Barbaras Auswärtsspiel


26.6.2012

Inner Turmoil


Es gibt zwei wunderbarste Orte in der Welt.

Nämlich DORT und HIER! Von DORT komm ich, HIER bin ich und DORT will ich hin.

Eigentlich alles ganz einfach!

Nur...HIER ist es so schön, dass ich nicht weg will und DORT ist es so schön, dass ich nicht HIER bleiben will...

Kristina, thank you for the inspiration!

Miri, thank you for: So much Magnificence!



von Miten & Deva Premal
(You Tube:
http://www.youtube.com/watch?v=AG-YE8IiV5U)



28.6.2012

Ich bin dann mal weg…

Summer Vacation

Das Valley ist leer. Deutschland, Niederlande, Spanien, Lake Tahoe, Hawaii, Yellowstone National Park, San Diego und noch viele andere Orte bieten den hiesigen Bewohnern Abwechslung und Erholung.

Auch meine Leser machen Urlaub. Der unmoralische Zähler am linken Rand, der unzuverlässig anzeigt wo, wann und wie viele lesen, zeigt völlig neue Orte auf der Weltkarte an. Ich grüße nach Mililani auf Hawaii, nach Hennef in Deutschland und
Kiskunfélegyháza in Ungarn (Ich würde ja wirklich gerne wissen, wer da auf meiner Seite war! Ich freue mich über Grüße und Klärung im Gästebuch, per e-mail oder per Postkarte). Natürlich grüße ich auch alle anderen, die, die ich kenne und die, die ich nicht kenne erst recht.

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Auch wir wollten Urlaub machen, gemeinsam mit unseren Freunden aus Berlin. Moni hatte die Flüge nach hier schon gleich letztes Jahr gebucht, weil es ihnen so gut gefallen hat. Geplant war ganz grob es so ähnlich wie letztes Jahr zu machen; ein gemeinsamer Roadtrip, nur nicht zu elft wie letztes Jahr sondern zu sechst. Moni, Oli, Nobbi, Jakob, Jonathan und ich. Das passt wunderbar in ein Auto.

Moni überlegte mal laut, dass sie gerne nach Süden fahren wollte, um auch mal ins Death Valley zu schauen und ich sorgte mich, da das absolut kein Sommerausflug ist. Bei über 40ºC zieht mich nichts in die Wüste und mit den Hunden schon gar nicht, das ist Tierquälerei. Ich dachte darüber nach, Moni und Oli mit Nobbi fliegen zu lassen, dann hätte ich eine wunderbare Ausrede nicht mitzukönnen.

Das waren alles nur unfertige Ideen und zu Silvester, als wir alle zusammen waren, hatten wir Besseres zu tun, als Urlaub zu planen. Ich weiß nicht wie alle anderen das schaffen, schon Monate im Voraus zu entscheiden, wohin es geht und zu buchen.

Ich mache grundsätzlich die Erfahrung, dass Pläne nur gemacht werden, um über den Haufen geworfen zu werden. Also gebe ich mir gar keine Mühe mehr mit dem Planen.

Wie gut keine Energie in das komplizierte Vorbereiten eines Urlaubes gesteckt zu haben, wohlmöglich mit Reservierungsbemühungen oder gar Anzahlungen.

Moni, Jakob und Daniel reisten nämlich zunächst mal ohne Oli an, da er noch wichtige berufliche Verpflichtungen in Berlin hatte und erst am Dienstag nachkam. Ein Jammer nur, dass Nobbi da schon weg war, denn ihn brachten wir am Sonntag zum Flieger, auch wegen wichtiger beruflicher Verpflichtungen. Er kommt erst nächsten Dienstag zurück.

Als wir Nobbi zum Flughafen brachten, fuhren wir in Half Moon Bay vorbei. Ich nutzte die Gelegenheit und drehte ein Urlaubsvideo. Wenn wir schon keinen wochenlangen gemeinsamen Urlaub machen, dann soll es wenigstens so aussehen.

The Own Man and the Sea, zu dem Lied der Fantastischen Vier, Tag am Meer. Es war kein Tag, nur eine Stunde...man muss seine kostbare Zeit zu nutzen wissen.



Alle Videos, auch Skyhawk II The Movie (die Kolumne existiert bisher auch nur in meinem Kopf), sind nun auf einer eigenen Kinoseite links in der sidebar zu finden. Column’s Theatre-Kolumnenkino

Moni und ich gingen die Tage gemütlich an, schauten heute noch zu dritt das Desaster-Halbfinale über das ich gar nicht sprechen möchte und danach setzten sich Moni und Oli in eines unserer Autos und machten sich gemeinsam und gemütlich auf den Weg in Richtung Süden. Hwy No 1 hinunter bis LA und auf dem Rückweg mal in die Wüste schauen.

Ich wünsche den beiden einen schönen Roadtrip, ich bin froh, dass ich mit den Hunden und den Jungs hierbleiben kann und wenn Nobbi nächste Woche aus Europa zurück ist, können wir immer noch ein paar Tage in die Wildnis zelten fahren.

Vacation, I need a vacation, not from work, not from home, not from anything; just
with my own man!


1.7.2012

Ich bin dann mal weg…

Anmerkung der Kolumnistin: Ab jetzt gibt es in der sidebar links den Facebook like button (Klar freu ich mich, wenn die Facbooknutzer unter Euch da drauf klicken, das tut auch gar nicht weh!). Ich möchte ihn schon lange auf dieser Seite platzieren und habe auch schon mehrere Anläufe gestartet, aber ich habe wohl immer irgendwas falsch gemacht. Jetzt hat’s geklappt! Na gut, ich hatte ein bisschen Hilfe: Danke Moritz! Was soll ich nur machen, wenn du ausziehst? Wir bleiben in Kontakt, ja?

Construction Work II

Ich hatte die leise Hoffnung, dass sich die geplanten Bauarbeiten hinterm Haus auf unbestimmte Zeit verschieben, weil die Bodenproben erst noch analysiert werden mussten. Hoffnung!

Seit drei Wochen nun brummt es von morgens neun bis abends sechs. Man hört den Wechsel von brummenden großen Maschinen, wenn sie sich vorwärts bewegen und tutenden brummenden Maschinen, wenn sie rückwärts fahren. Da die typische Bewegung einer Baumaschine wohl hin und her ist, ist es ein steter und rhythmischer Wechsel. Es stört kaum die Ruhe am Haus, aber meine Spaziergänge schränkt es ungemein ein.

Zweimal täglich verstoße ich nun gegen das Gesetz.

Wobei..., das Gesetz ist dehnbar. Ich hörte mal, dass John einer Frau, die auf unserem Privatweg zu unseren Nachbarn wollte, auf die Sorge: „Oh, is that ok that I’m driving here? I’m afraid I’m trespassing!“ antwortete: „No worries, you’re not trespassing, you’re just passing!“ denn sie hatte ja ein Ziel auf dem Hügel.

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Ich muss an diesen grässlichen Schildern vorbei, wenn ich mit den Hunden raus will, ich habe also auch ein Ziel. Es sind nicht nur irgendwelche Schilder, es sind riesengroße Schilder und eines noch dazu in fürchterlicher Warnfarbe. Ich mag gar nicht hinschauen, wenn ich an ihnen vorbei gehe, um in ruhiges Nichtbaustellengebiet zu gelangen.

Einmal in der Woche breche ich aber auf jeden Fall das Gesetz, nämlich sonntags. Sonntags wird nicht gearbeitet und sonntags ist die Neugier stärker als die Obrigkeitshörigkeit. Sonntags schaue ich mir an, was in der Woche gearbeitet wurde.

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Ich verstehe nicht ganz, was sie da machen. Ich dachte, es wären ein paar Häuser an der schon existierenden Straße geplant und eine Wasserleitung. Aussehen tut es allerdings, als würden sie eine Autobahn bauen.

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Das Bild ist veraltet, vorher war dort eine Senke, dann war es eben und inzwischen sind auf der gesamten Fläche noch gut 2 Meter verdichtete Erde dazugekommen.


Ich mache mir Sorgen, nicht nur um die
Ruhe, auch um den massiven Eingriff.


Seit drei Wochen nun schieben die riesigen Scraper Erde hin und her. Wo vorher eine ebene Senke war, in der ich immer mit den Hunden trainiert habe, ist nun ein Hochplateau entstanden und der darunter liegende Hügel sieht inzwischen aus wie ein Steinbruch.

Dort stand vor Wochen die Silhouette einer Villa. Das ist in Los Gatos so üblich. Geplante Häuser müssen eine Weile als Silhouette stehen.

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Wer auch immer in dieses Haus ziehen möchte und sich vorher die Lage angeschaut hat, wird sich wundern, denn der Hügel rechts hinter dem Haus wird nie wieder so aussehen wie zuvor. Er ist einfach weggebaggert.

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der Fuhrpark

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gigantisches Werkzeug

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sie bauen den Hügel teilweise ab

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selbst die Warnschilder sind größer als sonst üblich


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praktisch so ein Multifunktionsanhänger

Es ist definitiv eine beeindruckende Baustelle, mit tollen Warnschilder und prächtiger Gerätschaft noch dazu so idyllisch gelegen. Mir kommt es jedoch so vor, als sei das alles ein wenig übertrieben. Es sind doch nur eine Hand voll Häuser geplant.

How long will it take to bring the calmness back in paradise? Or is it maybe gone forever?


3.7.2012

Ich bin dann mal weg…

Anmerkung der Kolumnistin: Diese Kolumne ist für Katrin. Auch wenn gar nichts am Sonntag passiert wäre, hätte sie eine bekommen.

Es tut mir so furchtbar leid, dass dein letzter Tag in Amerika so schief gelaufen ist. Katrin gab mir ihr OK, darüber zu schreiben, aber ich tue mich wahnsinnig schwer. Ich bin eben doch keine Sensationsreporterin.

Als ich mich gestern von dir verabschiedete, war die ganze Aufregung von Sonntag plötzlich weg. Als wäre gar nichts passiert. Der Abschied von dir, die Situation, dass du nun in das spannende Leben eintauchst und der Alltag für dich, für Euch, hier in Kalifornien zu Ende ist, beschäftigt mich viel mehr, als das kaputte Auto vor unserer Tür.

Du bist ein ganz besonderer Mensch, du lächelst noch, wenn du traurig bist. Das Blöde am Reisen ist halt das Abschiednehmen.

Katrin, ich wünsche Dir von ganzem Herzen einen tollen Urlaub in Irland, eine Zusage aus Freiburg und einen großartigen Start in Deutschland.

Crash II

Die Titel fangen an sich zu wiederholen, wir sind schon fast zwei Jahre hier. Kinofilme verkaufen sich auch immer gut mit Römischen Zahlen dahinter, ich lass den Titel und nenn ihn nicht...der schöne BMW oder keep right. In „Crash“ vom 8.6.2011 im Kapitel Jubiläum (etwa bis zur Mitte runterscrollen) war gar nichts passiert.

Das war dieses mal anders, doch zum Glück nur den Autos und nicht den Insassen.

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Ich möchte gar nicht erzählen was passiert ist, nur soviel:

Es war Katrins letzter Tag in Kalifornien, sie ist inzwischen in Deutschland, bereitet sich auf einen Urlaub in Irland vor und hofft auf einen Studienplatz in Freiburg. Auf dem Weg zu uns, in der letzten Kurve, auch noch der blinden, machte es rummmmms!

Die Autos sind kaputt, physisch sind die Fahrerinnen unverletzt.

Mehr will ich über den Unfall nicht schreiben...ich habe einen Film für Katrin gemacht. Vielleicht heitern die fröhlichen Bilder zwischendurch die dustere Tatsache mit den kaputten Autos etwas auf.


(Simon sei Dank für die Luftaufnahmen im Video)


Good bye Katrin, keep smiling-it’s so beautiful!

13.7.2012

Ich bin dann mal weg…

Deep

Deep! Tief, tief gehend, dunkel, stark, mächtig, Tiefe, inbrünstig, Abgrund, satt-, von Herzen kommend, gedankenschwer, unergründlich, innig... deep!

Ein schönes Wort! Es bedeutet so viel. Even deep - tiefsinnig eben!

Deep friendship...tiefe Freundschaft!

Immer wieder habe ich mich in den letzten Monaten gefragt, warum ich das Glück hier zu sein, nicht einfach nur genießen kann.

Ich weiß die Antwort: Missing Deepness!

Deepness: Inbrunst, Tiefe, Verborgenheit, Tiefgründigkeit

Oli und Moni waren da. Deep friendship, deep relationship, deepness!

Jahrelange Freundschaft, die nicht mehr diskutiert werden muss.

Auch oder gerade weil der gemeinsame Urlaub anders als geplant verlief. Die wenigen gemeinsamen Tage die wir hatten, müssen für eine lange Zeit reichen.

Take a deep breath and say good-bye.

Deep sadness and deep happiness are acting in balance. Imbalance could result deep depression or insanity. I’ll try to keep the balance.


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we hiked beneath deep clouds

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we stood in front of the blue deepness

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we were deeply impressed and deeply inspired


Deep Blue



Don’t look just on the surface there’s maybe more than you can see at the first blush.

18.7.2012

Ich bin dann mal weg…

Amazing Dry Cleaning

Längst ist die Geschichte über die Reinigung fällig. Schon vor fast zwei Jahren wollte ich darüber schreiben, habe es aber nie getan.

Ich muss ein wenig ausholen und nochmal ganz zurück an den Anfang unserer Geschichte hier in Amerika. Zurück in die Zeit, als noch alles und jeder fremd war. Als ich noch keinen kannte und egal welche Routinearbeit zu erledigen war, ein Staatsakt draus wurde.

Irgendwann in diesen ersten Tagen musste Nobbis Anzug in die Reinigung.

In Aachen kein Problem, denn direkt neben dem Supermarkt war die chemische Reinigung, mit freundlichem Personal, es roch immer gleich, man grüßte aber man kannte sich nicht. Hatte man den Abholzettel verbummelt oder auf dem Küchentisch liegen lassen, hatte man ein ernstes Problem. Zum Glück hatte ich ihn nie verbummelt, aber ich musste schon mal die Kinder anrufen, um mir die Abholnummer sagen zu lassen, damit ich den Anzug bekam....Routine, jedoch keine Lieblingsbeschäftigung.

Hier nun in diesen ersten Wochen der Reizüberflutung wusste ich nicht mal was Reinigung heißt. Der gesunde Menschenverstand sagte mir, es muss so etwas geben, da ja auch hier in den USA Anzüge und feine Stöffchen getragen werden. Ich fragte Martha, die Frau von Nobbis damaligen Chef. Sie sagte mir, wo ich die ein oder andere Reinigung finden würde, aber vor allem verriet sie mir, dass das „dry cleaning“ heißt. Heute lach ich drüber, da hätte man auch selber drauf kommen können oder in einem Wörterbuch nachgucken, aber damals war jedes Schild über jedem Geschäft neu.

Ich entschied mich für „green cleaner’s“ neben meinem Lieblingssupermarkt.

Bedient wurde ich von Daniela, die mich freundlich nach meinem Namen fragte und: „How are you?“ Sie hatte einen kleinen Hund mit im Laden, und war mir sofort sympathisch. Es war anders als das sonst übliche freundliche „Kassierer - Kunde - Gespräch“. Es war erfrischend nett, aber auch irgendwie innig, auch wenn ich damals mich noch sehr im Englischen abmühte.

Als ich die Sachen wieder abholte, begrüßte Daniela mich mit „Hello Barbara, how are you today?“ Und brachte mir Nobbis Anzug ohne überhaupt einen Zettel sehen zu wollen. Nicht zu fassen, sie wusste noch wie ich heiße, nach dem ersten Mal, das hat die Dame in Aachen nach 10 Jahren noch nicht einmal versucht. Und sie wusste nicht nur meinen Namen, auch den dazugehörigen Anzug.

Es faszinierte mich und auch wenn ich bei den ersten Malen immer noch auf einen Beleg bestand, brauchte sie ihn tatsächlich nie.

Im September dann, an dem Tag als meine Mutter starb, musste ich eine Hose abholen und auf Danielas Frage, wie es mir ginge, brach ich in Tränen aus und sagte, meine Mutter ist heute gestorben. Daniela war der erste Mensch überhaupt, der mich an diesem Tag in den Arm nahm. Die Kinder waren in der Schule und Nobbi in Detroit. Daniela drückte mich und spendete Trost.

Diesen Moment, in den Armen einer eigentlich fremden Frau, werde ich nie vergessen. Der Schmerz war so groß und ihre Umarmung so ehrlich…

…mehr als nur Dry Cleaning.

Die Monate vergingen, kleinere Geschichten gäbe es zu erzählen und würde ich auch, wenn es keinen Höhepunkt gäbe. Gibt es aber!

Im Februar kam ich wieder in den Laden und traute meinen Augen nicht. Es sah anders aus, irgendwie steril und hinter dem Tresen stand eine ältere Dame, die sich dafür entschuldigte, dass sie eigentlich überhaupt nicht weiß, wie diese Maschine da, die Kasse, funktioniert und überhaupt, sie wäre ganz neu und müsste alles erst lernen. Ich fragte nach Daniela und bekam zur Antwort, dass sie hier nicht mehr arbeitet.

OH MEIN GOTT!

Hosen abgeben wurde zur Qual, Hosen abholen zum Abenteuer. Bekomm ich wirklich die Hose zurück, die ich abgegeben habe? Ja, es hat immer geklappt, aber im Schneckentempo, mit vielen Entschuldigungen und die Maschine ist immer noch ein Rätsel für die Dame und jedes Mal nahm ich mir vor: „Ich suche mir einen neuen Laden!“

WO IST Daniela, ich vermisste sie, nicht nur, weil sie keinen Abholzettel brauchte oder weil sie zügig meine Sachen brachte. Ich vermisste die netten kleinen Gespräche. Und ich fragte mich immer wieder, warum ist sie weg? Ist irgendetwas passiert?

Erst geht Tim, mein geliebter Poolguy und dann Daniela, meine geliebte Dry Cleaning Wonder Woman. Es ist so unstet hier!

Anfang Juni war es, als ich Jonathan in die Reinigung schickte und selber schnell in den Supermarkt hüpfte, wir trafen uns mit unserer Beute vor dem Laden und stießen mit Daniela zusammen. Der Himmel schickte sie mir. Wir umarmten uns und freuten uns wahnsinnig uns zu sehen. Ich erzählte ihr, dass dry cleaning keinen Spaß mehr macht, seit sie weg ist und sie freute sich, dass zu hören. Sie gab mir ihre Karte und fragte ganz vorsichtig, ob ich Interesse hätte.

Sie hat sich selbständig gemacht. Klar hatte ich Interesse.

Verdana Cleaning, pick-up and delivery

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Thank you for the beautiful flowers!

Sie holt die Sachen zu Hause ab und bringt sie auch wieder.

Inzwischen kenn ich Danielas Geschichte, eine interessante aber auch traurig tragische Geschichte. Es steht mir nicht zu sie zu erzählen. Nur unseren Teil, von dem kann und will ich erzählen.

Gestern saßen wir eineinhalb Stunden zusammen und haben geredet, es sollten eigentlich nur ein paar Minuten werden.

Gestern wurde mir verwöhntem Expatweibchen mal wieder klar, wie gut es uns eigentlich geht und wie sehr manche Menschen kämpfen müssen, einfach um zu leben. Diesem Land fehlt ein vernünftiges soziales Netz.

Wenn du keinen Job findest, weil du zu alt bist oder die nötigen Computerfähigkeiten, die du heute brauchst, nicht hast, dann muss dir schon was Gutes einfallen.

Die Idee ist gut. Aller Anfang ist schwer! Pick-up und delivery! Sie fährt weit, sollte irgendjemand von euch zwischen Los Altos und Los Gatos oder drüben in San Jose Hemden, Hosen, Jacketts für die Reinigung haben, dann
e-mailt mir bitte, ich gebe Euch gerne Danielas Nummer. Sie fährt tatsächlich bis nach Boulder Creek.

Sie hat ihr Schicksal selber in die Hand genommen, ich bewundere das, doch sie sagte nur:

„Barbara, I had no choice, I must live!“

26.7.2012

Ich bin dann mal weg…

Sonderausgabe aus gegebenem Anlass

Anmerkung der Kolumnistin: Diese Kolumne ist für meine Eltern. Auch wenn wir nicht ausgelassen feiern, ist es ein ganz besonderer Tag. Einer der Tage, der nichts am Geschehen ändert, ob man feiert oder nicht. So oder so wäre es so gewesen. Und trotzdem ist er besonders.

Vor 25 Jahren wollte ich an einem ähnlichen Tag eigentlich im Urlaub sein. Wir stritten darüber, ich gab mich patzig geschlagen und ich war da, um mit euch zu feiern. Für euch, nicht für mich. Manchmal vergehen Jahre, bis man auch nur im Ansatz versteht, worum es eigentlich ging. Vor 25 Jahren trotzig, bin ich heute froh, dass ich da war. Silber!

Gold

27.7.2012 - Eröffnung der Olympiade in London. Es ist mal wieder soweit, alle 4 Jahre treten die Athleten aller Nationen in der Arena der Welt gegeneinander an. Dabei sein ist alles, sagen die einen, für andere zählt einzig der Erfolg: Gold!!!

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Bild: Google sei Dank! *Quelle

27.7.1962 – Trauung von Peter und Christine, meinen Eltern, in Bad Nauheim. Genau vor 50 Jahren gaben sie sich das “Ja”- Wort.

Sportler erhalten Gold für Bestleistung - für Sieg. Der Schnellste, der Höchste, der mit den meisten Punkten bekommt am Ende Gold. Es kann nur einen geben.

Bei einer Ehe ist das anders. Hier bekommen beide Gold, es ist ein Mannschaftssport. Ein gutes Team gewinnt das Gold, es muss nur lang genug zusammen bleiben.

Meine Eltern waren ein gutes Team und wie mein Vater zu sagen pflegt: “Wenn der sch... Krebs nicht gewesen wäre...”, dann würden wir heute Goldhochzeit feiern.

Wir würden hier feiern, hier in Amerika! Meine Mutter wünschte sich an ihrem Goldhochzeitstag auf der Golden Gate Bridge zu stehen und der 50 Jahre Ehe zu gedenken, die hinter ihr liegen. Sie arbeitete nach dem Krieg bei den Amerikanern und hatte einen Vorgesetzten, der aus San Francisco kam und ihr von der faszinierenden und beeindruckenden Golden Gate Bridge erzählte, die damals gerade mal etwa 10 Jahre alt war. Als meine Mutter hörte, dass wir nach Amerika gehen, freute sie sich auf ein Familienfest in Übersee.

Mein Vater und ich besuchten die Brücke im Juni als er hier war und ich versprach, am Jubiläumstag mit all meinen guten Gedanken, die Brücke zu betreten.

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Juni 2012

Ich werde also am Freitag auf der Brücke stehen. Ich werde mich in die Mitte der Brücke stellen und an meine Eltern denken. An 48 Jahre glückliche Ehe und an die zwei Jahre, die mein Vater allein verbringen musste, da der sch... Krebs dann doch gewonnen hat.

Denn es sind 50 Jahre Ehe! Der Bund der aus Liebe für ein Leben lang geschlossen wurde, hört mit dem Tod nicht einfach auf. Es gibt keinen Grund ausgelassen zu feiern, weil der eine Jubilar so fehlt, aber es gibt Grund, feste an beide Jubilare zu denken.

Papi, Mami, my thoughts are with you!

28.7.2012

Ich bin dann mal weg…

Anmerkung zur letzten Kolumne: Gold

Wir waren gegen sieben auf der Brücke, es war kalt, gerade mal 11 Grad, windig und nebelig. So wie man es zu dieser Jahreszeit tatsächlich auf der Brücke erwartet. Als ich mit meinem Vater im Juni die Brücke besuchte, war es warm und sonnig. Der kalte Nebel gestern passte zur Stimmung.

Mami, Papi, our thoughts were with you!

Hier einige Fotos, sie können den Eindruck nicht wiedergeben. Man muss die Brücke spüren. Den Wind, die lauten Autos, die Möwen, das Wackeln der Seile und die Geräusche dabei, die Nebelschwaden die an den Pfeilern vorbeiziehen und die Angst, an der Reling zu stehen und nach unten zu gucken. Tatsächlich könnte man ohne Probleme auf sie klettern und runter springen, kein Sicherheitszaun oder Fangnetz im sonst so abgesicherten Amerika, dafür Seelsorgetelefone für Verzweifelte, die eventuell vorhaben zu springen.


Grüße
Grüße aus San Francisco nach Stommeln

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Grüße
Liebe Grüße aus San Francisco nach Stommeln

31.7.2012

Ich bin dann mal weg…

The Second Year is Over

31.7.2010, San Francisco International Airport, gegen Abend

Lufthansa Flug LH 458 aus München am Gate. Reisende, Urlauber wie Geschäftsleute verlassen das Flugzeug. (Es waren deutlich mehr Urlauber, denn sie haben tatsächlich bei der Landung applaudiert) Die Stewardessen stehen am Ausgang und verabschieden die Fluggäste: „Guten Aufenthalt“, wünscht mir die Flugbegleiterin.

Ich grinse nur und bedanke mich. Mein Herz klopft!

Immigration Procedere mit gründlicher Erstprüfung unserer Visa, 40 Fingerabdrücke (Jonathan ist zum Glück noch zu jung), 5 Fotos, Secondary Inspection wegen zwei potentiellen Terroristen ohne Arbeitserlaubnis (Samuel und Moritz werden gründlich überprüft und nochmals deutlich darauf hingewiesen, dass sie nicht arbeiten dürfen) und dann endlich das Wiedersehen mit den Hunden im Zollbereich.

Welcome in the USA!

Das ist nun genau zwei Jahre her.

Schon zwei Jahre? Erst zwei Jahre!

Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Nachdem man sich nun nicht mehr jeden Tag über das Land wundert, in dem man lebt und sich auch nicht mehr jeden Tag über die Menschen wundert, die in diesem Land leben, nachdem man Vieles als selbstverständlich hin nimmt und sogar lieben gelernt hat, kommt einem der Anfang der Geschichte so wahnsinnig weit weg vor.

In
„The First Year is Over“ (bisschen runterscrollen, 4. Kolumne von oben, 8.8.2011) fasse ich die Phasen des ersten Jahres zusammen. Kurz und knapp und danach singe ich eine Lobeshymne auf die schönste Stadt, die ich kenne: San Francisco!

Auch im zweiten Jahr ist viel passiert. Auch das zweite Jahr könnte ich in Phasen einteilen. Aber wozu?

Wenn Asian Reporter Tricia Takanoa (eine meiner Lieblingsfiguren aus meiner Lieblingsfernsehserie) mich heute mit ihrer näselnden Stimme fragen würde: „Barbara, what is the point in your second year in the USA?“ Ich wüsste sofort, was ich antworten müsste: „No status is stable!“

Nach wie vor fühle ich mich hier in Kalifornien wohl. Es ist eine wunderbare Gegend zum Leben. Nach wie vor vermisse ich Aachen, es ist ein wunderbarer Ort zum Leben. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass das Glück nicht alleine vom Ort abhängt, an dem man lebt...



Nobbi, Happy „Two Years USA“!

6.8.2012

Ich bin dann mal weg…

Anmerkung der Kolumnistin: Diese Kolumne ist für Britta, meinem Lieblings-Expatweibchen.

Du hast mich damals aus meiner Lethargie geholt, mit dir zu schnattern, ist immer ein bisschen Heimat.

Wir kennen uns jetzt zwei Jahre, du warst nur wenig länger hier als ich, aber wesentlich erfahrener. Deine Zeit hier ist nun zu Ende, doch du lässt uns einen wertvollen Pfand da. Du kommst wieder!

Deinen Satz, der fast weltberühmt ist, sagst du wie keine andere: „Ach, was geht’s uns gut!“ Wo es uns gut geht, ist eigentlich egal!

Also; Schluss mit dem Gejammer, ich werde es mir zu Herzen nehmen! Ab und zu, wenn wir anderen Expat-Weibchen ohne dich in Half Moon Bay beim Kaffee sitzen, werden wir an dich denken, für einen Moment das Schnattern unterbrechen und uns fragen, wie geht’s denn wohl in Kölle?

The Doing is Fine

Dem Team von International Geograffities ist es gelungen eine bildliche Langzeitstudie über Expat-Weibchen (siehe auch Expatriate/ Ikierpedia) zu machen.

Nachdem 2010 ein wissenschaftlicher Artikel in National Geografics über eine besondere Unterart des modernen Menschen erschien, den Expatriaten, machte sich ein Kamerateam von IG auf die Suche nach einer kleinen Population an der Westküste der Vereinigten Staaten von Amerika, wo die Lebensbedingungen für sie besonders günstig sind.

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Expat-Weibchen beim gemeinsamen Beach Walk
Bild: Uli sei Dank!

Einmalige Aufnahmen über das Leben und die besonderen sozialen Verhaltensweisen dieser putzigen Spezies bezaubern die Expertenwelt. Es gelang nicht nur, immer wieder eine Gruppe vor die Kamera zu bekommen, es konnten auch erfolgreiche Langzeitbeobachtungen über etwa zwei Jahre bei einzelnen Exemplaren gemacht werden.

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typische Expat-Weibchen Haltung im Migrationsland, hier Half Moon Bay
Bild: Uli sei Dank!

Dass die Migration ein definitionsgemäßes Attribut von Expatriaten ist, kann bei Ikierpedia nachgelesen werden. Dass aber die Re-Migration, also die Rückkehr in das Ursprungshabitat eine ebenso artspezifische Angelegenheit ist, verschweigt der Artikel. Ein echter Expatriate verlässt nach einer unbestimmten Zeit das Fremdland wieder, um in die ursprüngliche Heimat zurück zu kehren. Dies kann schon nach wenigen Monaten geschehen, sich aber auch über Jahre hinziehen. Auch Teil-Re-Migrationen sind zu finden.

Bei dieser netten Gruppe von Expatriaten finden wir alle erdenklichen Formen.

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gleiche Haltung wie oben, aber im Ursprungshabitat, hier am Starnberger See bei München
Bild: Gabi sei Dank!


Dieses Bild wurde am Starnberger See aufgenommen und zeigt Expat-Weibchen bei ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem gemeinsamen „Gut Gehen Lassen“. Das besondere hier; dieses Bild ist nicht im Migrationsland gemacht, sondern nach erfolgreicher Re-Migration. Das Expat-Weibchen vorne rechts verließ das Migrationsland nach sieben Jahren, vorne links nach fünf. Beide sind inzwischen wieder voll integriert.

Hinten rechts sehen wir ein Exemplar, das sich in einer Teil-Re-Migrationsphase befindet. Es verlässt für Monate am Stück das Migrationsland und lebt in der alten Heimat ein fast ganz normales Leben. In diesem Fall spricht man von Schein-Re-Migration.

Das Weibchen hinten links beschreibt einen weiteren Sonderfall. Obwohl Migration und Re-Migration besondere Expat-Eigenschaften sind, gibt es Exemplare, die ihr Heimatland auf Dauer verlassen. Sie nehmen sogar die fremde Staatsbürgerschaft an. Auch wenn sie damit den offiziellen Expat-Status verlieren oder schon vorher abgelegt haben, werden sie den biologische Expat-Status nicht los. Die Gene kann man nicht verändern. Obwohl der dauerhafte Wohnsitz nun in den USA ist, kommt es immer wieder zu kurzzeitigen Zwischen-Migrationen. Die typischen Expat-Weibchen Verhaltensweisen werden sowieso niemals abgelegt.

Des weiteren spricht man ebenso von Teil-Re-Migration, wenn nur ein Teil der Familie zurück ins Herkunftsland geht. Das Verbleiben eines Geschlechtspartners oder der Brut im Migrationsland, fördert die Reisewilligkeit auf beiden Seiten. Verbleibt die Brut im Migrations-Land wird in der Regel die Re-Migration vollendet, wenn die Brut vollständig flügge wird und auf Dauer emigriert. Beim verbleib des Sexualpartners bleibt es solange eine Teil-Re-Migration bis Männchen und Weibchen wieder auf Dauer zusammen leben.

In diesen Tagen können wir hier in der Gruppe der Westküsten Expat-Weibchen die Teil-Re-Migration eines Gruppenmitgliedes beobachten. Anders als bei Voll-Re-Migrationen wird es kein rituelles rauschendes Fest geben, dennoch kann man vereinzelt Expat-Weibchen bei gruppendynamischen Verabschiedungsriten beobachten. Es ist uns noch nicht gelungen es mit der Kamera festzuhalten, da dieses seltene Verhalten grundsätzlich mit der Scheu vor der Ablichtung zusammen kommt. Wir nehmen Rücksicht hoffen aber bald Bilder der gelungenen Teil-Re-Migration veröffentlichen zu können.

International Geograffities: Ach was geht’s uns gut!

Eine Zwei-Jahres-Langzeitbeobachtung von Westküsten-Expat-Weibchen



Britta, we are going to miss you!

27.8.2012

Ich bin dann mal weg…

Anmerkung der Kolumnistin: Die Ferien sind vorbei. Die Schule läuft schon seit zwei Wochen. Jonathan und Kyra, gute Freundin und Pflegekind fürs nächste halbe Jahr, sehen fast schon wieder ferienreif aus,...fast!

Thorsten, Ricarda, Céline und der große Jonathan sind schon seit einer Woche wieder zu Hause in Vaals. Die Anekdoten, die es zu erzählen gäbe, behalte ich für mich.

Es war eine schöne Zeit in der ich wieder spürte, was „zu Hause“ heißt, was es heißt, gute Freunde zu haben. Der Abschied diesmal riss jedoch keine Wunde auf. Andere Sachen sind im Moment wichtiger.

Statt Kolumne diesmal nur ein Film. Liebe Ricarda, lieber Thorsten, leider habe ich nicht eure Roadtrip-Bilder. Deshalb beschränke ich mich auf die eigenartige Frage: „Who’s Zed?“ und was hat er mit unserem Urlaub zu tun?



Es war eine schöne Zeit mit euch, mit euch allen. Das Sightseeing mit Céline bleibt mir besonders in Erinnerung. Irgendwann ist auch die Avocadosaison zu Ende.

Danke für alles - Gute Gäste!


Auf in die Nächste Runde


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