Barbaras Auswärtsspiel

5.1.2012

Ich bin dann mal weg…

Anmerkung der Kolumnistin: Ich wünsche euch allen ein Frohes Neues Jahr. Wir waren zwei Wochen in Deutschland, haben Aachen/Vaals, Stommeln, Würzburg und Berlin genossen, viele liebe Menschen getroffen, Weihnachten und Silvester gefeiert und gemerkt, es ist eigentlich alles wie immer. Gut so!

Diese Kolumne möchte ich Nobbi und Petra widmen. Nobbi, da er sowohl die fantastische Idee eines grandiosen Weihnachtsgeschenkes hatte wie auch, dass er es in die Tat umsetzte und Petra, da sie vor Jahren zusammen mit einer Partnerin auch eine fantastische Idee eines grandioses Projektes hatte, welches sie in die Tat umsetzte und mir so, Jahre später, zu einem wirklich prächtigen Weihnachtsgeschenk verhalf. Danke Euch beiden. Eigentlich bin ich sprachlos, aber habe immer noch genug Worte, um drüber zu schreiben.

Hundred Masterpieces

48 of 100

Kunst! Was ist Kunst? Diese Frage möchte ich hier gar nicht erörtern, es gibt zu viele Antworten. Für mich aber steht fest, dass Kunst sowohl etwas mit Können zu tun hat, sowie mit Kreativität. Was nun ein Meisterwerk von Kleinkunst unterscheidet sei dahingestellt.

Für mich ist nicht der Wert eines Werkes, der Name eines Künstlers oder Kritiken entscheidend, sondern einzig, ob es mir gefällt, ob es mich in irgendeiner Art und Weise berührt. Es muss Emotionen wecken, ob positive oder auch negative. Das gilt für Musik genauso wie für Literatur, Theater, Film, Skulpturen und Bilder. Wobei Bilder und Skulpturen es bei mir nicht ganz so einfach haben. Oft sehe ich ein Bild, dass andere als Meisterwerk bezeichnen und ich denke einfach nur: schön! Mehr nicht! Bin ich Banause oder ist doch alles auf eine frühkindliche negative Erfahrung im Wallraff Richards Museum in Köln zurück zu führen? Nein, weder noch, da es ja Bilder und Skulpturen gibt, die mich ergreifen.

Leichter geht es jedoch, wenn mir jemand hilft. Kunstpädagogen, die etwas über die Bilder erzählen oder Menschen, die sich in irgendeiner Weise erklärend, verarbeitend oder auch spielerisch mit Werken auseinandersetzen.

Vor Jahren begeisterte mich das Schweizer Kabarett Duo Ursus und Nadeschkin mit Kunst aufräumen im Quatsch Comedy Club. Hier auf You Tube:




Ursus in America:

part 1:


part 2:



Mich begeistert sowohl die Idee wie auch die Umsetzung. Der Witz mit ernster Kunst zu spielen, auch das ist eine Form der Kunst. Satire!

Petra, eine liebe Freundin aus Vaals, Künstlerin, freiberufliche Kunstpädagogin, Museumsangestellte, ich weiß eigentlich gar nicht genau, als was sie sich bezeichnet, (für mich ist sie Künstlerin und ein Mensch, der sich mit Kunst beschäftigt) arbeitete 2008 zusammen mit einer Partnerin an mehreren Projekten, die sich mit Kunst auseinandersetzten. Unter anderem waren da die 100 Meisterwerke. Die Frauen, als Cintra zu einer fiktiven Person zusammengefasst, brachten 100 Werke des 20 Jahrhunderts auf 20x20 cm. Dabei malten sie die Werke nicht einfach nur ab, sondern versuchten zu interpretieren, zu variieren und jedem Werk einen neuen, eigenen touch zu verleihen. Ob sie nur einen Ausschnitt malten, oder Formen aus Strukturtapete rissen, vergrößerten oder verkleinerten, es entstanden 100 kleine Meisterstückchen. Auf der Rückseite steht „Cintra meets“ und dann der Künstler. Es sind keine stumpfen Kopien! Es ist ein völlig neues Werk. In der Musik wäre es ein gecovertes Medley.

Als Nobbi und ich 2008 von Petra selber durch ihre Ausstellung geführt wurden, waren wir beide der Meinung, wenn wir Geld übrig hätten, dann würden wir gern alle kaufen. Man könnte so herrlich damit spielen. Cintra, die beiden Künstlerinnen, betrachteten ihr Werk nicht als ein Kunstwerk, es war auch kein Unikat, sondern eher ein Projekt. Die kleinen Bilder konnte man kaufen und sie wurden nachgearbeitet, wenn sie Käufer fanden. So gab es Kunden, die kauften nur die weißen Bilder, oder nur eines, oder nur drei Lieblingsstücke, nur Pop Art oder Impressionisten.

Ich dachte damals, ein Jammer, die Bilder zu trennen. Wenn, dann müssten es schon erheblich viele sein, denn das Werk lebt von seiner Gesamtheit.

Nicht nur die Bilder wurden getrennt, auch das Kombinat löste sich auf und die Stücke des Projektes wurden aufgeteilt.

Ich dachte bald nicht mehr daran, Nobbi schon. 49 Bilder waren noch bei Petra im Keller, eines behielt sie um es einem freund zu schenken und die anderen bekam ich zu Weihnachten. 52 kommen noch und ich darf sogar Wüsche äußern.

Ich habe meinen Spaß. Ich brachte an jedem Rahmen einen Sägezahnhalter an definierter Stelle an, nagelte 49 Nägel ins Wohnzimmer und hängte das Werk auf.

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Hundred Masterpieces, 48 of 100
the slideshow:



Jedem Betrachter ist es gestattet umzusortieren, Kunst aufzuräumen nach eigenen Kriterien. Es ist ein Spiel.

Ich habe meine helle Freude die Details zu entdecken. Je nach Licht schimmern die tanzenden Männchen von Haring kleinkariert, da sie auf Strukturtapete gemalt sind, bei Lüppertz entdecke ich die gleiche Strukturtapete in den schwarzen Elementen. Das beste Detail von allen ist im Lichtenstein zu finden. Er wurde extra für mich noch einmal überarbeitet. Petra, Nobbi, ich bin mir sicher, ihr hattet einen spaßigen Nachmittag.

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Hinten drauf steht: Kintra meets Lichtenstein
Ich finde der Titel müsste lauten: Lichtenstein meets Barbara’s awaygame

Dieses Rätsel ist für fleißige Leser sicher ein Kinderspiel. Wer ist die blonde Frau und aus welcher Geschichte stammt sie? Ich freue mich, wenn ihr mir die antworten mailt.

Art or No-Art, I don’t care. For me it’s art, living art in the living room! Petra and Nobbi thank you so much. The wall is big enough for the additional 52 paintings. I wish me Gogh, Starry Night, I like the blue sky, Munch, the scream, I don’t like this face, and a Nolde, he was a friend of my grandmother’s parents.

18.1.2012

Ich bin dann mal weg…

SOPA

Wie oft habe ich mich in den letzten Monaten über die Sperrung meiner Slideshows in Deutschland geärgert, da die jeweilige Musik dort durch die GEMA gesperrt ist. Da bastelt man kreativ schöne Sachen, lädt sie liebevoll auf you-tube hoch und dann verletzt man aus Versehen ein Urheberrecht und alles war für die Katz. Ein Jammer.

Hier im großen Land der Freiheit laufen meine Slideshows ausnahmslos. Noch...!

Das kann sich bald ändern und dann werden sie nicht nur gesperrt, sondern eventuell mach ich mich sogar strafbar. Das betrifft natürlich nicht nur mich als kleinen Nutzer, es betrifft das ganze Land, die ganze Welt.

SOPA (Stop Online Piracy Act), ein Gesetzentwurf, der weit mehr als nur die Sperrung von Musikvideos will, steht kurz vor der Abstimmung in Washington. Google, Wikipedia und andere Seiten haben den heutigen Tag zum Protesttag erklärt. Durch verschiedene Aktionen informieren sie über SOPA und bitten darum eine Petition zu unterschreiben. Google hat einen dicken Zensurbalken über dem Google Emblem und Verlinkung auf Informationsseiten und die englische Wikipedia Seite streikt ganz. Nach wenigen Sekunden verschwindet der aufgerufene Artikel und eine Informationsseite erscheint.

Das werde ich euch nicht zeigen können, da die Aktion vorbei ist, wenn ihr das lest, aber vielleicht bleibt uns der Informationsartikel erhalten.

Wikipedia: SOPA Initiative

Was SOPA im Einzelnen bedeutet kann man googlen und bei Wikipedia nachlesen. Wie so vieles. Noch...!

Bei Avaaz könnt auch ihr in Deutschland eine Petition unterschreiben:

Avaaz: Rettet das Internet

Ich bitte Euch, diesen link anzuklicken, online zu unterzeichnen und hoffe, dass all diese Aktionen etwas nutzen, um weiter frei zu schreiben, Slideshows hochzuladen und ungehemmt den ganzen Tag lauter Dinge im Internet anschauen zu können, ohne von irgendeinem Gesetz oder einer Behörde daran gehindert zu werden.

Thank you for your support.




23.1.2012

Ich bin dann mal weg…

Awards Dinner

In den letzten Wochen und Monaten haben sich meine Kolumnen verändert. Die mir selbst gestellte Aufgabe über Klischees und amerikanische Eigenheiten zu berichten ist in den Hintergrund gerückt. Das ist mit Sicherheit ein ganz natürlicher Prozess. Ich habe mich eingelebt und stecke mitten in der Integration. Ich habe nicht mehr die Rolle des reinen Beobachters, der Dinge nur wahrnimmt, lächelt oder den Kopf schüttelt, sondern ich lebe hier. So wie es meiner Natur entspricht, bin ich mit meinem Herzen dabei.

Dinge, die mich noch vor Monaten staunen ließen, sind Alltag geworden. Typisch Amerikanisches, was ich nicht verstand, ist mir ans Herz gewachsen und ich merke, wie ich mich adaptiere. Ich entdecke so viele Vorzüge, so viel Positives, dass ich jetzt schon weiß, wie sehr ich es in Deutschland vermissen werde, wenn wir wieder zurück sind.

Natürlich wird es immer Dinge geben, die ich nicht verstehen werde, über die ich den Kopf weiter schüttle und die mir zeigen, wie verschieden wir Europäer, genauer wir Deutschen und die Amerikaner sind. Das ist nichts Negatives, sondern ganz im Gegenteil. Es bietet erfrischenden Diskussionsraum.

Wie ich schon in einer Anmerkung erwähnte, bin ich inzwischen stolzes Mitglied des Santa Clara Dog Training Clubs (SCDTC). Stolzes Mitglied! Schon hier liest man eine Adaption. Stolz, durchaus eine typisch amerikanische Eigenschaft. Etwas worüber ich vor Monaten noch den Kopf schüttelte. Muss man wirklich alles was man tut, was man leistet oder einfach nur durch glücklichen Zufall hat betonen? Ich sehe ständig Autos mit den Aufklebern:

Proud parent of a honor student...

Bedauerlicherweise habe ich davon kein Foto, da ich immer selber fahre, wenn vor mir an der Ampel ein solches Fahrzeug steht. Niemals würde ich als Mutter auf die Idee kommen, mit einem Aufkleber darauf aufmerksam zu machen, dass ich in irgendeiner Art und Weise stolz auf meine Kinder bin. Wenn ich aber ehrlich in mich hinein horche, dann bin auch ich stolz auf sie. Bei dem einen sind es die schulischen Leistungen und die absolute Selbstständigkeit, bei dem anderen die sportlichen Fähigkeiten und der dritte hat ein ganz besonderes Wesen.

Stolz!

Warum nicht laut sagen? Weil die Angst mitspielt zu versagen, andere noch besser sind? Weil es die Menschen unter Druck setzt? Wenn Stolz und Leistung eine zu große Rolle spielen, sind dann alle anderen Versager? Ich könnte wahrscheinlich mehrere Seiten mit den Gedanken über Vor- und Nachteile von Stolz füllen. Aber das will ja keiner lesen, jedenfalls nicht hier...

Ich stelle lediglich fest, dass stolz zu sein und es laut zu sagen hier in Amerika eine weitaus wichtigere Rolle spielt, als in Deutschland. Öffentlich werten will ich das nicht.

In manchen Restaurants haben die Bedienungen Orden an der Bluse oder am Hemd und auf dem Weg zur Toilette sieht man die Zertifikate: Employee of the Month. Den employee of the month zu küren ist in vielen Firmen ein beliebtes Mittel, die Mitarbeiter zu motivieren, Schulen küren Schüler und Lehrer und bei den Pfadfindern verdient man sich seine Abzeichen. Die Liste der awards ist undenkbar lang.

Award! Höre ich das Wort award, denk ich an Oscar, Grammy und den Bayrischen Filmpreis.

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(Bild: google sei Dank!)


Nun erhielt ich als Mitglied des Dog Clubs die Einladung zum awards dinner. Aha! Auch hier. Wir sind nun mal in Amerika.

Ich war ein bisschen aufgeregt, ich wusste ja nicht, was mich erwartet. Dresscode? Etwa Abendkleid? Wie gesagt, hör ich award, denk ich an Oscar.

Nein, nein. Da ging die Fantasie mal wieder mit mir durch. Smart casual, sportlich elegant! Es war etwas feierlicher als die anderen Club Meetings, das Essen war gut, es wurde über den erfolgreichen Trial am letzten Wochenende gesprochen, den freiwilligen Helfern wurde gedankt, ein paar Sachen diskutiert und abgestimmt und nach dem Essen wurden die awards verliehen. Jedes Mitglied, das im vergangenen Jahr einen Titel mit seinem Hund gemacht hat und somit die Berechtigung eine Klasse höher zu starten, erhielt einen award, persönlich für das Team angefertigt. Dann gab es einen Preis für 40 und einen für 50 Jahre Clubmitgliedschaft und Clubarbeit und einen award für besondere Verdienste. Keine aufwändigen Reden, keine langatmigen Danksagungen, aber eine wunderbare Präsentation (good job, Wendy), rundherum ein netter Abend.

An awards dinner werde ich mich gewöhnen. Auf jeden Fall war es für mich noch einmal ein Anlass über Stolz und wie man damit umgeht nachzudenken.

Womit ich als Deutsche ernsthaft Schwierigkeiten habe, ist die Tatsache, dass nach dem letztvergebenen award die Tafel sich sofort auflöste und man nach Hause ging. Kurz und schmerzlos. Ich weiß, es war ein Dinner, keine After Dinner Awards Party. Schade eigentlich, denn es war ein so netter Abend. Mit meinen Hundeclubmenschen gemeinsamen beim Essen zu sitzen und nette Gespräche zu führen, tat richtig gut. Ich hätte noch Stunden dort verbringen können und schwätzen. Es gibt eben Dinge, die werde ich nie verstehen.

I’m a proud wife of a successful husband, proud mother of three great sons, a proud owner of two gorgeous dogs and a proud member of the Santa Clara Dog Trainings Club. Proudness...I really can live with it. America...here we go!


23.1.2012

Ich bin dann mal weg…

Big Brother is watching you
...und wir zeigen es ihm auch noch freiwillig

Er sieht nicht alles, aber vieles. Von Amazon bekam ich e-mails, dass mir bestimmt dieses oder jenes Buch über das Rohfüttern von Hunden gefällt, weil ich mal eines dort bestellt habe. Am liebsten hätte ich zurück geschrieben, dass ich ja nun schon eines habe, das reicht mir erst mal. Wie schade dass man auf elektronische Mails nicht antworten kann. Auf der Seite unseres Forums haben Basti und ich mal versucht durch unsinnige kleine Texte die Werbung zu beeinflussen. Hat geklappt. Basti schrieb dummes Zeug über Autos und wir erhielten Bemerkungen über Gebrauchtwagenangebote und Autoversicherungen. Nie verstanden habe ich die Einladung zur Schimmelkonferenz. Egal, das Forum wird nicht mehr genutzt. Bei den Amazon-mails habe ich den link zum Ausschalten der lästigen Angebote gefunden.

Und nun bin ich bei Facebook.

Angemeldet bin ich schon länger und warum? Weil ich so neugierig bin. Ein bekannter lud mich ein, seinen Umzug nach hier zu verfolgen, allerdings poste er auf Facebook. Na gut, also habe ich mich angemeldet und war somit passives Mitglied. Und dann bekam ich ständig Facebook Mails. Was für ein Fluch. XY will mit dir befreundet sein. Entweder ignorierte ich oder klickte bestätigen. Lieber hätte ich ein „Na Gut, wenn’s sein muss“ geklickt. Dann hat man Freunde und nichts passiert. Da bekommst du Anfragen von Menschen die du kennst, seit zig Jahren nicht mehr mit ihnen gesprochen hast, aber kein einziges persönliches Wort, nichts! Schade. Wo ich doch so viele Wörter zu viel habe, die ich gerne mit anderen tauschen möchte.

Es gab natürlich auch andere, liebe Menschen, mit denen man mal chattet, mal hier oder da was austauscht, aber im Grunde blieb ich passiv. Ich fühlte mich beobachtet. Nicht nur von Freunden, eher von Big Brother, der mir am Rand San Jose Groupons (weiß der Geier, was das ist) anbietet oder mir erzählt das Heidi Klum 15 Kilo abgenommen hat und ich das mit der Wunderdiät auch könnte. Wenn ich 15 Kilo abnehme, dann muss ich ins Krankenhaus! Big Brother hat nicht aufgepasst. Er denkt wahrscheinlich, wer soviel Zeit am Rechner verbringt, muss ein Figur Problem haben. HA! Reingelegt!

Ich guck gar nicht mehr hin, stattdessen ertappte ich mich immer öfter, mal zu schauen, was die anderen tun. Eine liebe Schulfreundin, die übrigens auch zu viele Wörter hat, wir tauschen ab und zu mal welche, schrieb mir, sie wäre Facebook-süchtig, weil sie so wahnsinnig neugierig ist. Ja, inzwischen kann ich sie verstehen.

Um wirklich mitzubekommen, wie es den Menschen geht oder um in die Tiefe zu gehen ist Facebook wohl das falsche Medium, mir dient es eher als Unterhaltung, wie die Panoramaseite in der Tageszeitung, Lokalnachrichten und Talkshows. Allerdings hat es den enormen Vorteil, dass man die Menschen kennt, einige besser, andere weniger gut, aber man kennt sich. Auch ein wenig Gala nur ohne Celebraties! Und nicht zu vergessen, knallharte Information!

Durch Facebook habe ich erfahren, dass in Duisburg nun Welpen in einer Zoohandlung verkauft werden, die gesamte Hundewelt empört sich, zu Recht. Nebenbei lese ich Witze, schaue You Tube Videos und alle Naselang unterzeichnet man mal eine online Petition gegen dies oder das.

Es ist wie Zeitung und Fernsehen und wir sind die Redakteure. Toll!

Solche Videos zum Beispiel:




Na und dann habe ich tatsächlich noch entdeckt, dass ich Facebook auch nutzen kann. Ich probierte meine Slideshows hochzuladen, eine halbe Stunde waren sie on und dann hat Facebook sie wieder von der Seite genommen, weil die Musik bedenklich war. Die Kommentare haben sie gleich mitgelöscht. Ich gelobte Besserung, denn sie drohten, meinen Account zu sperren. Ab jetzt bin ich brav. Ich verweise nur noch per link auf meine Kolumne, dagegen haben sie offenbar nichts. Inzwischen habe ich es erfolgreich geschafft ein paar Bilder zu posten, selber Freundesanfragen gestellt und meistens persönliche Worte dazugeschrieben.

Barbara’s Auswärtsspiel goes facebook! Name:
Barbaras Auswärtsspiel

Ab jetzt kann man dort erfahren, wenn eine neue Kolumne rausgekommen ist, ab und zu werde ich ein paar Bilder posten und bin immer bereit mit anderen Wörtern zu tauschen.

Ich finde es nicht mehr bedenklich, dass da im Cyberspace irgendwo irgendwer oder irgendwas alles über mich weiß. Ich lasse mich drauf ein. Dafür kann ich ja auch bei anderen gucken und anderen zeigen, wozu ich gerade Lust habe. (solange ich mich an Urheberrechte halte!)

Big Brother, you give me the room to meet a lot of people in your house. I tell you my stories, you listen, I show you wonderful pictures, you watch them and sometimes I have free music to hear. That could be a wonderful friendship.


23.1.2012

Ich bin dann mal weg…

Neighbor’s Foster Puppies

Das muss man sich mal vorstellen: Da gibt es Menschen, die haben eine Hündin, sie wird gedeckt, aus Versehen, und dann fällt ihnen nichts Besseres ein, als sie ins Tierheim zu stecken.

So etwas gibt es immer wieder und überall. Das ist kein amerikanisches Problem, das ist ein menschliches Problem! Wie sieht der Mensch das Hausstier, den Hund und welche Verantwortung übernimmt er.

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Nachbars Pflege-Welpen, 4 Wochen alt


In Deutschland ging es gerade durch die Presse, dass eine Zoohandlung in Duisburg den Verkauf von Welpen startet, wie man es mit Kanarienvögel oder Kaninchen macht! Ob es moralisch vertretbar ist Vögel, Nagetiere oder Reptilien lebend in Zoohandlungen zu verkaufen, möchte ich hier gar nicht diskutieren.

Aber ich möchte zumindest kurz erklären, dass Welpen in einer Zoohandlung zu verkaufen gar nicht artgerecht sein kann, da es sich bei Hunden um soziale Lebensformen handelt, mit Bedürfnissen, denen in einem Geschäft unter gar keinen Umständen nachgekommen werden kann. Die ersten Wochen im Leben eines Hundes sind von entscheidender Bedeutung, wie er sich fortan entwickelt und was für ein Hund es werden wird. Weichen werden gestellt. Es reicht nicht allein, ihm essen hinzustellen und den Käfig sauber zu halten. Er lernt soziale Umgangsformen, Umweltreize und die Welt, in der er später zurechtkommen muss, kennen.

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Gute Züchter wissen ob ihrer Verantwortung, liebevolle Hobbyzüchter sicher auch. Ausnahmen gibt es leider immer. Die Frage ist, wissen die Menschen, die sich einen Hund anschaffen, wie wichtig das ist und kümmert es sie überhaupt?

Spätestens dann, wenn sie verzweifelt in einer Hundeschule stehen, sich über „soziales Fehlverhalten“ oder über gewisse „Panikattacken“ bei ihrem vierbeinigen Begleiter informieren und feststellen, dass es gegen fehlende Prägung leider keine Pille gibt.

Was das Zoogeschäft in Duisburg nicht leisten kann, kann auch ein Tierheim nicht leisten. Der Unterschied den ich sehe, ist, dass es dem Tierheim nicht egal ist, was mit den Welpen und der Mutter passiert und das Tierheim bemüht ist, Menschen zu finden, die der Hündin und den Welpen ein Zuhause geben, das nicht nur Grundbedürfnisse wie Nahrung und Sauberkeit befriedigt werden, sondern auch soziale Kontakte und Prägung gesichert sind.

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3 Foster-Gang-Mitglieder 5 Wochen alt


Meine Nachbarin las eine Annonce in der eine solche Pflegefamilie, für eine Hündin mit sieben Welpen, gesucht wurde. Sie hat Platz, Zeit und Energie und nun ist sie für ein paar Wochen Foster Mummy. Ich ziehe meinen Hut vor ihr, sie macht das großartig. Ich gehe ab und zu mal rüber, spiele und schmuse mit den kleinen und mache schöne Bilder. Die Mutterhündin ist dankbar. Christilla, meine Nachbarin, macht ihren Foster-job wirklich gut. Die Kleinen entwickeln sich prächtig. Ein Männlein war zwischendurch furchtbar krank und schwach, den hat sie wieder aufgepäppelt. Man sieht ihr an, wie anstrengend es gewesen sein muss und welche Sorge sie um ihn hatte. Es ist Arbeit, aber es macht natürlich auch Spaß. Man sieht sie wachsen, innerhalb von einer Woche sind sie so groß geworden, dass die Mutter sie stehend säugen kann, sie haben Zähnchen bekommen und erste charakterliche Unterschiede sind zu beobachten. Sie nehmen nicht nur, sie geben auch.

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Ich hoffe, dass alle sieben und die Mutter gute Menschen finden werden. Menschen, die ihnen ein artegerechtes Zuhause geben. Die ihrem Hund nicht nur das Futter hinstellen und ihm einen Garten als Auslauf bieten. Die ihrem Hund den sozialen Kontakt, das Spiel und die Erziehung bieten, die er braucht. Die Verantwortung zeigen, nicht nur, wenn es gerade passt. Sie haben es verdient.

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The dog is the best friend of man. This should be based on reciprocity.


11.2.2012

Ich bin dann mal weg…

Anmerkung der Kolumnistin: In Rainers Kulturecke las ich: 11.2. Welttag der Kranken. Das nahm ich zum Anlass über meine ersten Schritte in das Amerikanische Gesundheitswesen zu berichten. Ich weiß; Gynäkologie und „Suchen eines Hausarztes“ stehen noch aus, ich schreibe mir erst einmal selber Mut an.

Die Kolumne grüßt Rainers Kulturecke; Deutsch-Amerikanische-Freundschaft.


Dental Care

Ich habe lange gebraucht, mich hier zum Zahnarzt zu trauen. Ich brauche immer lange, mich zu fremden Ärzten zu trauen. Da ich 22 Jahre in Aachen gelebt habe, habe ich nur einen Zahnarztwechsel erlebt seit ich zu Hause auszog und zwar nicht weil ich gewechselt habe, sondern weil mein Zahnarzt seine Praxis an einen anderen abgegeben hat.

Mein Zahnarzt in Aachen hatte mein Vertrauen. Ich musste nie lange im Wartezimmer warten, das routinemäßige Zahnsteinentfernen war jedes Mal sehr unangenehm, aber ich weiß ja, wie wichtig es ist. Die schlimmste Behandlung war das Entfernen einer alten Amalgamfüllung und deren Erneuerung, aber auch das war gut zu ertragen, dank des fantastischen Anesthesetikums, welches ich nicht vertrug. Ich reagierte heftig und war einen ganzen Tag „high“. Mein Zahnarzt machte sich Sorgen und ich kicherte nur.

Man soll alle halbe Jahr zum Zahnarzt, ja, ja, ich weiß. Ich habe etwa ein dreiviertel Jahr gebraucht, mir eine Adresse eines Deutschen Zahnarztes hier in der Gegend zu besorgen. Er ist sogar in Los Gatos. Vor Ablauf des Kalenderjahres war es dann Nobbi, der endlich einen Termin machte, und zwar für die ganze Familie, nicht alle auf einmal, aber wenigstens hatten nun alle einen Termin. Schon bei der Terminabsprache merkt man einen grundlegenden Unterschied der Gesundheitssysteme. Denn erst einmal muss man schauen, ob die Versicherung und der Zahnarzt auch kompatibel sind.

Verstanden habe ich das Gesundheitssystem hier noch nicht, werde ich wohl auch nie, ich weiß nur, dass nicht jede Versicherung jeden Arzt und/oder jede Behandlung bezahlt und auch nicht jede Apotheke. Die Versicherung hat „Vertragspartner“. Ob Behandlungen bezahlt werden, muss jeweils vorher geklärt werden und aus Erzählungen anderer weiß ich, dass das telefonisch passiert. Es erscheint mir furchtbar lästig. Ich hoffe nur, dass niemand von uns ernsthaft krank wird und es bei Vorsorge und Routine bleibt. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie das ist, wenn mal ein Notfall eintritt, wo schnelle Behandlung von Nöten ist. Muss dann auch erst mit der Versicherung telefoniert werden?

Wie dem auch sei, eine liebe Bekannte sagte mir, du brauchst keine Angst zu haben, in Amerika zum Arzt zu gehen; hier tut dir keiner weh!

Diesen Satz hatte ich völlig vergessen.

Ich hatte furchtbare Angst vorm Zahnarzt. Nicht nur, dass er schimpft, dass ich solange nicht da war, auch dass es vielleicht Verständigungsschwierigkeiten gibt oder das Entfernen des Zahnsteins zur Hölle wird. Was auch immer, ich war keineswegs entspannt.

Doch auch der Zahnarzt ist in Kalifornien und somit hat sowohl er wie auch seine Mitarbeiterinnen Sonne im Herzen. Die Frau hinterm Tresen war extrem freundlich und auf die hier übliche Frage: „How is the going?“, antwortete ich unüblich: „Terrible, I’m at the dentist and full of fear!!!“ Sie beruhigte mich, ganz sanft und gab mir erst mal einen Stapel “paperwork” zur Ablenkung. Meine vielen Fragen beantwortete sie geduldig und stellte ebenfalls viele Fragen, die gar nichts mit dem Zahnarzt zu tun hatten, entweder war sie wirklich neugierig oder sie versuchte mich abzulenken.

Sie nehmen sich Zeit und fangen immer damit an, den Blutdruck zu messen. Zahnarzt! Blutdruck? Es könnte ja sein, dass ich einen Herzanfall bekomme. Ist das ganzheitliche Medizin?

Die gründliche Erst-Untersuchung hat eine Stunde geadauert, mit Gespräch, Untersuchung, Röntgen, allem was dazu gehört und was die Kasse zahlt. Im Hintergrund sang Frank Sinatra Weihnachtslieder. Die Zahnreiningung wurde auf zwei Termine gelegt, was mich zwar wunderte aber inzwischen weiß ich warum.

Ich erhielt nicht nur die gründlichste und sanfteste Zahnreinigung meines Lebens, sondern auch noch einen Privatkurs: “Flossen und putzen, aber richtig!” Im Prinzip machte ich schon alles richitg, aber Kleinigkeiten waren noch ausbaufähig.

Jeweils eine Stunde verbrachte ich mit Prophylaxe Jane (Name von der Redaktion geändert). Ihre Tochter spielt soccer und lächelte mich aus einem eingerahmten Bild an.

Normalerweise liege ich verkrampft auf dem Stuhl, schwitze kalt und fürchte mich vor dem gruseligen Moment, wenn der Ultraschallplaqueentferner in die Nähe der hinteren Zahnhälse der unteren Schneidezähne kommt. Das ist der Moment, wo sich in der Regel meine Fingernägel in die Innenflächen meiner Hände bohren, da sich meine geballten Fäuste versuchen auf Walnussgröße zusammenzuziehen. Ebenso spannt sich jeder andere Muskel in meinem Körper an und ich warte nur auf die Frage: “Wenn’s weh tut, sagen sie aber Bescheid!” Loslachen möchte ich dann, denn es tut immer weh und niemand kümmert sich, da muss man eben durch.

Wie war das? Hier tut dir keiner weh!

Vorsichtig hangelte sich Prophylaxe Jane von Zahn zu Zahn. Ich entspannte. Als sie an die Zahnhälse der unteren Schneidezähne kam, zuckte ich, mehr aus Gewohnheit als aus Schmerz. Sie unterbrach. “Is everything OK? Really, I don’t wonna hurt you! I can give you something.” Ich grinste seelig und musste an den Satz denken, dass mir hier niemand wehtut. Bittere Medizin wollte ich nicht und brauchte ich nicht. Jane fragte mehrmals nach. Sie hätte mir lieber etwas gegeben. Vielleicht fürchtet man hier, dass man verklagt wird, wenn man dem Patienten weh tut.

Insgesamt hat Jane zwei Zeitsunden gebraucht, mein Lächeln ist wieder belagsfrei und wenn ich mit der Zunge über die Zähne fahre, muss ich grinsen. Es hat gar nicht wehgetan.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass Prophylaxe Jane größere Angst davor hat, dass ich Schmerzen habe, als ich selbst. Das beruhigt mich ungemein. Ich frage mich nur warum? Ist es wirklich die Angst vor der Klage, ist es die Sorge um den Patienten? Ist es der Druck, ihn eventuell an eine andere Praxis zu verlieren oder ist der Amerikaner einfach viel schmerzempfindlicher als der Deutsche? Werden wir Deutschen von unserem eigenen Gesundheitssystem etwa viel zu hart rangenommen?

Hier jedenfalls tut dir keiner weh!

My next appointment is in three month. I’m looking forward!


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