Barbaras Auswärtsspiel


11.3.2013

Ich bin dann mal weg…

How To Catch A Hummingbird

Seit der großartige Wüstentrip beendet und in Bild, Ton und Wort verarbeitet ist, bin ich in mich gekehrt. Langsam wird mir bewusst, dass die Entscheidung, im Sommer zurück zu gehen, nicht nur heißt, nach Hause zu kehren und zu versuchen wieder da anzuknüpfen wo ich vor drei Jahren aufgehört habe, es bedeutet auch zu gehen.

Es bedeutet, wieder Abschiede zu nehmen, diesmal von Menschen, die ich nicht „schon immer“ kenne, Abschied von einer Gegend, die ich ins Herz geschlossen habe, die ich, wenn wir Menschen nicht so verdammt soziale Lebewesen wären, sicher zu meiner Heimat wählen würde, Abschied von dem süßen Leben in, wie Kyra es nennt, der Schnöselvilla, Abschied von einer positiven Liste von Dingen, die den Rahmen sprengen würde und nicht zu Letzt Abschied auf Zeit von Nobbi, der zwar immer viel weg ist, man aber trotzdem ein gemeinsames zu Hause hat. Er bleibt noch ein Jahr und der Gedanke, dass ich ohne ihn wohne, belastet mich tatsächlich weitaus weniger als der Gedanke, dass er ohne mich wohnt.

Du musst nicht gehen, Barbara, bleib doch!

Hadere ich mit der Entscheidung? Nein! Ich werde in Deutschland gebraucht und es macht mich müde und lahm, das zu wissen und mein Leben hier nur zu genießen.

Hadern tue ich nicht, es wird mir nur bewusst, welche Konsequenzen es haben wird oder haben kann. Langsam bekomme ich Angst, dass es vielleicht doch ein Fehler sein könnte.

Mein Verstand sagt mir: „Lass Das! Habe Vertrauen in deine eigene Entscheidung und genieße jeden einzelnen Tag der bleibt!“ Danke Verstand, wenn ich nur mehr von dir hätte!!!

Wenn die Sonne scheint, was sie zum Glück tagsüber meistens tut und Nobbi nicht verreist ist, versuchen wir genau das zu tun: Die Zeit die bleibt zu genießen. Das heißt nicht, dass man ununterbrochen auf kalifornischen Straßen unterwegs ist, um Meer oder Berge zu sehen, große Brücken, dicke Bäume oder schnuckelige Autos. Nein, einfach nur mal gemeinsamen Alltag genießen, solange es noch geht.

Gestern war ein Sonntag wie im Bilderbuch. Der erste richtig warme Tag, man konnte alle Türen aufmachen. Wir beschlossen mit den Freunden der Jungs zu Grillen und dümpelten den sonnigen Sonntag Nachmittag einfach vor uns hin. Bisschen Papierkram bei Nobbi und ich machte die Terrasse fit zum draußen sitzen und beschäftigte mich eingehend mit weiteren Versuchen, endlich gute Bilder von Kolibris zu machen, die genauso wie wir den ersten richtig warmen Tag auf unserer Terrasse genossen. Ich füllte das Nektar-UFO mit Zuckerwasser und erfreute mich an dem Summen der Kolibris. Sie haben verschiedene Techniken zu trinken und verschiedene Charaktere. Da gibt es die Coolen und die Nervösen, die, die sich stets umschauen und nur hektisch nippen und die, die ihren Rüssel gemütlich in die Löcher stecken, sich setzen und trinken bis sie genug haben.

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Ein gutes Foto von einem fliegenden Kolibri zu machen, bleibt weiter schwer. Trotz Teleobjektiv und bisschen mehr know how als noch vor einem Jahr...es ist auch Glückssache, sie sind so wahnsinnig schnell. Du brauchst Geduld, musst lange abwarten und verharren, bis einer angesaust kommt, den du dann mit der Kamera verfolgst, du machst 100 Bilder von denen 98 unscharf sind und eines schlecht belichtet, um das eine Bild vom schnellsten Vogel der Welt zu machen. Es ist nur ein klitzekleiner Moment, in dem du ihn fangen kannst.

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Das perfekte Bild ist immer noch nicht dabei, aber ich komme der Sache langsam näher.

Hummingbird


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Es sind die kurzen Momente, die es gilt einzufangen.

Das ist es!

Die kurzen Momente, nicht das Warten dazwischen, nicht die viele Geduld die man aufbringen muss, nicht der Krampf im Arm, weil man in unnatürlicher Haltung verharrt...die kurzen Momente, mit der richtigen Belichtung, der optimalen Linse, der passenden Belichtungszeit, der richtigen Blende, der perfekten Perspektive und einigen Glücksfaktoren. Die 99 missglückten Bilder werden von der Festplatte gelöscht.

That’s not only the way to catch the hummingbird. It’s the secret to be happy.

Enjoy!

International Geograffities

Hummingbirds



15.3.2013

Ich bin dann mal weg…

A Lost Home

Der Titel steht!

Wenn ich nun an einem Aufsatzwettbewerb teilnehmen würde, mit der Aufgabe: Verfasse einen Aufsatz mit dem Titel „Lost Home“ hätte ich einige Ideen.

Ich könnte nochmal an die Geschichte anknüpfen, in der ich meine Gedanken zur Menschenwürde preisgab. An Obdachlosigkeit im Allgemeinen, an Menschen, die tatsächlich keine Wohnung haben. Ich könnte euch die Geschichte von einem Freund erzählen im Speziellen. Er lebte in Vaals in meiner Nachbarschaft, ein Freigeist und Lebenskünstler, alles andere als angepasst, zu dem ich immer tiefe Seelenverwandtschaft hatte. Ich schrieb ihm noch einen wahnsinnig langen Brief, da er nie Internet hatte, weiß aber bis heute nicht, ob er ihn jemals bekommen hat. In der Zeit als ich damals ging, musste er aus seiner Wohnung und verschwand.

Immer wieder fragte ich Nachbarn in Vaals und Freunde, aber niemand wusste etwas über ihn.

Heute habe ich die Nachricht bekommen, dass er wieder da ist. Nach zwei Jahren Obdachlosigkeit, hat er wieder eine Wohnung oder ein Zimmer in Vaals und ich bin nicht die einzige von uns beiden, die sich unendlich auf ein Wiedersehen freut. Er weiß schon, dass ich im Sommer zurück kehre. Es spricht sich rum.

Ich könnte diese Geschichte erzählen und ausmalen. Sie wäre nicht nur traurig und hätte definitiv ein Happy End.

Aber nein, ich tue es nicht!

A Lost Home...

vielleicht auch die Geschichte meiner ersten Ex-Nachbarn hier auf dem Hügel. Die typisch amerikanische Geschichte eines Hausverlustes auf Grund leichtfertig gegebener Bankkredite, Zahlungsunfähigkeit und somit Pfändung.

Auch nicht...ich habe das ja schon früher mal erwähnt, inzwischen ist das Haus schon zweimal verkauft!

Ist es etwa meine eigene Geschichte? Weil ich Deutschland verlassen habe? Nee, auf gar keinen Fall, ich habe es ja nicht verloren, bin ja nur mal kurz weg…

Wäre es ein Aufsatzwettbewerb, könnte ich mir doch einfach etwas ausdenken. Eine Pokerrunde vielleicht, ich lasse sie in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts spielen. Zum Ende geht’s um alles und Haus und Hof wird verspielt...

Nee, solche Geschichten gibt es schon!

Und solche Geschichten, von Menschen die durch Krieg oder Naturkatastrophen ihr Heim verlieren auch.

Ich denke mir am besten gar nichts aus, nicht einmal den Aufsatzwettbewerb...

Ich erzähle euch einfach, was ich gesehen habe.

A Lost Home!

Ein verlorenes Haus!

Wort wörtlich! Es lag einfach am Straßenrand, als Gundula und ich gestern auf dem Weg nach Half Moon Bay waren. Da hat wohl jemand sein Haus verloren, war mein erster Gedanke.

Möglich ist das nur in einem Land, in dem Häuser nicht nur fest irgendwo an der Straße stehen, sondern tatsächlich mitgenommen werden können.

Auf unserem Wüstentrip kam uns ein Haus entgegen. Es war nur eine Haushälfte, so sieht es jedenfalls aus. Der Tieflader fuhr langsam an uns vorüber und ich freute mich wie ein Schneekönig, denn fahrende Häuser sind ein wunderbares Klischee!

Haus auf Rädern


Genau so ein Haus oder eine Haushälfte lag nun am Straßenrand des HWY 92.

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Der HWY 92 von Half Moon Bay Richtung Osten ist eine Kurven reiche Strecke, die sich durch die Hügel schlängelt, die den Pazifik von der Bay trennen. LKWs müssen langsam machen, denn die Kurven sind eng. Ich denke der Tieflader, der das verlorene Haus transportierte, ist in der Kurve einfach umgekippt. Das Haus ist kaputt, man konnte unten hereinschauen, Möbel erkennen, die natürlich auch Schaden genommen haben.

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Heil geblieben ist die Porzellantoilette. Sie stand noch unversehrt auf dem Anhänger, der zwei Kurven weiter oben abgestellt war.

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Ich hoffe für alle Beteiligten, dass sie anständig versichert waren und wünsche dem Hausbesitzer, dass er adäquaten Ersatz findet. Die Toilette selber sollte eigentlich in ein Kuriositäten Kabinett kommen mit dem Titel: Stille Örtchen unterwegs und ihre Abenteuer...

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Literally a lost home seen on HWY 92.

28.3.2013

Ich bin dann mal weg…

Back Home

Die letzte Kolumne hieß Lost Home. Auf der Suche nach hypothetischen Themen für einen imaginären Aufsatzwettbewerb entschied ich mich, doch nur Gesehenes zu beschreiben.

Back Home?

back home


Back Home! – in Los Gatos, es zaubert ein Lächeln in mein Gesicht...

Die Jungs sind da und das war der Facebook-post dazu. Ein wenig Heimweh bei den Jungs, ein wenig Sehnsucht nach den Kerlen bei mir und die Einsicht: Man lebt nur einmal!

Samuel und Moritz sind da.

Die Familie nimmt noch einmal gemeinsamen Abschied von diesem fantastischen Land in dem sie ein Weilchen leben durfte, von dem Land, das nun fast drei Jahre unser zu Hause war und dadurch, dass Nobbi noch bleiben darf, es auch teilweise noch sein wird.

With a smile on my face: the boys are back...Back Home in Los Gatos!


8.4.2013

Ich bin dann mal weg…

Eight Hundred Miles One Way

Etwa 1300 Kilometer für eine Strecke! Also 2600 Kilometer hin und zurück.

Lohnt sich das für ein paar Tage?

JA!!!

Es hat sich gelohnt! Jede einzelne Meile die wir zurückgelegt haben, jeder Tropfen Benzin, den unser famoses Auto verbrannte, jeden Dollar, den wir ausgaben, jede unbequeme Minute in den wabbeligen Queensize-Betten von Mittelklasse-Motels, der kleine Umweg durch die Dekadenz von Las Vegas,

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der Menschenauflauf am Hoover Dam

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und sogar die eine schlaflose Nacht zu fünft mit den Hunden in nur einem Raum hat sich gelohnt um ihn zu sehen; den Grand Canyon!

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Ich war noch nie in Neapel, aber irgendwie musste ich an Goethes Worte denken: Neapel sehen und sterben!

Er war Italienreisender. Ich bin davon überzeugt, wäre Goethe durch Amerika gereist, würde es anders heißen:

„Grand Canyon sehen und sterben...“

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Skywalk, da waren nur die Jungs, Hunde verboten. Der Blick an der Schlucht sei famos, der walk selber überflüssig.

Bei mir löste der geologisch bedingte Größenwahn von Mutter Natur mal wieder absolute emotionale Überforderung aus. Ich konnte mich nicht zusammenreißen, wie schon auf Hawaii, ließ ich den Tränen freien lauf und genoss die zunächst verschwommene Aussicht mit leiser Schnappatmung. Dass nicht nur Nobbi und ich überwältigt waren, sondern sogar unsere abgebrühten Jungs ihre Begeisterung nicht zurück hielten, verstärkte das Wahnsinnsgefühl noch um einiges.

Grand Canyon sehen und sterben...

...wir wollen noch nicht sterben, aber wir können getrost das Land verlassen. Einer der letzten Punkte auf unserer USA-Bucketlist ist damit abgehakt. Was jetzt noch offen ist, halten wir einfach als künftige Urlaubsziele im Hinterkopf.

International Geograffities
Colors part I
...International Geograffities and family on their way to Grand Canyon



Grand Canyon was the two days on the road absolutely worth it.


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10.4.2013

Ich bin dann mal weg…

Best Place For A Picnic

Den ersten Blick auf den Grand Canyon warfen wir im Westen am Grand Canyon Skywalk. Das ist Indianerland es gehört den Hualapai. Sie bauten eine gläserner Brücke, verlangen viel Eintritt, man wird mit Bussen hingefahren, darf aber solange schauen wie man will. Auf der gläsernen Brücke darf man keine Fotos machen. Hunde sind gar nicht erlaubt, weil man Bus fahren muss. Und ob sie nun verboten sind, weil in Amerika Hunde in Bussen nicht erlaubt sind und sich die Indianer daran halten müssen oder weil sie auch nicht mehr so Naturverbunden sind, wie ich das gerne hätte, weiß ich nicht.

So zahlten wir nur für die Jungs den enormen Eintritt, Nobbi und ich blieben bei den Hunden und schauten nur mal von weitem.

Die Jungs waren begeistert. Mit leuchtenden Augen kamen sie zurück und boten uns an, auf die Hunde aufzupassen, wir müssten das unbedingt sehen. Nicht die Brücke, die sei Unsinn, aber den Canyon.

You Tube Video
uploaded von Staseman 2007
Grand Canyon Skywalk



Da wir aber noch bis zum Grand Canyon National Park an die South Rim weit zu fahren hatten, verzichteten wir, wir wussten ja, dass wir am nächsten Tag noch Canyon sehen werden.


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Geplant war ein kurzer Besuch im Visitor Center, denn wir wollten uns eine Erlaubnis für eine Wanderung holen, die nicht auf den üblichen Wanderwegen führt, auf denen Hunde natürlich auch nicht erlaubt sind, sondern eine Wanderung durch einen Kiefernwald hin zur Kante. Diesen Tipp hatte ich von der Grand Canyon Web Seite: Things to do with dogs. Dort gibt es ein witziges Video, in dem genau beschrieben wird, was man darf, was man nicht darf, wie man die Hinterlassenschaften des Hundes zu entsorgen hat und vor allem WO! Ich schaute dieses Video nur zu Ende, weil ich es so lustig fand und tatsächlich gegen Ende kommt der Ranger mit diesem tollen Tipp: Eine Wanderung, die offenbar nicht von vielen gemacht wird, da es kein offizieller Wanderweg ist, sondern eine gesperrte Waldstraße und man eine Erlaubnis braucht.

Mal eben kurz ins Visitor Center klappte nicht, denn dort waren alle Parkplätze belegt, wir parkten also etwas weiter, direkt an der Kante und riskierten erst mal einen Blick in die Weite des Canyons.

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Schon in der letzten Kolumne erwähne ich die emotionale Überforderung. Es war einfach nur ergreifend schön.

Wir beschlossen zum zweiten Visitor Center zu gehen, denn dann konnten wir die ganze Zeit an der Kante bleiben. Eineinhalb Meilen hin, eineinhalb Meilen zurück, um die Erlaubnis zu bekommen eine Meile wandern zu dürfen. Die Erlaubnis brauchten wir gar nicht. Die braucht man, wenn es im Sommer voll ist. Noch voller? Beziehungsweise, wenn Einheimische dort Hochzeit feiern. Offenbar ist das Fleckchen wo wir hin wollten ein beliebter Punkt für Einheimische, um zu heiraten. Für heute waren keine Hochzeiten angemeldet. Im Visitor Center versicherte man uns, wir seien dort bestimmt unter uns und es wäre eine großartige Stelle, um den Sonnenuntergang zu sehen.

Also gut. Nur eine Meile, dann nehmen wir alles mit. Stativ, die Reste der Pizza, die wir zum Lunch hatten, reichlich Wasser und Müsliriegel. Man geht etwa eine halbe Stunde durch einen Pinienwald und am Ende erwartet einen der Blick auf den Canyon,

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ein Toilettenhäuschen und einige Picknick Tische. An einem der Tische saß ein Pärchen und begrüßte uns mit den Worten:

Best place for a picknick!

Nun ja, Hochzeit kann man hier feiern, die versprochene Idylle in der Einsamkeit, habe ich mir allerdings anders vorgestellt.

Wenn man jedoch noch ein Weilchen weiter geht, am Klohäuschen vorbei, auf einem schmalen Trampelpfad, kommt man an eine Felsnase mit Plateau.

Das ist die Stelle!

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Einsam, mit Rundumblick von Westen nach Osten.

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Es war uns unverständlich, warum das Pärchen mit dem Rücken zum Canyon auf einer Picknickbank saß und rastete, wenn man nur ein paar Schritte weiter, quasi über dem Canyon, mit fantastischem Blick über alles genauso rasten kann, Felsstufen ermöglichen bequemes sitzen, man bekommt zwar einen staubigen Hintern und hat keinen Tisch, aber um im Wald zu sitzen und zu picknicken fahre ich nicht 800 Meilen.

Best place for a picknick!

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Wir hatten ihn und vertrieben uns dort etwa drei Stunden die Zeit, denn wir wollten den Sonnenuntergang sehen. Der Sonnenuntergang war enttäuschend, denn es zogen Wolken auf.

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Und auch wenn der Himmel mal kurz stellenweise orange war, war es nicht so spektakulär, wie man es von unzähligen Bildern kennt, auf denen der Canyon rot glüht.

International Geograffities
Colors part II


Die Bilder nach dem Sonnenuntergang stammen aus dem Death Valley, durch das wir auf dem Rückweg fuhren. Der letzte Canyon ist der Titus Canyon. Um zu ihm zu gelangen fährt man über einen Pass, 4x4 recommended, steht an der Straße. Unser Auto trägt nun den Titel: Honda Odyssey, 4-Radantrieb honoris causa

Dennoch hat sich das Warten gelohnt. Die Stille, die Aussicht und die Unterbrechung, denn irgendwann hörten wir Stimmen, viele Stimmen. Doch kein einsames Plätzchen? Eine große Gruppe kam den Pfad entlang und eine Frau trat auf uns zu. Sie erzählte uns, dass sie von hier wären, ein Freund gestorben sei und sie nun seine Asche hier in den Wind streuen würden. Sie entschuldigte sich, unsere Ruhe zu stören. Wir boten an, zu gehen, aber sie sagte, nein, es wäre ok, wenn wir blieben. Wir räumten hastig unsere Utensilien zur Seite und durften zusehen, wie die Asche eines Verstorbenen aus einer Messingurne in den Wind gestreut wurde.

Best place for the last journey.

Es schoss mir durch den Kopf, während ich ein weiteres Mal emotional überwältigt war. Wir sahen die Asche im Wind. Ein friedvoller Moment von dem aus man ein Stückchen Ewigkeit schauen konnte.

Ashes to ashes, dust to dust. A peaceful moment pointing to eternity.

19.4.2013

Ich bin dann mal weg…

Full Weight Of Executive

Ich muss nicht erklären, was passiert ist.

Nach den Bombenanschlägen am Montag auf den Boston Marathon versprach Barack Obama bei einer Pressekonferenz, dass die Täter „full weight of justice“ erfahren würden.

Ich hielt die Worte des Präsidenten für ein ganz normales Pressekonferenzversprechen einer getroffenen Nation. Man muss ja irgendwas sagen und dass so etwas nicht Konsequenzen los bleibt, ist klar.

Was gerade im Moment in Boston passiert, ist meines Wissens und des Wissens der Radiosprechererin Annalisa des Morgenprogramms beispiellos. Sie nennt es „incredible manhunt“.

Ich nenn es „full weight of executive“, angelehnt an des Präsidenten Worte. 9000 Polizisten jagen einen Menschen und riegeln eine ganze Region ab. Beeindruckend...

Boston im Ausnahmezustand. Die Menschen sind aufgefordert in ihren Häusern zu bleiben, der öffentliche Nahverkehr und der Flugverkehr sind eingestellt. Einer der beiden Täter ist in der Nacht erschossen worden, der andere ist auf der Flucht. Die Meldungen überschlagen sich. Nicht nur hier in Amerika. Die Tageschauapp hat einen Boston Liveticker eingerichtet, der von Twittermeldungen aus Boston gespeist wird.

Mein Nachbar hielt mich eben an, er ist im Gelände beschäftigt und hat dort kein Radio. Er fragte mich: „Do they have the second suspect?“ „Not yet!“

Die Jagd auf einen Terroristen, so alt wie mein mittlerer Sohn und auch ein Lockenkopf. Die Welt ist live dabei. An meiner Tankstelle sind an den Zapfsäulen seit einigen Wochen kleine Fernseher auf denen immer Nachrichten laufen, wenn man tankt. Ich glaube es ist CNN. Da lief allerdings eben nur Werbung, ich bin aber davon überzeugt, würde ich einen Truck fahren, der einen größeren Tank hat als mein Odyssey, hätte ich auch noch ein „manhunt update“ bekommen.

Meine Gedanken, sind natürlich bei den Opfern und ihren Familien, bei den Verletzten und Betroffenen. Aber still im Hinterkopf frage ich mich:

Wie viel Kampf gegen Terrorismus verkraftet ein Land?

Ist der wirtschaftliche Schaden einer Region nicht immens hoch bei einem totalen lockdown? Neben Bombenopfern und Sachschaden eventuell ein durchaus terroristisches Ziel.

Richtig, man kann nicht nichts tun. Menschen müssen geschützt werden, und Täter gefangen.

Alles was ich damit sagen will ist, ich denke darüber nach, ob die Reaktionen richtig sind.

I don’t know!

29.4.2013

Ich bin dann mal weg…

Brave

Wir haben alle unsere ganz persönlichen Bucket-Listen. Auf meiner fehlt nur noch ganz wenig, um das Kapitel „Leben in Kalifornien“ zu beenden. Danach schlage ich ein neues Buch auf: “Getrennte Haushalte auf zwei Kontinenten“

Die Jungs hatten auf ihrer Bucket-Liste den Tandem Fallschirmsprung in Lodi, im Central Valley. Dort ist es tatsächlich finanzierbar. Wir waren alle begeistert von der Idee und es sollte eine Familien-Männer-Aktion werden. Nach eingehender Recherche stellten wir fest, dass man nur volljährig springen darf oder aber mit elterlicher Begleitung, wenn man mindestens sechzehn ist. Jonathan ist aber gerade erst 15 geworden, das heißt, er durfte gar nicht.

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Na gut, dann halt nur die Volljährigen. Ich wollte nicht, ich leide ja schon Todesangst, wenn ich auf einem Stuhl stehe, um eine Glühbirne auszuwechseln und da wieder runter muss.

Ich freute mich aber trotzdem. Erstens finde ich solche Aktionen amüsant, zweitens versprach ich mir großartigstes Bildmaterial für einen spektakulären Actionfilm und natürlich eine Kolumne.

Das Parachute Center in Lodi bietet für einen Aufpreis bei einem Tandem Sprung den Mitsprung eines Kameramannes an, der alles filmt. Was für eine tolle Sache. Ich war so glücklich und erwähnte im Vorfeld, dass die Jungs sich keinen Kopf machen sollen, ich zahl die Bilder, dafür springe ich ja nicht.

Lou, ein Freund der Jungs, der schon vor einiger Zeit dort gesprungen ist und ich blieben mit den Hunden am Boden, um von dort Fotos zu machen und zu filmen. Nobbi, Moritz und Samuel buchten ihren Tandem Sprung und hoben ab.

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Lou und ich standen etwa 20 Minuten mit dem Kopf im Nacken in der gleißenden kalifornischen Sonne und beobachteten den Himmel. Ich schaute durchs Tele und fotografierte alles in der Luft, was einen Fallschirm hatte, immer in der Hoffnung, dass ich mit ihm verwandt bin. Gar nicht so einfach...und es gibt auch kein wirklich gelungenes Bild. Gegenlicht und Tele! Vielleicht muss ich doch mal einen Foto-Kurs machen.

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Sie kamen alle drei heil und glücklich und vor allem einer Meinung unten an: Das hat sich gelohnt!

Ich freute mich wahnsinnig auf die Bilder und fragte, wie lange das jetzt dauert, bis wir die kriegen, da schauten mich meine Männer nur an: Wie? Was für Bilder, wir zahlen doch kein Geld für so etwas! Wer braucht denn Bilder!

WAAAASSSSS????? Na ich!!!

Ich wusste, dass es ein Fehler war, es nur zu erwähnen.

Eigentlich sollte ich es inzwischen besser wissen. Wenn man etwas von seinen Männern will, darf man es nicht erwähnen, man muss genaue Anweisungen geben. Also bin ich selber schuld.

Zum Glück hatte Misha, Samuels Fallschirmspringer, eine GoPro am Handgelenk und hat gefilmt. Mit großer Freude drückte ich ihm 25$ in die Hand, um die CD zu bekommen und wenigstens einen Film von Samuels Sprung zu machen. Meine Männer versprachen mir hoch und heilig, wenn sie nochmal springen würden, bekäme ich professionelle Bilder. Und ich versprach, egal wo das sein würde, ich zahle! Als backup stocken wir unsere eigene GoPro Ausrüstung auf. Denn die hatten wir ja tatsächlich dabei, nur nichts, woran man sie bei einem Fallschirmsprung festmachen kann. Lou machte mit ihr die Aufnahmen von der Landung.

International Geograffities
Brave
Skydiving in Lodi



Jonathan, when you became 16 you’ll visit California again to make the jump in Lodi with your Dad. Wherever I will be then, don’t forget to request a professional film!

Der Umzug hat begonnen

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