir heute hatten, hatte ich noch nie. Ein breiter Strand lag vor uns und ermöglichte den Weg weiter bis zu den griechischen Säulen.


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Doch bevor wir zur griechischen Ruine kamen, rasteten wir auf den schwarzen Felsen im Paradies. Im Rücken das Meer und vor uns an den Klippen ein Wasserfall.


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Petra und Gisela meinten, das hätte was von Hawaii, was ich nun nicht beurteilen kann, ich aber gerne glauben möchte.


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Und wer glaubt, die Spanier wären die ersten Europäer in Amerika gewesen, der irrt. Diese Säulen belegen eindeutig, dass es die Griechen waren, und zwar von hinten rum, eben über den Pazifik.


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Auf den Felsen im Meer tummeln sich ein paar Seelöwen. Man kann sie kaum erkennen, aber sie sind da. Alle Fotos habe ich mit meinem kleinen schlauen Telefon gemacht, mit dem man leider gar nicht zoomen kann. Hätte ich gewusst, dass das heute solch ein Urlaubstag wird, dann hätte ich meine richtige Kamera mitgenommen.


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(fast genau in der Mitte, etwas links kann man die Seelöwen erkennen)

In Griechenland drehten wir um, gingen durchs Paradies und den Grand Canyon zurück und trafen noch einige Seesterne. Nachdem Ceallagh sich mit einem unterhalten hatte, warf ich ihn zurück ins Meer. Ob das was nutzt, wage ich zu bezweifeln, aber es ist einen Versuch wert.


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Es ist immer schön am Meer, ob es regnet, neblig ist oder die Sonne scheint, aber heute war es ganz besonders schön.


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Abgerundet und vollendet wird das ganze bei einer leckeren Tasse Cappuccino und einem Puddingteilchen aus der Moonside Bakery.

Liebe Petra, gut dass wir uns trotz der Ferien heute noch mal trafen. Ich wünsch dir einen guten Flug. Ich drück die Daumen, dass in Deutschland alles gut wird. Wir sehen uns im Juni wieder.

What a wonderful day!


5.3.2012


Ich bin dann mal weg…

Anmerkung der Kolumnistin: Liebe Leser, es gibt bzw. gab mal wieder Probleme mit der Webseite. Entschuldigt bitte, aber manchmal ist die Technik eben stärker als der Geist. Wer regelmäßig liest und lesen will, kann bei mir per e-mail, im Gästebuch, auf meiner Facebook-seite oder wie auch immer einen Not-Newsletter bestellen. Wenn dann aus technischen Gründen mal wieder nicht veröffentlicht werden kann, kann ich die Kolumnen per mail verschicken. Außerdem empfehle ich allen Lesern mal rechts rüber zu scrollen oder ins Gästebuch zu schauen, denn der Graue Kasten und das Gästebuch funktionieren meistens. Da kann ich dann reinschreiben, dass es eine neue Kolumne gibt, die angefordert werden kann.

Time is fleeting

Es ist nicht zu erklären, dass ich die letzte Kolumne schon vor mehr als zwei Wochen geschrieben habe. Ausreden gibt es keine, nur eben, dass die Zeit schuld ist. Ich gehe abends ins Bett und wenn ich am nächsten Tag wieder aufstehe, ist schon wieder eine ganze Woche vorbei. So kommt mir das jedenfalls vor und ich weiß, dass ich da nicht die einzige bin.

Die Zeit rast.

Es gibt so einen Spruch: „An den Kindern sehen wir, wie die Zeit vergeht.“

Was für Kinder? Hier laufen fast nur noch Erwachsenen rum. Wenn ich durch das Haus rufe wegen irgendwas, dann bekomme ich Antwort von entweder drei Tenören oder einem Bass. Der Bass ist der Jüngste!

Zeit! Ich mach mir so meine Gedanken.

Als wir aus Aachen für erst einmal drei geplante Jahre wegzogen und ich Amerika für mich mehr oder weniger nur als ausgedehnten Urlaub betrachten wollte, schienen mir drei Jahre unendlich lang. Freunde sagten: „Wirst sehen, das geht so schnell vorbei!“

Es hat sich viel verändert und die größten Veränderungen liegen noch vor uns.

Nun sind wir schon mehr als eineinhalb Jahre hier. Ich will meinen Aufenthalt schon lange nicht mehr als ausgedehnten Urlaub sehen, da mir klar geworden ist, dass man so nicht ankommen kann. Seit ich das verstanden habe und mich hier niederließ, umständehalber für unbestimmte Zeit, geht es mir wieder gut. Aber nun kommt ein völlig neuer, für mich auch erschreckender Gedanke dazu: „Es bleibt mir vielleicht gar nicht mehr genug Zeit!“

Genug Zeit für was? Anzukommen? Da zu sein? Zu schauen? Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen? In Amerika zu
leben!

Entspann dich Barbara und genieße! Das tue ich, ganz bestimmt, aber wenn ich philosophische Spaziergänge mache, komme ich ins Grübeln. Meine geplante Deutschland-Woche im Mai habe ich abgesagt. Werde ich untreu? Nein, bestimmt nicht, ich habe nur Angst, dass mir diese Woche irgendwann hier fehlt!

Im Sommer stehen wieder Abschiede an. Freunde, deren Zeit hier zu Ende geht. Die einen kehren zurück nach Deutschland, die anderen tauschen Amerika gegen Asien. Ich möchte mit meinen Hundefreunden trainieren und im Training weiterkommen und zwischendurch haben wir immer wieder Besuch. Ich will die Schönheit dieses Landes weiter entdecken, die Vorurteile weiter abbauen und alles intensivieren.

Zeit! Ich habe sie und ich will sie genießen, nicht hektisch und nicht schlampig. Es sind die Momente, die ich ausdehnen möchte.


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So zum Beispiel!

Wenn man die Zeit, die man hat, nicht verlieren will, dann darf man nicht so viel an die Vergangenheit und nicht so viel an die Zukunft denken.

From Winnie the Pooh:

„What day is it?“ asked Pooh.
„It’s today,“ squeaked Piglet.
„My favorite day,“ said Pooh.


9.3.2012

Ich bin dann mal weg…

Expeditions into the Animal Kingdom

Anmerkung der Kolumnistin: Diese Kolumne ist eine von denen, die schon seit Monaten Schlange stehen in meinem Kopf. Da Rainers Kulturecke diese Woche genau den Titel trägt, Expeditionen ins Tierreich, muss sie heute geschrieben werden. Ich grüße das Rhinozeros, das Nashorn, ach nee das Reh das dachte es sei ein Haubentaucher, das Nasobem, Rainer, der mich jede Woche mit neuer Lyrik beglückt und Basti, der mal wieder die ganze Woche damit beschäftigt war, daran zu arbeiten, dass man uns auch lesen kann.

Empfindliche Seelen sollten sich diese Woche die Bilder nicht anschauen. Es ist nicht immer schön, was die Natur zu bieten hat. Manche Menschen regen sich über knallharten und schonungslosen Bild-Journalismus auf, ich möchte das damit gar nicht vergleichen, es ist eher das naturwissenschaftliche Interesse, das mich dazu bringt, kranke Tiere oder Kadaver zu fotografieren.

Die Fauna hier in Amerika faszinierte mich von Anfang an. In „Animals“ beschreibe ich meine allerersten Eindrücke. Ich verwechselte den vulture mit dem hawk, worüber ich mich immer noch köstlich amüsiere, denn da gibt es nichts zu verwechseln! Inzwischen sind wir gute Bekannte, sowohl der hawk, der Rotschwanz Falke, wie die unzähligen vulture, Geier, genauer Truthahngeier. Ich genieße es mir mit ihnen und all den anderen prächtigen und unscheinbaren Vögeln und anderen Tieren den Hügel zu teilen.

Wir hatten nun schon öfter Besuch von einem Waschbären, das Stinktier traut sich offenbar nicht nah an uns ran, denn ich rieche es manchmal, wenn ich mit den Hunden spazieren gehe, aber niemals in der Nähe unseres Hauses. Von den unzähligen Rehen habe ich öfters schon erzählt, naja und die vielen Nagetiere braucht man kaum noch zu erwähnen. Kojoten, Truthähne und Luchs lassen jedes mal mein Herz höher schlagen, wenn ich sie sehe.

Ab und zu nehme ich meine Kamera mit auf die Spaziergänge, in der Hoffnung mal ein tolles Foto machen zu können. Zur Tierfotografie bin ich jedoch ganz und gar nicht geeignet. Man braucht viel Geduld und ein Teleobjektiv, ich habe weder das eine noch das andere.

Es gibt aber eine Gruppe von Tieren, die weder fliehen noch gefährlich sind. Sie halten still, wenn man sich ihnen nähert und kann in aller Ruhe ein Foto schießen. Es ist vielleicht ein wenig makaber, aber für mich trotzdem interessant, denn wann kommt man schon mal so nah ran. Es sind die leblosen Tiere, von denen ich hier berichten will.

California Quail, kalifornische Wachtel, hier ein Männchen:


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Wachteln leben in größeren Gruppen. Sie bewohnen diesen Hügel mit einer ganz eigenen Geschäftigkeit. Wenn man sie von weitem beobachtet, haben sie immer irgendetwas auf dem Boden zu tun, kommt man jedoch zu nah, fangen sie an zu rennen. Ich glaube, irgendwie sind sie mit dem berühmten Roadrunner verwandt oder haben zumindest mal ein Seminar bei ihm besucht. Sie fangen an zu rennen und erst wenn es gar nicht mehr anders geht, heben sie ab. Dabei machen ihre Flügel einen wahnsinnigen Lärm, dass man sich wundert, dass sie überhaupt abheben. Ich beobachte sie öfter durchs Fenster und meine so etwas wie Kommunikation unter ihnen zu entdecken. Dabei schauen sie sich immer gegenseitig an und wenden dann ihren Kopf zum nächsten, als würden sie diskutieren oder Stille Post ohne Flüstern spielen.

Dieses prächtige Männchen verstarb, als es auf der Flucht vor dem hawk war. Es knallte gegen unser Esszimmerfenster, ich erschrak schaute und sah einen Falken mit geöffneten Flügel die Notbremse ziehend auf mich zu schweben, er knallte mit dem Bauch gegen die Scheibe, landete neben dem toten Wachtelhahn, schüttelte sich und flog davon. Ich bin fest davon überzeugt, dass er wahrnahm, dass das Wachtelhähnchen gegen die Scheibe knallte und er deshalb bremsen muss. Einen Falken die Notbremse ziehen sehen, ist ein tolles Bild für eine Deutsche, es erinnert an den Bundesadler, Kopf oben, Bauch voran und Flügel seitlich geöffnet.

Mouse, Mäuschen:


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Dieses putzige Mäuschen lebte noch, als ich das Bild machte, aber wahrscheinlich nicht mehr lange. Es saß lethargisch in der Ecke und machte überhaupt keine Fluchtversuche. Als ich es sah, holte ich in aller Ruhe meine Kamera, machte ein Bild, holte meine Gartenhandschuh, nahm es und setzte es behutsam hinter den Zaun, damit die Hunde nicht in Versuchung geraten. Es sah gar nicht gesund aus. Einmal im Monat kommt Sowieso-Sowieso Pest Control und bestückt die Mäuse- und Rattenfallen mit Giftködern. Wahrscheinlich handelt es sich hier um ein Opfer. Es kommt vor, dass eine Maus oder eine Ratte in einer unserer Zwischenwände verstirbt, dann stinkt es wochenlang nach Aas und man kommt einfach nicht dran.

Die Mäuschen hier sehen ganz anders aus, als unsere deutschen Haus- und Feldmäuse. Alles ist rund an ihnen. Ich habe mich immer gefragt, warum Walt Disney all die Tiere so rund malt, runde Ohren und runde Körper. Na, weil die Tiere hier so rund sind. Rehe, Kaninchen und Mäuse haben viel rundere Ohren als bei uns in Deutschland. Die Rehe, die hier rumlaufen, sehen tatsächlich aus wie Bambi.

Rat, Ratte:


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Ratten gibt es hier viele und schlau sind sie auch. Ich durfte einmal Zeuge werden, wie Lissy einer Ratte nachstellte und von der Ratte ausgetrickst wurde. Sie verschwand lautraschelnd im Gestrüpp und flüchtete sich dann ganz leise auf den Zaun. Sie saß oberhalb von Lissy und schaute. Lissy steckte den Kopf ins Gebüsch, dort wo es vorher raschelte und versuchte hinterherzukommen. Als Lissy richtig wühlte, lief die Ratte los, oben auf dem Zaun und Lissy bekam es nicht mit. Großartig! Hund ausgetrickst. Ob diese Ratte auf dem Bild die Gleiche ist, weiß ich leider nicht, aber sie ist ein Opfer meiner schwarzen Jägerin. Lissy ist auch lernfähig und sie ist wesentlich schneller geworden. Diese Ratte lag totgebissen in einem Beet.

Deer, Reh:


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Dieser Kadaver steht eigentlich gar nicht für die Spezies der Rehe, sondern mehr für ihre Jäger. Sehr wahrscheinlich ist dieses Reh ein Opfer des Mountain Lions gewesen, denn das Bild machte ich in der Zeit, wo ich hier das Mountain Lion Junge sah und es war damals nicht der einzige Rehkadaver.

Die großen Kadaver über Wochen zu beobachten ist durchaus interessant. Der Jäger frisst natürlich das meiste sofort, der Brustraum ist auf und das Tier macht einen hohlen Eindruck. Die Geier zeigen an, wie frisch das tote Tier ist. Nach meinen Beobachtungen essen sie zwar Aas, aber nur frisch. Wenn das Fleisch trocknet, sieht man sie nicht mehr und trotzdem sieht es ständig anders aus und ich meine hier nicht die Verrottung durch Maden oder Bakterien. Nein, ganze Knochenpartien liegen am nächsten Tag woanders, dann liegt der ganze Leib einige Meter weiter, irgendwann sieht man nur noch drei Beine oder gar keins mehr.

Das sind die Kojoten und vielleicht auch andere Hügelbewohner, die sich ab und zu mal einen Knochen zum Knuspern holen. Wo Kojoten sind, findet man ihre Ausscheidungen, wie Hundehaufen nur grau und mit mehr Fell. Sie markieren ihre Schätze und meine Hunde markieren darüber.

Snake, Schlange:


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Diese Schlange ist etwa einen Meter lang, es handelt sich um ein 2d Exemplar. (2d, zwei dimensional, es sind die überfahrenen Tiere) 2d Tiere gibt es hier leider sehr viele. Ich glaube Opossums sind die meist überfahrenen überhaupt. Sie führen in meiner persönlichen 2d-Tier Statistik. Ich habe bestimmt schon weit über 20 tote Opossums gesehen, aber noch nie ein lebendiges. Bei Waschbären hält es sich etwa die Waage, ich meine überfahren zu lebendig und Stinktiere riecht man immer nur. Wenn sie überfahren werden geben sie alles. Eine Mischung von Knoblauchkonzentrat und verbranntem Gummi. Das war Stinktier.

Meine heutige Expedition ins Tierreich möchte ich aber nicht mit traurigen Bildern von leblosen Körpern abschließen, sondern mit Schnappschüssen, die dann doch mal möglich waren.

Chipmonk, Streifenhörnchen:


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Dieses Kerlchen lebt in unserem Holzstapel. Die Hunde jagen es täglich, aber es ist viel schneller. Einmal jagten die Hunde es ins Haus, es flüchtete sich hinter den Schrank und ich sperrte die Hunde aus und jagte es selber zur anderen Tür nach draußen, aber nicht ohne vorher ein Bild gemacht zu haben.

Hummingbird, Kolibri:


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Bild: Christian sei Dank


Und wozu man selber nicht in der Lage ist, schafft vielleicht ein Besucher. Dieses tolle Bild hat mein Bruder Christian an unserem Salbeibusch gemacht. Er hat etwas mehr Geduld als ich und ein Teleobjektiv.

Twins, unsere Zwilling:


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Bild: Samuel sei Dank

Dieses Bild machte Samuel mit seinem schlauen Telefon kurz nach der Geburt der Zwillinge direkt auf unserer Straße. Ich treffe sie immer noch manchmal, sie sind nun schon so groß wie ihre Mutter, aber immer noch alle drei zusammen.

Tarantula, Tarantel:


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Dieses possierliche Tierchen ist etwa handgroß. Hier oben auf dem Hügel habe ich noch nie eine gesehen, aber unten im Flachland auf einem Spazierweg. Die Hunde hatten Respekt, waren aber neugierig. Ich nutzte meine Chance, setzte sie ab und machte ein Foto. Im Studium, ein Praktikum über Spinnen, hatte ich schon einmal eine Vogelspinne auf der Hand. Ich weiß, dass sie nicht gefährlich sind, dennoch, eine Spinne in der Größe in freier Natur, ich würde sie niemals anfassen!

Die Bilder mit punktgroßen Kojoten oder Gegenlichtdarstellung mit einem riesigen Rudel Rehe auf dem Hügel, welche man nicht erkennen kann, werde ich euch ersparen.

I have countless failed pictures from Mother Nature and her children. I keep them by myself and will try it again.


15.3.2012


Ich bin dann mal weg…

Anmerkung der Kolumnistin: Die Reaktionen auf die letzte Kolumne und auf die Mail, die auf die Notseite verweist, haben mich ungemein gefreut. Offensichtlich hat es niemanden sonderlich schockiert, dass ich tote Tiere veröffentliche. Besonders gefreut habe ich mich über die Mails meiner amerikanischen Leser. Ich muss Euch unbedingt das Bild von dem Kolibri zeigen, dass Matthew hier im Valley in seinem Garten gemacht hat.


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Bild: Matthew sei Dank!
Mit freundlicher Genehmigung.

Christian, du musst noch ein wenig üben! Meine Frage, wie man ein Bild von einem so schnellen Kolibri so gestochen scharf hinbekommt, beantwortete Matthew mit:

1. Geduld
2. Hochauflösende Kamera mit Teleobjektiv


Matthew hat seine Hausaufgaben gemacht, er gehört offenbar nicht nur zu den fleißigen Lesern, sondern auch zu den gründlichen. Danke nochmal!

Diese Kolumne widme ich Basti aus gegebenem Anlass...


Announcement


Kinder werden geboren und wachsen heran. Die Eltern kümmern sich und wenn sie ihre Sache gut machen, dann werden die Kinder nicht nur größer, sondern auch reifer und selbständig. Irgendwann verlassen sie das Haus und stehen auf ihren eigenen Füßen.

Mir als Mutter steht das im Sommer gleich zweimal ins Haus. Ich freu mich, dass die Jungs selbständig werden, es ist spannend, was sie aus ihrem Leben machen werden. Nur den Grundstein haben wir Eltern gelegt, den Rest machen sie. Unser Einfluss wird weniger und die Arbeit die wir mit ihnen haben auch. Ja, ich freu mich darauf, aber gleichzeitig wird es auch etwas wehtun. Sie werden mir fehlen, vor allem die Kommunikation mit ihnen im Haus, es wird still und leer werden. Dafür wird der Wäscheberg kleiner und die Portionen die ich zu kochen habe. Und kaum noch Schuhe im Hausflur...

Basti, du bist nicht mein Vater, aber irgendwie sehe ich da Parallelen. Fast genau zwei Jahre ist das her, dass du mich gefragt hast, ob ich nicht Lust habe auf deiner Webseite etwas über unser Amerika Abenteuer zu schreiben.

Deine Seite ist das Haus, indem ich mit meiner Kolumne nun zwei Jahre gut und breit gelebt habe. Ich weiß, dass du jede Menge Arbeit mit mir hattest. Wenn ich eine Kolumne geschrieben habe, habe ich sie dir geschickt, die Bilder im Anhang. Du hast sie auf die Webseite gestellt, dich um das Layout gekümmert, ein Gästebuch und einen Grauen Kasten angelegt, du hast Probleme gelöst, wenn meine Slideshows nicht laufen wollten, Ersatz für gesperrte Musik gesucht und so weiter und so fort. Als es dann den ersten crash der Webseite im Sommer gab, hast du in mehr als tagelanger Arbeit wieder alles ans laufen gebracht. Damals überlegte ich schon, das Haus, dein Haus zu verlassen. Aus eigener Unfähigkeit und auch Bequemlichkeit, blieb ich. Ich habe das nicht bereut. Ich finde wir sind ein gutes Team.

Trotzdem ist es nun Zeit für mich das Haus zu verlassen. Ich habe viel von dir gelernt und wenn du mich damals nicht gefragt hättest, wer weiß, ob ich überhaupt angefangen hätte zu schreiben. Ich bin dir unendlich dankbar, für alles.

Seit fünf Tagen nun arbeite ich fast Tag und Nacht an meiner eigenen Seite, bei den ganz komplizierten Dingen hilft Nobbi, den Rest mach ich allein.

Erstens möchte ich dir nicht zumuten, nochmal alle 152 Kolumnen mit all den Bildern zu bestücken, die Texte auf ein Neues zu formatieren und regelmäßig gründlich zu sichern und zweitens habe ich endlich große Lust dazu, selber kreativ meine Seite zu gestalten.

Ich ziehe aus, genauso wie ein Kind das Elternhaus verlässt.

Ich bin stolz endlich auf eigenen Beinen zu stehen, freu mich auf das was vor mir liegt, vergesse aber niemals woher ich komme.

Basti, vielen Dank für Alles. Ich möchte mit meiner Seite Teil deiner Seite bleiben, halt nur mit meiner eigenen Homepage.

Liebe Leser,

die Kolumne zieht um. Sie wird weiter hier auf der Blinddate Seite verlinkt sein. Die neue Adresse lautet:

www.ikier.nl

Basti, thank you so much. That is not a goodbye, just a little change!




19.3.2012

Ich bin dann mal weg…

...proudly presents...

...die eigene Homepage.

Nach einer Woche copy und paste, scale image, save und upload ist es soweit.

Die Seite ist fertig!

Alle Texte und Bilder sind umgezogen, Links sind repariert oder rausgenommen und es kann offiziell losgehen. Meine Familie bekommt endlich wieder etwas Anständiges zu essen und der Staubsauger möchte auch mal wieder bewegt werden.

Aber vorher ist Eröffnung!

Die geplante Eröffnungsrede in Abendkleid und High Heels habe ich kurzfristig gestrichen. Es muss auch so gehen.

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Herzlich Willkommen in Barbaras Auswärtsspiel!

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Da ich die Seite neu strukturiert habe, möchte ich statt meinem üblichen Geschwafel mit Euch eine Rundtour durch die Seite machen. Lieber noch hätte ich ja ein Video-Tutorial gemacht, denn über solche habe ich gelernt, mein Web-Programm zu benutzen. Das war eine spaßige Angelegenheit, vor allem weil der Tutor so herrliches British English sprach. Videos sind aber noch nicht mein Spezialgebiet, so gibt’s nur ein shot screen- Tutorial.

Home sweet home! Von hier kommt man weiter, entweder über die Navigationsleiste in der Sidebar oder über die Links auf der Hauptseite. Dort erscheinen alle Links in sanftem grün statt dem üblichen blau. Das liegt daran, dass mein template das so will. Ich wollte eine grüne Leiste, das habe ich geschafft, aber nun ist vieles grün und ich finde den Knopf nicht, um das zu ändern.

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Alle links mit deutschen Wörtern führen auf deutsche Seiten, alle Links mit englischen Wörtern auf bilinguale oder englische Seiten. So einfach ist das.


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Die Kolumnen sind zeitlich sortiert. In Barbaras Auswärtsspiel und Barbara’s Away Game findet man die aktuellen Kolumnen wie in einem blog von neu nach älter sortiert. Die neueste Kolumne wird oben dran gehängt, die unterste verschwindet in ihrem Kapitel.

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Die Kapitel sind von oben nach unten zu lesen, wie in einem Buch.
Europa und USA dienen als kurze Einleitung, die Kapitel selber beginnen mit der Jahreszahl, die Folgekolumnen des Jahres sind Unterordner.

Die fettgedruckten Links in der Sidebar sind mir besonders wichtig. Kommunikation und Kultur, Grundfesten unserer Gesellschaft!


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Ich lade jeden Leser (schüchterne, Bekannte, Fremde, Freunde, Freunde von Freunden und deren Verwandte, etc...) ein, diese links zu nutzen. Jeder Eintrag im
Gästebuch, im Grauen Kasten oder eine e-mail, die nun ganz einfach an mich über mein E-mail Formular zu senden ist, sind mir lieb und wichtig.

Ihr habt die Möglichkeit, per e-mail einen Newsletter bei mir zu bestellen. Ich gebe euch dann auf gleichem Weg bescheid, wenn eine neue Kolumne erschienen ist. Bitte gebt an, ob ihr den Newsletter für Barbaras Auswärtsspiel, Barbara’s Away Game oder beides erhalten wollt. Facebook-Nutzer können dies auch über Facebook erfahren, wenn wir „Freunde“ sind. Mein Facebook Name: Barbara Auswärtsspiel

Unter den fettgedruckten Links findet ihr den
unmoralischen Zähler. Er zählt nicht nur, er zeigt auch wo die Leser sitzen. Deshalb nenn ich ihn unmoralisch. Big Brother is watching you. Aber er tut es sowieso, warum soll man es sich dann nicht auch anschauen? Und da ich furchtbar neugierig bin und keinen blassen Schimmer habe, wie viele Leser ich eigentlich habe, fand ich ihn ungemein praktisch! Ich muss sagen, nach zwei Tagen schon; ich bin erstaunt. Ich habe nicht nur Leser die ich nicht kenne, ich werde sogar in Städten gelesen, von denen ich nie zuvor gehört habe, Ich musste Zellingen, Veitshöchheim und Rimpar erstmal googlen. Ich grüße von hier aus in diese Gegenden.

Rainers Kulturecke kann ich jedem empfehlen, der nicht nur der Prosa zugetan ist. An jedem Tipptag der Deutschen Bundesliga veröffentlicht er ein oder mehrere Gedichte großer wie kleiner Poeten. Ob Goethe, Schiller, Valentin, Busch und Morgenstern, Rainer findet immer ein passendes Gedicht zu politischer, sozialer oder geologischer Großwetterlage.

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In den Texten selber findet ihr gelegentlich links zu Wikipedia, You Tube und anderen nützlichen Seiten. Einige Videos von You Tube kann man direkt auf der Seite schauen. Das erkennt man an dem Pfeil in der Mitte auf dem Bild.


You Tube link

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Kolumnenkino


Und dann ist da noch das Kolumnen-Kino (Rainer prägte diesen Begriff). Eigene Slideshows, die nicht bei You Tube zu finden sind, kann man anklicken und schauen. Sie werden nur geladen, wenn man klickt, für Leser mit Schneckentempo-Internet oder Leser die mit einem schlauen Telefon auf der Straße lesen wollen, ist das wichtig zu wissen

Dann möchte ich mich noch dafür entschuldigen, dass sicher einige links in Deutschland, den Niederlanden und Belgien nicht zu sehen sind. Die Urheberrechte werden in den verschiedenen Ländern unterschiedlich geschützt. In Deutschland wütet die GEMA. Ich kann von hier aus nicht sehen, welches Video in Deutschland oder anderswo zu sehen ist und welches nicht. Ich schreibe nun immer dazu, welches Lied ich meine, damit ambitionierte Leser aus ihrer eigenen Musikbibliothek das Stück dann laufen lassen können ;-). Auch die Videos hier in Amerika unterliegen ständiger Kontrolle. Manche haben Werbung, was ich sehr gut verstehen kann, andere werden gesperrt, weil sich dritte ihrer bedient haben. Das hat mich nachdenklich gemacht. Bin ich etwa ein solcher Dritter, der sich widerrechtlich bedient hat und für die Sperrung von Videos großartiger Künstler verantwortlich ist? Sollte das so sein, möchte ich mich natürlich dafür entschuldigen. Wenn mir das doch nur mal jemand alles vernünftig erklären könnte.

Doch das ist ein anderes Thema und gehört in eine eigene Kolumne.

Somit ist alles Wichtige gezeigt. Ich wünsche euch gute Unterhaltung, lade euch ein die ganze Geschichte nochmal wie ein Buch zu lesen und hoffe ihr lest weiter...

Ich werde weiter schreiben, in den nächsten drei Wochen aber habe ich Besuch aus Deutschland und werde wahrscheinlich weniger Zeit zum schreiben haben. Ich sammle Eindrücke und bei Gelegenheit, bringe ich sie hier unter.

Solltet ihr Fehler, tote Links, verlorene Bilder, lay-out-Probleme bei fremden Browsern (der alte Internet Explorer tut sich schwer, zickte aber immer schon rum!) erkennen, dann gebt mir bitte Bescheid. Ich kann Fehler nur ändern, wenn ich weiß, dass es sie gibt. Wenn ihr Fragen habt, Anregungen oder einfach nur mal Euren Senf dazu geben wollt, zögert bitte nicht, es zu tun.

Bedanken will ich mich bei Basti, ohne ihn gäbe es die Kolumne nicht, Genaueres findet ihr in
Schreibwahn und Announcment (letzte Kolumne, einfach runterscrollen). Bei Nobbi möchte ich mich bedanken, denn ohne ihn hätte ich den Schritt in die Selbständigkeit nicht geschafft. Er macht die lästige Seite der Kolumne; er suchte ein anständiges Programm, mit dem auch Computer-Legastheniker wie ich zurecht kommen, erledigt all die Dinge mit unserem Server, Datenmengenkram und so weiter, er schaute geduldig zu, wie ich ununterbrochen am Rechner saß und nur das allernötigste im Haus erledigte und aß geduldig Fertig-Pizza. Meinem Computer will ich auch danken. Es macht Spaß mit ihm zu arbeiten. Und last but not least möchte ich mich bei Euch bedanken, den Lesern. Wenn ihr nicht lesen würdet, würde die Kolumne keinen Sinn machen.

Thank you for reading!


24.3.2012

Ich bin dann mal weg…

Anmerkung der Kolumnistin: Danke! Danke für all die Glückwünsche, netten Kommentare und das Feedback. Danke für die Himbeere aus der Haribo Colorado Tüte (es ist wie Gold hier im Wilden Westen, aber alles andere als eine goldenen Himbeere), ohne Worte! Uli, ich liebe Details und freu mich, wenn andere sie wahrnehmen. Danke, für die Gästebucheinträge und die vielen e-mails. Thomas, du hast alles ausprobiert, es funktioniert! Toll, dass ihr teilnehmt. Danke für die Däumchen in Facebook und deine lieben Worte und den link, Ute! Ich bin sprachlos...

...nur gut, dass ich noch schreiben kann.

Zur letzten Kolumne habe ich noch anzumerken, dass ich mich offiziell bei Veitshöchheim entschuldigen möchte. Meine Kinder haben schon mit ihren Großeltern einen Bootsausflug über den Main dorthin gemacht und es ist mir furchtbar peinlich, dass ich es nicht kenne. Dass ich noch nie etwas vom Veitshöchheimer Karneval gehört habe, ist mir hingegen keinesfalls peinlich.

Distribution of Time

In den ersten Wochen hier in den USA, vor nunmehr eineinhalb Jahren, war das alltägliche Kochen für mich jedes Mal eine große Herausforderung. Was in Aachen absolute Routine war, wurde hier zum Abenteuer.

Das Einkaufen, dass zu Hause ein Automatismus war, da man die Supermärkte in und auswendig kannte, war in der Fremde mit viel Sucherei verbunden.

Inzwischen weiß ich, wo ich was finde, habe die Routine, die ich brauche, um hurtig durchs Geschäft zu eilen und weiß, je nach Zutaten, die ich brauche, welchen Markt ich auswähle. Nun ist es keine Fremde mehr.

Vor einiger Zeit hatte ich ein Gespräch mit einer Bekannten, die genau das gerade durchmacht. Sie beklagte sich, dass ein Einkauf, der früher maximal eine halbe Stunde dauerte, nun zu einem Halbtagesausflug wird. Das hat mehrere Gründe. Erstens sind die Märkte anders sortiert, zweitens findet man nicht unbedingt die Produkte die man braucht und drittens sieht man alles. Man kann noch nicht mit Scheuklappen einkaufen. Völlig reizüberflutet, schiebt man seinen Wagen durchs Geschäft. Bis man an der Kasse ankommt, hat man schon viel mehr Zeit verbraucht, als man das von einem gewöhnlichen Einkauf gewohnt ist.

An der Kasse beginnt dann eine völlig neue Zeitrechnung. Für uns Deutsche ist die Amerikanische Supermarkt-Durchschnittskasse einer der größten Kulturschocks überhaupt.

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Samstag-Mittag, Stoßzeit! Parkplatz rappelvoll, alle Kassen bis auf eine auf, keine Warteschlangen! America, I love you!


Zunächst einmal wird man freundlich begrüßt und gefragt, ob alles ok war. Wow! Nur in ausgewählten Supermärkten in Deutschland sagt man Guten Tag!

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Hier: Kasse ohne Laufband, der Kassierer packt den Wagen aus, der Verpacker packt die Taschen ein und stellt sie wieder in den Einkaufswagen.


Es gibt nur ein kurzes Laufband, wenn überhaupt, das bei dem Kassierer aufhört, da er oder der eigens angestellte Einpacker den Einkauf verpacken. Die Frage: „paper or plastic?“, bezieht sich nicht auf die zu wählende Zahlungsart, Papiergeld oder Kreditkarte, sondern welche Tüten man will. Ich bringe immer meine eigenen Körbe und Taschen mit, was uns immer ein nettes Gesprächsthema bietet.

Bis hierhin liegt der Unterschied in purer Freundlichkeit und leichtem Zeitverlust durch viele Worte.

Ich gehöre zu der Generation Frauen, die das Einkaufen in Deutschland in einer Zeit gelernt haben, als die Kassiererinnen im Aldi noch keine Scanner und immer schlechte Laune hatten, das eintippen aller Preise meines Einkaufes ging trotzdem immer schneller, als ich die Sachen in meinen Einkaufswagen legen konnte. Regelmäßig kam es auf dem Laufband zum Stau und mit bösen Blicken mussten die Kassiererinnen darauf warten, dass ich Eier, Gummibärchen und Tomatenmark in den Wagen legte, damit für Spaghetti und Orangensaft wieder Platz war. Zeit verschaffte einem lediglich mal ein Memory-Aussetzer der Kassiererin, die dann quer durch den Laden brüllte: „Tina! Welsche Nummer ham die Kallifornischen Wallnüsse?“

Unter dem Druck solcher Blicke lernt man schneller zu werden, die eigenen Handbewegungen zu rationalisieren, um der unglaublichen Tippfähigkeit Platz zu machen.

Die Zeiten ändern sich. Aldi Süd hat inzwischen 4-fach-Scanner, damit auf jeden fall in Hochgeschwindigkeit gescannt werden kann und die Kassiererinnen werden darin geschult, freundlich zu lächeln und auf ein „Guten Tag“ zu antworten. Für Berlin gelten noch etwas andere Bedingungen, was die Freundlichkeit angeht.

Es ist also netter geworden an Deutschen Kassen, aber ohne Zeitverlust. Die Schlangen sind lang und man muss zusehen, dass man hurtig durch die Kasse kommt.

Hier denkt man anders. Der Kunde ist König, wird auch so behandelt, aber auf gar keinen Fall in Eile.

Gut Ding will Weile haben!

Als ich am Anfang mit meinen deutschen Augen die Prozesse hier an den Supermarktkassen beobachtete, kribbelte es mir regelmäßig in den Fingern. „Das geht doch auch schneller!“ Wenn man die Ware nicht erst nach dem Scannen ablegt, sondern direkt in die Tüte tut, hätte man einen ganzen Arbeitsgang gespart. Würde man die Taschen in den Einkaufswagen stellen, hätte man noch einen zweiten Arbeitsgang gespart.

Rationalisierung!

Ich habe einmal diesen Vorschlag an einer Kasse gemacht und bin nur komisch angeschaut worden. Warum sollte man einen Prozess verbessern, der seit Jahrzehnten gut funktioniert? Ich helfe beim Einpacken, aber werde nie wieder einen Vorschlag zur Prozessbeschleunigung machen.

Es steckt in uns. Rationalisierung und Verbesserung von Prozessen, allerdings ist der Preis, dass wir von Ungeduld bestimmt sind, es kaum Service gibt und wir uns immer gehetzt fühlen. Wir fahren so Auto, wir kaufen so ein und wir nehmen uns keine Zeit einfach mal zu trödeln.

Das gilt aber nur für tagsüber....

Denn nach Feierabend haben wir Zeit und die wollen wir dann auch genießen. Was gibt es Schöneres, als mal nicht zu kochen und gemütlich essen zu gehen?

Gemütlich!

Das heißt, dass man in Ruhe sitzen kann, sich nett unterhält und selber entscheidet, wie lange. Man ärgert sich, wenn man auf den Kellner warten muss, aber selber lässt man sich Zeit. Bezahlen tut man erst, wenn man wirklich gehen will.

Hier ist das anders, es gibt zwar Restaurants, die auf den ersten Blick einen gemütlichen Eindruck machen, und es gibt sogar welche, ohne Sportbildschirm, aber trotzdem schaffen die Kellner es irgendwie einem Ungemütlichkeit zu bereiten. Es ist der großartige Service, der uns Deutschen schon einmal zu viel wird. Ständig wird man gefragt, ob alles ok ist. Keinen Satz kann man zu Ende sprechen, ohne dass der Kellner einem Wasser nachschenkt oder fragt, ob noch alles gut ist. Der Höhepunkt war für mich, als ich nach einem Toilettenbesuch zurück kam und meine unachtsam geknuddelte Serviette wieder kunstvoll gefaltet an meinem Platz lag. Nobbi erzählte, als ich weg war, kam der Kellner schlug die Serviette aus und faltete sie, obwohl noch zwei am Tisch saßen und aßen.

Sobald der Teller leer ist, wird man gefragt, ob man noch ein Dessert möchte, möchte man nicht, hat der Kellner schon die Rechnung.

Service oder Rausschmiss?

Ich bin mir da gar nicht mehr sicher! Es fühlt sich an wie Rausschmiss, aber mal ehrlich, wie oft habe ich mich in Deutschland schon über das finale Getrödel beim Zahlen im Restaurant geärgert. Eine Eigenschaft haben wir Deutschen, die nimmt uns niemand; man kann es uns niemals recht machen!

Everywhere in the world the day has 24 hours, in America, Asia and even in Europe. Just the distribution of time is different.

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Nachtrag der Kolumnistin: Da ich Bilder von der Kasse haben wollte, fragte ich gestern beim Einkaufen, ob ich ein paar machen dürfte. Ich erzählte, dass ich im Internet schreibe und die Kassen hier im Vergleich zu denen in Deutschland so verschieden seien. Der Kassierer und Larry, mein Lieblingseinpacker, waren ganz aufgeregt und freuten sich darüber. Der Kassiere erzählte mir, dass er gehört hätte, dass die Kassierer in Deutschland hinter der Kasse sitzen. Das ist richtig! Ich vergaß das zu erwähnene. In Amerika stehen alle an der Kasse. Überall! Er sagte, er wäre gern in Deutschland Kassierer, wenn man da sitzen kann. Ich erwiderte, ach, er mache eigentlich einen viel glücklicheren Eindruck, als deutsche Kassierer. Larry war so froh darüber, dass ich ihn bei der Arbeit fotografieren wollte, dass er diesmal nicht die übliche Frage stellte: „Do you need help out?“ Er nahm einfach den Wagen und sagte: „Today, you need help, Ma’m!“ Und ich antwortet: „Good idea, Larry, I show my friends in Germany that you get help here, if you want!“

Larry und ich beluden gemeinsam das Auto. Es ist das erste mal, dass ich diesen Service nutzte und freiwillig wäre ich nicht auf die Idee gekommen. Danke Larry für die tolle Idee!

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Mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht! Danke, Larry!

Osterferien

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